Ich muss mich immer wundern, wie viele Darsteller in buntes! Leinen gekleidet über die Märkte gehen und wie oft danach gefragt wird, wie man Leinen mit Pflanzenfarben färben kann. Und auch bei den Brettchenwebern gibt es unglaublich viele Angebote in gefärbtem Leinengarn.
Natürlich habe auch ich früher mal vesucht Leinenoutfit zu rechtfertigen (einfach, weil es im Durchschnitt viel preisgünstiger als reine Wolle ist), aber wenn man sich ein wenig mit den Hintergründen beschäftigt, rückt man sehr schnell davon ab (siehe auch hier).
Meine Recherche bezieht sich natürlich wie meistens lediglich auf den Zeitraum der Vorgeschichte bis zum Frühmittelalter. Wie Färbebücher aus dem Spätmittelalter bis hin zur frühen Neuzeit belegen, wurde zu diesen Zeit durchaus auch Leinen und später Baumwolle in sehr aufwändigen Prozeduren gefärbt - der echte Durchbruch gelang aber erst mit der Erfindung der Anilinfarbstoffe ab etwa Mitte des 19. Jhdts.
In meinem behandelten Zeitraum gibt es im Vergleich zu Tierfasern deutlich weniger Funde von Pflanzenfasern, die zu Stoffen verarbeitet wurden; noch weniger davon sind gefärbt und mir ist kein echter Nachweis von gefärbtem Leinen neben den Küpenfärbungen mit Waid oder Purpur bekannt, wohlgemerkt aus dem mittel- bis nordeuropäischen Raum. Die Fachbücher schweigen sich auch oft merkwürdig zum Thema Farbe auf Leinen aus.
In der nächsten Zeit werde ich mal gezielter den mir zur Verfügung stehenden Büchern danach suchen, wer noch einen Tipp hat, darf ihn mir gern zukommen lassen und meine Funde hier weiter veröffentlichen.
Aber für heute einfach mal ein Foto von meinen Erkenntnissen von Pflanzenfärbung auf Leinen; ich benutze häufig zum Abbinden der Woll- oder Seidenstränge Reste von Leinengarn. Das durchläuft also exakt die gleiche Behandlung wie die tierische Faser: waschen, beizen, färben, überfärben, spülen, waschen und so sieht das Ergebnis aus:
Es ist bei dieser Krappfärbung recht deutlich zu erkennen, wie unterschiedlich die beiden Fasern den Farbstoff aufgenommen haben (links Wolle, rechts Leinen). Die Pflanzenfaser nimmt Farbstoff an, ohne Zweifel, aber das Ergebnis ist unbefriedigend.
Als erstes schaue ich in den Schweppe.
Die Beschreibungen aus dem Kapitel: Frühe außereuropäische Kulturen/Ägypten werden unter anderem Krappfärbungen auf Leinen beschrieben: "Auf einem Gürtel aus dem Grab Tut-ench-Amuns (gest. um 1350 v. Ch.9 konnte PFISTER Krapp nachweisen, .....Pfister stellte beim Abkochen mit Wasser ein stärkeres Ausbluten des Farbstoffs fest, als man es sonst bei Krappfärbungen auf Wolle, die mit Alaun gebeizt ist, feststellt."
Schweppe zitiert Pfister auch in den folgenden Kapiteln über die Völker Vorderasiens und beschreibt diverse Funde in verschiedenen Ausgrabungsstätten. Auch die verwendeten Farbstoffe werden vorgestellt, leider bleibt die Erwähnung der gefärbten Stoffe allgemein, ausdrücklich werden immer nur Wolle oder Seide, außer bei Küpenfärbungen, erwähnt!
So versuche ich unter dem Stichwort 'Leinen' eine entsprechende Information zu bekommen, sie verweist mich auf die Seite 35.
Leinen
wird dort allerdings nur im Zusammenhang mit mit Färbungen in Indien und dem
Fernen Osten erwähnt, da im Kontext mit der Färbung von Baumwolle. Als Farbstoffe werden Kurkuma, Bastardhanf, Henna, Krapp in Zusammenhang mit einer der Türkischrot ähnlichen aufwändigen Färbemethode, Lac-Dye (Insektenfarbstoff), Saflor u. m. aufgezählt.
