Dienstag, 2. Februar 2016

Angekommen - Islandprojekt Teil 3

Gestern ging es dann endlich ins Textil Setur nach Bönduós mit dem Bus.
Neben mir kamen noch weitere 6 Künstler an, die zum Teil sehr spannende Projekte vorhaben und im Haus wartete schon Marianne auf mich, meine Arbeitspartnerin für das Projekt. Sie hatte auch das Buch, das die Grundlage für unsere Reproduktion/Rekonstruktion ist!

Exkurs:
Nach einigen Diskussionen letzlich über den Begriff  Rekonstruktion möchte ich hier noch ein paar kritische Worte vorausschicken. Wir werden keine echte Rekonstruktion erreichen können, denn dazu fehlen uns eine Menge Voraussetzungen. Das Fundmaterial im textilen Bereich besteht ja meist, nicht nur in unserem Fall, aus Bruchstücken, die nur eine begrenzte Aussagekraft haben. Sie lassen keine Rückschlüsse auf die komplette Bekleidung zu, außen in den wenigen Fällen, wenn die äußeren Umstände wie Konservierung unter Luftabschluss im Moor, in weitgehend keimfreier Umgebung wie in der Wüste oder im Salz den Erhalt kompletter Ausstattungen ermöglicht hat. 
In den meisten Fällen bleiben jedoch nur textile Reste erhalten, die an metallenen Gegenständen ankorridiert sind. Das ist auch bei unserem Fund der Fall.
Ich spreche daher nur von einer Annäherung an das ursprüngliche Erzeugnis, die jederzeit kritisierbar wenn nicht sogar widerlegbar ist.  Es ist meine/unsere Interpretation des Fundes, unter Berücksichtigung der wissenschaftlichen Auswertung und unter Heranziehung ähnlicher Funde aus anderen Ländern und/oder Zeiten.
Wie ihr seht, ist hier auch eine ganze Menge Interpretation nötig um zu einem vorzeigbaren Ergebnis zu kommen. Deshalb solltet ihr, meine lieben Leser, immer im Kopf behalten, dass hier eine Interpretation entstehen wird, die durch unsere Erfahrungen und Kenntnisse gefärbt ist. Wir werden Kompromisse eingehen müssen - um so mehr je näher wir unserem Ziel kommen.
Aber zurück zur Fragestellung.
Mit unserer Arbeit hier im Textilsetur möchten wir Textilien reproduzieren bis zum fertigen Kleidungsstück, aus einem Grabfund im Osten Islands aus Ketilsstaðir.
Das Grab wurde 1938 zufällig bei Straßenarbeiten entdeckt. Es enthielt Perlen, einen Wetzstein, einen Prüfstein, einen unbearbeiteten Chalcedon, zwei Ovalfibeln des Typs     , eine Kleeblattfibel mit Ankanthusmotiv, bearbeitete Knochen die auf eine Verwendung als Messergriff hindeuten sowie Knochen und Teile des Gesichts die durch die Berührung mit den Ovalfibeln erhalten waren.
In den Ovalfibeln wurden außerdem Überreste gefunden, die zu drei unterschiedlichen textilen Lagen gehören. Diesen Textilien sind unsere Arbeiten hier gewidmet.

Unsere Primärquelle ist das Buch: 

Bláklædda konan- ný rannsókn á fornu kumli

 

 

das als Begleitband zur Ausstellung letztes Jahr erschien. Die Grabfunde waren nämlich so gut erhalten, dass eine neue Untersuchung in den letzten Jahren erfolgte, die neue und sehr spannende Ergebnisse erbrachten.

 

 Teil 4


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Die Kommentare werden freigeschaltet, es wird daher etwas dauern, bis sie erscheinen.