(wird fortgesetzt)
Wir möchten hier textile Reproduktionen und Interpretationen vorstellen, die auf Grund von Recherche und eigenen Überlegungen entstanden sind. Dabei liegt der Fokus eindeutig auf der Eisenzeit bis hin zum Frühmittelalter, wenn auch das ein oder andere Stück aus späteren Epochen eingestellt werden soll. Außerdem gibt es auch hin und wieder einen Bericht über das Drumherum, die Recherche und Probleme bei der Umsetzung. Autoren: Hans und Marled Mader
Samstag, 14. Dezember 2013
Mittwoch, 27. November 2013
Prachtmantel
Fakten:
Material: Schurwollgarn mit einer Lauflänge von 600 m pro 100 g
Farbe: pflanzengefärbt mit Wau (Färberresede) für gelb, mit Wau/Indigo für
grün, Krapp für rot in der Brettchenborte
Maße: 145 cm x 230 cm
Gewicht: 1396 g
Kette:1350 Kettfäden in grün
Fadendichte: 9-10 F/cm
Bindung: Diamantköper
Kante: angewebte Brettchenborte, an den Schmalseiten jeweils mit 16
Brettchen in rot,
eine kurze Seite mit 32 Brettchen in gelb, grün, rot
eine kurze Seite mit 64 Brettchen in gelb, grün, rot
Fransen: an einer kurzen Seite und den Abschlüssen der Brettchenborten,
insgesamt 278
Hier fertig, aber noch unversäubert, d.h. lose Fäden müssen noch verstopft und Fransen gedreht werden.
Die Entstehung
Auf der IRM hatte ich eine Anfrage für einen Prachtmantel.
Prachtmäntel sind Rechteckmäntel der Vor- und Frühgeschichte, die auf der Schulter mit einer Fibel o.ä. geschlossen wurden, nachgewiesen durch etliche Funde aus Norddeutschland, wo sie sich unter den dortigen Bodenverhältnissen erhalten konnten, wie hier beim Beispiel aus dem Vaaler Moor (Foto mit freundlicher Genehmigung von http://scotelingo.de, vielen lieben Dank)
sowie durch Abbildungen wie hier aus Carmona
oder hier in einer zeichnerischen Darstellung nach Motiven auf auf der MarcAurelSäule sowie schriftliche Quellen.
Original wurden solche breiten Gewebe am Gewichtswebstuhl hergestellt, man geht dabei von mindestens zwei Weberinnen aus. Eine gute Bekannte aus Luxembourg hat eine solche Reproduktion in der Planung,
Die Arbeit am Gewichtswebstuhl ist sehr zeitaufwändig, besonders wenn das Spinnen der Wolle noch mit dazu kommt, deshalb sah ich von dieser Form ab. Es war eh keine Replik eines vorhandenen Fundes vorgesehen, sondern eine Interpretation verschiedener Funde.
Die Arbeitsplanung an sich sah vor, dass das Gewebe auf einem kleineren Webstuhl als Doppelbreitgewebe hergstellt werden sollte. Nach sich häufenden Schwierigkeiten hielt dann doch ein weiterer großer Webstuhl hier Einzug mit einer Webbreite von 1,50m!
Mehr geht ohne Schnellschuss nicht, und auf den wollte und will ich definitiv verzichten, da die Stoffherstellung damit weiter mechanisiert und automatisiert wird und der Stoff sich weiter an maschinengewebten annähert. 150 cm kann ich grad so eben noch mit ausgestreckten Armen erreichen, um das Schiffchen von einer Seite auf die andere zu werfen.
Das Garn wurde im Sommer gefärbt mit Wau, der hier gelegentlich wild in den Weinbergen an der Mosel wächst und sich auch zwischen den Fugen unserer Pflastersteine hinter dem Haus ausgebreitet hat.
Für das Blau (Überfärbung von gelbem Garn zu Grün) muss ich auf gekauftes Indigopulver zurückgreifen, da die Schnecken meinen Färberwaid in diesem Jahr fast komplett vernichtet hatten. Ich verzichtete auch auf eine Urinküpe und verwendete ganz modern und schnell Natriumdithionit.
Nachdem der Webstuhl endlich eingerichtet war, ging das eigentliche Weben relativ zügig voran, die Arbeit mit den angewebten Brettchenborten zog sich dafür in die Länge.
Am Wochenende war er dann endlich fertig.
Material: Schurwollgarn mit einer Lauflänge von 600 m pro 100 g
Farbe: pflanzengefärbt mit Wau (Färberresede) für gelb, mit Wau/Indigo für
grün, Krapp für rot in der Brettchenborte
Maße: 145 cm x 230 cm
Gewicht: 1396 g
Kette:1350 Kettfäden in grün
Fadendichte: 9-10 F/cm
Bindung: Diamantköper
Kante: angewebte Brettchenborte, an den Schmalseiten jeweils mit 16
Brettchen in rot,
eine kurze Seite mit 32 Brettchen in gelb, grün, rot
eine kurze Seite mit 64 Brettchen in gelb, grün, rot
Fransen: an einer kurzen Seite und den Abschlüssen der Brettchenborten,
insgesamt 278
Hier fertig, aber noch unversäubert, d.h. lose Fäden müssen noch verstopft und Fransen gedreht werden.
Die Entstehung
Auf der IRM hatte ich eine Anfrage für einen Prachtmantel.
Prachtmäntel sind Rechteckmäntel der Vor- und Frühgeschichte, die auf der Schulter mit einer Fibel o.ä. geschlossen wurden, nachgewiesen durch etliche Funde aus Norddeutschland, wo sie sich unter den dortigen Bodenverhältnissen erhalten konnten, wie hier beim Beispiel aus dem Vaaler Moor (Foto mit freundlicher Genehmigung von http://scotelingo.de, vielen lieben Dank)
sowie durch Abbildungen wie hier aus Carmona
cc by PhilippeC, http://www.flickr.com/photos/flissphil/51185015/ |
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_R%C3%B6mer_in_Germanien |
oder hier in einer zeichnerischen Darstellung nach Motiven auf auf der MarcAurelSäule sowie schriftliche Quellen.
Original wurden solche breiten Gewebe am Gewichtswebstuhl hergestellt, man geht dabei von mindestens zwei Weberinnen aus. Eine gute Bekannte aus Luxembourg hat eine solche Reproduktion in der Planung,
Die Arbeit am Gewichtswebstuhl ist sehr zeitaufwändig, besonders wenn das Spinnen der Wolle noch mit dazu kommt, deshalb sah ich von dieser Form ab. Es war eh keine Replik eines vorhandenen Fundes vorgesehen, sondern eine Interpretation verschiedener Funde.
Die Arbeitsplanung an sich sah vor, dass das Gewebe auf einem kleineren Webstuhl als Doppelbreitgewebe hergstellt werden sollte. Nach sich häufenden Schwierigkeiten hielt dann doch ein weiterer großer Webstuhl hier Einzug mit einer Webbreite von 1,50m!
Mehr geht ohne Schnellschuss nicht, und auf den wollte und will ich definitiv verzichten, da die Stoffherstellung damit weiter mechanisiert und automatisiert wird und der Stoff sich weiter an maschinengewebten annähert. 150 cm kann ich grad so eben noch mit ausgestreckten Armen erreichen, um das Schiffchen von einer Seite auf die andere zu werfen.
Das Garn wurde im Sommer gefärbt mit Wau, der hier gelegentlich wild in den Weinbergen an der Mosel wächst und sich auch zwischen den Fugen unserer Pflastersteine hinter dem Haus ausgebreitet hat.
Für das Blau (Überfärbung von gelbem Garn zu Grün) muss ich auf gekauftes Indigopulver zurückgreifen, da die Schnecken meinen Färberwaid in diesem Jahr fast komplett vernichtet hatten. Ich verzichtete auch auf eine Urinküpe und verwendete ganz modern und schnell Natriumdithionit.
Nachdem der Webstuhl endlich eingerichtet war, ging das eigentliche Weben relativ zügig voran, die Arbeit mit den angewebten Brettchenborten zog sich dafür in die Länge.
Am Wochenende war er dann endlich fertig.
Sonntag, 3. November 2013
Zur Ausstattung spätantiker Elitegräber aus St. Maximin in Trier
Hier erstmal eine allgemeine Information über die Steingräber in Trier: Aus dem Reich der Toten
Dank einer freundlichen Leihgabe von Dr. Teegen halte ich heute ein Neuerscheinung in der Hand:
Nicole Reifarth, Zur Ausstattung spätantiker Eltegräber aus St. Maximin in Trier - Purpur, Seide, Gold und Harze, Rahden/Westf. 2013
Es handelt sich hierbei um eine Aufarbeitung der Funde in den Steinsarkophagen, die in die Spätantike datieren. Das Buch umfasst 511 Seiten, 13 Kapitel einschließlich der Bibliographie enthalten eher allgemeine Bemerkungen zu den taphonomischen Prozessen, den Bestattungsformen, den menschlichen Überresten, der Präparation mit Harzen und Erdfarben, den Beigaben, einer allgemeinen Ausertung u.a. Daran schließt ein 246 Seiten langer Katalog mit Beschreibung der Einzelfunde.
Ich möchte mich hier auf die Beschreibung der Textilien, vor allem in Hinblick auf die verwendeten Fasern im allgemeinen Teil (S. 47 - 89) sowie auf auf den Katalog beschränken.
Reifarth unterteilt die Funde in Gewebe aus Pflanzenfasern, Seide, feiner Wolle und Goldgewebe. Außerdem geht sie kurz auf die verwendeten Färbematerialien ein.
Die Gewebe aus Pflanzenfasern sind nicht explizit unterschieden zwischen Flachs und Hanf, es gibt sehr feine Gewebe mit einer Fadendichte von 50x60 F/cm, das gröbste Gewebe hat 10x15 F/cm. die Fäden sind zur Hälfte s- zur Hälfte z gedreht. Es finden sich keine verwertbaren Spuren von Pflanzenfärbungen außer einigen partiellen Verfärbungen, "....die jedoch auf den direkten Kontakt mit den anderen Textillagen der darüberliegenden Purpurwolle zurückzuführen ist."
Eine Besonderheit der Pflanzenfasergewebe ist die feine Plissierung, die an einigen Exemplaren vorkommt. die meisten Gewebe weisen übrigens eine Leinwandbindung, zum Teil mit leichten Abwandlung auf.
Seide: 13 Gewebe bestehen aus Maulbeerseide, die Fadendichte liegt bei bis zu 80 Fäden!!! Da erblasse ich natürlich vor Neid, 20 Fäden pro cm sind schon sehr fein und aufwändig zu gestalten. Die Seidenstoffe wurden entweder in Leinwandbindung oder Köperdamast gewebt, im Kettfadensystem einheitlich aus z-gedrehtem Garn, der Schuss ist nicht gedreht (Haspelseide). Als Färbemittel wurden Krapp, Schneckenpurpur und Chrysophanol (Pflanzenursprung nicht bestimmbar) festgestellt.
Wolle: bis auf eine Ausnahme handelt es sich um Mischgewebe, wobei die Wolle stets im Kettfadensystem verwendet wurde, der Schuss bestand aus Seide oder Pflanzenfaser. Die Gewebefeinheit ist wieder absolut erstaunlich - bis zu 100 Kettfäden pro cm!! Die Garne sind übrigens z-gedreht. Als Farbstoffekommen überwiegend Schneckenpurpur, Krapp und Chrysophanol in Frage, in zwei Geweben wurde eine indigoide Farbstoffquelle nachgewiesen.
Zwischenbemerkung: Die Ergebnisse stützen wieder meine Vermutung, dass Indigo als DIE Farbe für die Elite überbewertet wird , zumindestens in diesem Kontext.
Der allgemeine Teil enthält natürlich noch sehr viel mehr Informationen, aber ich wollte den für Textilmotten wichtigen Bereich hier mal kurz anreißen.
Wenn man nach dieser Einleitung den Katalog durchblättert, ist man erstaunt, wie aus den dargestellten Fragment(ch)en überhaupt eine Aussage abgeleitet werden konnte. Die Bebilderung ist ausgezeichnet, aber man braucht bei den meisten Funden schon ein geübtes Auge um überhaupt eine textile Fläche entdecken zu können. Bei einigen Funden kann man nur durch die Anwesenheit des Goldlahns überhaupt eine textile Struktur erkennen. Sehr interessant ist auch die Beschreibung der Grabfauna sowie die mikrobielle Besiedlung.
Leider ist das Buch mit 75 € doch recht teuer für den doch sehr speziellem Inhalt. Es bietet allerdings weit mehr als nur eine reine Fundbeschreibung, meine Beurteilung: empfehlenswert
Nun bin ich natürlich sehr gespannt auf den Vortrag von Nicole Reifarth in Trier am 4.12.:
Boethiolas Seidenkleid - Alltag und Luxus in der spätantiken Kaiserresidenz Trier
Dank einer freundlichen Leihgabe von Dr. Teegen halte ich heute ein Neuerscheinung in der Hand:
Nicole Reifarth, Zur Ausstattung spätantiker Eltegräber aus St. Maximin in Trier - Purpur, Seide, Gold und Harze, Rahden/Westf. 2013
Es handelt sich hierbei um eine Aufarbeitung der Funde in den Steinsarkophagen, die in die Spätantike datieren. Das Buch umfasst 511 Seiten, 13 Kapitel einschließlich der Bibliographie enthalten eher allgemeine Bemerkungen zu den taphonomischen Prozessen, den Bestattungsformen, den menschlichen Überresten, der Präparation mit Harzen und Erdfarben, den Beigaben, einer allgemeinen Ausertung u.a. Daran schließt ein 246 Seiten langer Katalog mit Beschreibung der Einzelfunde.
Ich möchte mich hier auf die Beschreibung der Textilien, vor allem in Hinblick auf die verwendeten Fasern im allgemeinen Teil (S. 47 - 89) sowie auf auf den Katalog beschränken.
Reifarth unterteilt die Funde in Gewebe aus Pflanzenfasern, Seide, feiner Wolle und Goldgewebe. Außerdem geht sie kurz auf die verwendeten Färbematerialien ein.
Die Gewebe aus Pflanzenfasern sind nicht explizit unterschieden zwischen Flachs und Hanf, es gibt sehr feine Gewebe mit einer Fadendichte von 50x60 F/cm, das gröbste Gewebe hat 10x15 F/cm. die Fäden sind zur Hälfte s- zur Hälfte z gedreht. Es finden sich keine verwertbaren Spuren von Pflanzenfärbungen außer einigen partiellen Verfärbungen, "....die jedoch auf den direkten Kontakt mit den anderen Textillagen der darüberliegenden Purpurwolle zurückzuführen ist."
Eine Besonderheit der Pflanzenfasergewebe ist die feine Plissierung, die an einigen Exemplaren vorkommt. die meisten Gewebe weisen übrigens eine Leinwandbindung, zum Teil mit leichten Abwandlung auf.
Seide: 13 Gewebe bestehen aus Maulbeerseide, die Fadendichte liegt bei bis zu 80 Fäden!!! Da erblasse ich natürlich vor Neid, 20 Fäden pro cm sind schon sehr fein und aufwändig zu gestalten. Die Seidenstoffe wurden entweder in Leinwandbindung oder Köperdamast gewebt, im Kettfadensystem einheitlich aus z-gedrehtem Garn, der Schuss ist nicht gedreht (Haspelseide). Als Färbemittel wurden Krapp, Schneckenpurpur und Chrysophanol (Pflanzenursprung nicht bestimmbar) festgestellt.
Wolle: bis auf eine Ausnahme handelt es sich um Mischgewebe, wobei die Wolle stets im Kettfadensystem verwendet wurde, der Schuss bestand aus Seide oder Pflanzenfaser. Die Gewebefeinheit ist wieder absolut erstaunlich - bis zu 100 Kettfäden pro cm!! Die Garne sind übrigens z-gedreht. Als Farbstoffekommen überwiegend Schneckenpurpur, Krapp und Chrysophanol in Frage, in zwei Geweben wurde eine indigoide Farbstoffquelle nachgewiesen.
Zwischenbemerkung: Die Ergebnisse stützen wieder meine Vermutung, dass Indigo als DIE Farbe für die Elite überbewertet wird , zumindestens in diesem Kontext.
Der allgemeine Teil enthält natürlich noch sehr viel mehr Informationen, aber ich wollte den für Textilmotten wichtigen Bereich hier mal kurz anreißen.
Wenn man nach dieser Einleitung den Katalog durchblättert, ist man erstaunt, wie aus den dargestellten Fragment(ch)en überhaupt eine Aussage abgeleitet werden konnte. Die Bebilderung ist ausgezeichnet, aber man braucht bei den meisten Funden schon ein geübtes Auge um überhaupt eine textile Fläche entdecken zu können. Bei einigen Funden kann man nur durch die Anwesenheit des Goldlahns überhaupt eine textile Struktur erkennen. Sehr interessant ist auch die Beschreibung der Grabfauna sowie die mikrobielle Besiedlung.
Leider ist das Buch mit 75 € doch recht teuer für den doch sehr speziellem Inhalt. Es bietet allerdings weit mehr als nur eine reine Fundbeschreibung, meine Beurteilung: empfehlenswert
Nun bin ich natürlich sehr gespannt auf den Vortrag von Nicole Reifarth in Trier am 4.12.:
Boethiolas Seidenkleid - Alltag und Luxus in der spätantiken Kaiserresidenz Trier
Freitag, 1. November 2013
Purpur - die Farbe der Könige
Es gibt noch eine Gastschreiberin, meine liebe Freundin Marianne, die eine Arbeit über die Purpurfärberei für ihr Studium an der Universität Íslands verfasst hat, hier stellt sie uns dankenswerter Weise ein Exzerpt ihrer Arbeit zur Verfügung.
Bilder hinzugefügt von mir
Rot - Cochenille
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Diskussion:Purpur_%28Farbstoff%29 |
Bis zur industriellen Revolution war
die Textilproduktion das arbeits- und zeitintensivste aller
Handwerke, und ihre kulturelle, soziale und wirtschaftliche Bedeutung
ist kaum zu überschätzen. Ebenso gross wie das Bedürfnis nach
einer schützenden Hülle war der Wunsch nach Farbe und
Verschönerung. Farbe und Färbung eines Textils waren, neben dem
verwendeten Material (Wolle, Seide, Flachs etc) und der Qualität der
Herstellung (Feinheit des Garns, Webmuster) entscheidende
Qualitätsmerkmale, die u.a. Auskunft über den sozialen Stand des
Trägers gaben. In der Antike wurden Textilien systematisch gefärbt,
die Minoer beispielsweise erzielten mit Krapp, Safran und Waid die
Farben rot, gelb und blau. Die am meisten geschätzte Farbe jedoch,
und dementsprechend teuer, war Purpur, der noch heute untrennbar mit
der Vorstellung von Luxus und Status verbunden ist. Genauer gesagt
handelt es sich um Tyrischen Purpur, der hauptsächlich aus der
Farbdrüse der Schneckenart Murex trunculus gewonnen wurde,
die im Mittelmeerraum heimisch ist. Der Chemiker Paul
Friedländer identifizierte 1909 erstmals 6,6'-Dibromindigo als den
farbgebenden Stoff, und etwa zur selben Zeit gelang die synthetische
Herstellung von Purpur. Heute ist echter Purpur der teuerste
Farbstoff überhaupt, der Handelspreis für ein Gramm liegt z.Z. bei
fast 2.500 €.
Auf meiner Suche nach Farbstoffen, mit
denen man blau oder violett färben kann, fand ich zunächst heraus,
dass es hier in Island keine solchen Pflanzen gibt, wohl aber
Flechten, mit denen sich Farben im blau-rot-violetten Spektrum färben
lassen (Ochrolechia parella und Xanthoria parietina).
Das ergab schöne Farben, die leider aber nicht lichtecht sind. Dann
bekam ich aus Amerika Rock tripe oder Umbilicaria geschenkt,
was eine intensivere violette Färbung ergab. Ein befreundeter
Seemann brachte mir von den Cap Verden Rocella tinctoria mit,
die zwar vermutlich auch nicht ganz lichtecht ist, aber die Farbe war
einfach umwerfend. Strahlend-intensiv violett. Als ich dann in meinem
Lateinstudium die Beschreibungen der Purpurfärberei von Plinius und
anderen antiken Autoren las, entschloss ich mich, mich ein wenig mit
der Purpurfärberei zu beschäftigen.
cc by Hans Hillewaert |
Der früheste Nachweis für
Purpurfärberei mit Schnecken stammt aus der Bronzezeit im
Mittelmeerraum, etwa zu Beginn des 2. Jahrtausends v.Chr. In einem
Grab in Qatna in Syrien fanden sich ausserordentlich fein gesponnene
und gewebte Textilreste (16x70-80 Fäden/cm2), die mit
Hexaplex trunculus purpurn gefärbt waren. Derart feine
Weberei erfordert ausserordentlich fein gesponnenes Garn mit einem
Durchmesser von weniger als 0,1 mm und sie gehörte daher sicher
einer hochgestellten Persönlichkeit. Mich hat besonders die hohe
Qualität erstaunt, die eine lange, bislang verborgene, Vorgeschichte
der Purpurfärberei erahnen lässt. Ausserdem zeugt dieser Fund von
einer Eigenschaft des Purpurs, die noch heute der Traum jedes Färbers
ist: Purpur ist extrem haltbar, also lichtecht, waschecht und
reibecht! Abgesehen von diesem frühesten Nachweis wird die
Purpurfärberei allgemein den Minoern zugeschrieben, bei denen sie
eine wichtige Rolle in der Palastökonomie spielte.
Die wahren Meister jedoch waren die
Phönizier, die Purpurstoffe in legendärer Qualität herstellten,
u.a. den sog. Tyrischen Purpur, der mit zwei Schneckenarten
doppeltgefärbt wurde (dibapha), und Amethyst, eine
blau-violette Nuance. Das Nonplusultra waren purpurgefärbte
Seidenstoffe, die mit Gold aufgewogen wurden. Plinius der Ältere
beschrieb den Färbevorgang in seiner Naturgeschichte Naturalis
Historia (9,61ff), aber seine Beobachtungen waren fehlerhaft oder
unvollständig. Nach seinen Angaben erhält man jedenfalls kein
Purpur. Erst moderne Experimente von Wissenschaftlern und Künstlern
vermochten den Hergang zu rekonstrieren. Besonders möchte ich hier
Fabienne Meiers, Deborah Ruscillo und Inge Boesken Kanold nennen.
Während des Römischen Reiches wurde
Tyrischer Purpur das Monopol der Kaiser und Missbrauch wurde streng
geahndet. Einerseits führte dies zu risikofreudigem Übertreten des
Verbots (herrlich geschildert in der Satire Satyricon von
Petronius!), andererseits zu Edikten oder Kleiderordnungen
(beispielsweise Diokletians Edikt über Maximaltarife), wie wir sie
aus dem Mittelalter in Europa kennen. Billigere Purpurfärbungen
waren allerdings erlaubt, ebenso purpurähnliche Färbungen mit
Flechten oder anderen Pflanzen.
Im Zuge der islamischen Expansion im 7.
Jhd. kam die Purpurfärberei in der Levante zum Erliegen.
Purpurfärber, die von dort in byzantinisches Gebiet zogen, führten
die Jahrtausende alte Tradition fort, bis sie durch die Eroberung
durch die Türken im Jahr 1453 endgültig zum Erliegen kam. Schon im
folgenden Jahr heisst es in einem päpstlichen Erlass, dass die
Gewänder der Kardinäle, die bisher mit Purpurschnecken gefärbt
waren, fortan mit Kermes zu färben seien, was den Niedergang der
Purpurfärberei indirekt bestätigt.
Die Farbe Purpur hat nicht nur Menschen
im Mittelmeerraum fasziniert. Die Schnecke Nucella lapillus,
die an der europäischen Atlantikküste lebt, ergibt ebenfalls eine
sehr beständige purpurne Farbe. In Inishkea North, Co. Mayo in
Irland wurden die archäologischen Reste einer Purpurfärberei
ergraben, in der Pigmente zum Illuminieren von Manuskripten
hergestellt wurden. Von der Qualität des Purpurs aus dieser
Schneckenart schwärmte der angelsächsische Mönch und
Geschichtsschreiber Beda Venerabilis: „[Die Schnecken ergeben] eine
scharlachfarbene Farbe von grosser Schönheit. Sie bleicht weder in
der Hitze der Sonne noch im Regen aus, sondern wird umso schöner, je
älter sie ist.“
Verfasserin: Marianne Guckelsberger, Reykjavík ,IslandBilder hinzugefügt von mir
Rot - Cochenille
Sonntag, 27. Oktober 2013
Rot - Cochenille
Mit der freundlichen Genehmigung von Anne darf ich hier ihren Artikel über Cochenille veöffentlichen - nochmal vielen lieben Dank dafür, denn sie hat das hervorragend zusammengefasst. Ich habe den Artikel etwas gekürzt, wer den kompletten Beitrag lesen möchte, kann das hier tun.
Die Kermessäure und die Flavokermessäure sind die Ausgangsstoffe für den Farbstoff Kermes oder Kermesrot, der in Europa heimischen und vor der Einfuhr der Cochenille verwendeten Kermeslaus.
Familie: Dactylopiidae; Überfamilie:
Schildläuse (Coccoidea)
Beschreibung:
Die Körper der weiblichen Cochenillen sind 6-7mm lang, eiförmig bis rund, oben platt,
ungeflügelt und besitzen auf dem Rücken einen Schild.
Im Larvenstadium der Läuse kann man die weiblichen und die männlichen Tiere kaum unterscheiden, erst nach dem Verpuppen und Schlüpfen fällt dieses leicht.
Die Weibchen sind nach dem Schlüpfen sessil und ernähren sich ähnlich unserer Blattläuse vom Pflanzensaft der Wirtspflanzen (Kakteen). Die Männchen sind hingegen als kleine rote Fliegen mobil.
Die Lebenszeit der Tiere beträgt zwischen 2 und 3 Monaten, wobei die Männchen nach der Paarung sterben . Das Weibchen legt vor seinem tod mehrere Tausend blassrote Eier.
Die Cochenille ist eine der wenigen Läuse, die sich rein sexuell Vermehren.
Es wird zwischen wilden bzw. Waldcochenillen ('Grana silvestra') und "zahmen"/"feinen" Mesteck-Cochenillen ('Grana fina') unterschieden.
Die Waldcochenille ( D. coccus COCKERELL, D ceylonicus GREEN, D. tomentosus LAMARCK)
ist nur etwa halb so groß wie díe Mesteck-Cochenille D. coccus COSTA und hat einen geringeren Farbstoffgehalt, vermehrt sich jedoch rascher und kann somit bis zu sechs mal im Jahr geerntet werden.
Die Körper der weiblichen Cochenillen sind 6-7mm lang, eiförmig bis rund, oben platt,
ungeflügelt und besitzen auf dem Rücken einen Schild.
Im Larvenstadium der Läuse kann man die weiblichen und die männlichen Tiere kaum unterscheiden, erst nach dem Verpuppen und Schlüpfen fällt dieses leicht.
Die Weibchen sind nach dem Schlüpfen sessil und ernähren sich ähnlich unserer Blattläuse vom Pflanzensaft der Wirtspflanzen (Kakteen). Die Männchen sind hingegen als kleine rote Fliegen mobil.
Die Lebenszeit der Tiere beträgt zwischen 2 und 3 Monaten, wobei die Männchen nach der Paarung sterben . Das Weibchen legt vor seinem tod mehrere Tausend blassrote Eier.
Die Cochenille ist eine der wenigen Läuse, die sich rein sexuell Vermehren.
Es wird zwischen wilden bzw. Waldcochenillen ('Grana silvestra') und "zahmen"/"feinen" Mesteck-Cochenillen ('Grana fina') unterschieden.
Die Waldcochenille ( D. coccus COCKERELL, D ceylonicus GREEN, D. tomentosus LAMARCK)
ist nur etwa halb so groß wie díe Mesteck-Cochenille D. coccus COSTA und hat einen geringeren Farbstoffgehalt, vermehrt sich jedoch rascher und kann somit bis zu sechs mal im Jahr geerntet werden.
Vorkommen und Standort:
Ursprünlich in zentralamerika (Mexiko) heimisch, wird die Cochenillenlaus nun neben Zentralamerika auch in Indonesien, Ostindien, Nordafrika und Europa (Kanarische Inseln) gezüchtet.
Ursprünlich in zentralamerika (Mexiko) heimisch, wird die Cochenillenlaus nun neben Zentralamerika auch in Indonesien, Ostindien, Nordafrika und Europa (Kanarische Inseln) gezüchtet.
Verwendung:
Die Cochenillen werden zum Färben von Textilien, Lebensmitteln und in der Kosmetik benutzt. Karminrot ist eine der ältestens E- Nummer bei den Lebensmittelfarbstoffen mit E 120.
Nachdem es aber auf echtes Karmin allergische Reaktionen gab, würde unter anderem bei Campari und in der Kosmetik auf synthetisches Karmin zurückgegriffen.
Die Cochenillen werden zum Färben von Textilien, Lebensmitteln und in der Kosmetik benutzt. Karminrot ist eine der ältestens E- Nummer bei den Lebensmittelfarbstoffen mit E 120.
Nachdem es aber auf echtes Karmin allergische Reaktionen gab, würde unter anderem bei Campari und in der Kosmetik auf synthetisches Karmin zurückgegriffen.
Verwendete Teile:
Als Cochenille kommen nur die getrockneten Körper der weiblichen Schildlaus in den Handel, da nur diese den Farbstoff produziert.
Als Cochenille kommen nur die getrockneten Körper der weiblichen Schildlaus in den Handel, da nur diese den Farbstoff produziert.
Inhaltsstoffe:
Je nach Art gibt es folgende Inhaltstsoffe:
Kermessäure :C16H10O8
Flavokermessäure/ Laccainsäure: C16H10O7
Je nach Art gibt es folgende Inhaltstsoffe:
Kermessäure :C16H10O8
Flavokermessäure/ Laccainsäure: C16H10O7
Die Kermessäure und die Flavokermessäure sind die Ausgangsstoffe für den Farbstoff Kermes oder Kermesrot, der in Europa heimischen und vor der Einfuhr der Cochenille verwendeten Kermeslaus.
Karminsäure ist der Grunstoff für den Karminfarbstoff und dient den Tieren als Schutz vor Fraßfeinden.
Bei den Cochenillen gibt es verschiedene Arten, die
für die Farbstoffgewinnung
gehalten werden, jedoch kommen nur in der Art
D. coccus COSTA alle drei Moleküle vor.
(siehe "Handbuch der Narurfarbstoffe" von H. SchweppeS. 277 Tab.52)
Geschichte und Anmerkungen:
Im präkolumbianischen Amerika wurden die Cochenillen schon als Farbstofflieferant genutzt und dienten unter anderem auch als Tributzahlungsmittel bei den Azteken.
Nach der Eroberung Mexikos 1522 durch den Spanier Hernán Cortés (natütlich nicht allein) wurden die Cochenillen eines der drei größten Farbstoffexportgüter der Spanier und waren nach Gold und Silber am wertvollsten.
In Europa wurde zu dieser Zeit vor allem mit der Kermeslaus ( Kermes vermilio) und
der Polnischen Cochenille ( Porphyrophora polonia) das beliete Scharlach gefärbt.
Jedoch verdrängte die (Amerikanische) Cochenille bald diese in Europa heimischen Arten,
durch ihren höheren Farbstoffgehalt .
Hinzu kam, dass das Färbeverfahren der Cochenille durch die Entwicklung der Zinnbeize (giftig!)
im 17 Jahrhundert verbessert wurde - man färbte mit der neuen Beize nun auch mit Cochenillen Scharlachrot und brauchte dazu nicht mehr die Kermeslaus.
Zuvor ergab eine Alaunbeize auf Wolle "nur" ein Rot.
Bei einer Farbstoffanalyse spätmittelalterlicher, roter Textilien aus der Zeit von 1450 bis 1600
wurden neben Kermes, Polnischer Cochenille auch die Cochenille D. coccus nachgewiesen. Interessant ist, dass hauptsächlich Seide mit den Farbstoffinsekten gefärbt worde,
das Rot auf Wolle war zu 80% von Krapp.
Die Rottöne der Farbstoffinekten sind sehr gut licht- und waschecht, weswegen diese Farben sehr begehrt waren und bis heute gut erhalten sind.
Alte Textilobjekte, die mit Cochenillen und co. gefärbt wurden sond z.B.
der Pazyryk-Teppich und der sizilianische Krönungsmantel der Staufenkaiser.
Auf Grund des hohen Werts dieses Farbstoffes wurden in der Geschichte auf verschiedenste Weise versucht mit den Cochenillen zu betrügen.
So bekam man schlechte Qualitäten, die optisch durch Kalk nach der besten Qualität aussahen,
oder die Cochenillenkrümel wurden mit schwarzem Sand gestreckt. Auch bekam man manchmal schon einmal aufgekochte Cochenillen, die dann nicht ansatzweise so viel Farbe lieferten.
Man sieht, da waren viele erfinderisch.
Heute ist dies nicht mehr so schlimm, aber ich würde um sicherzugehen und damit der Farbstoff frischer ist, nur ganze getrocknete Läuse kaufen.
Je nach Tötungsart der Läuse ergab sich ein anderes Aussehen der in den Handel kommenden Cochenillen, die unter folgenden veralteten Namen geführt wurden.
'Regenerida' : glänzend, silberweiß. Tötung durch Sonnenglut. Galt als beste Qualität.
'Jaspeada' : gefleckt, aschegrau. Tötung durch Wasserdampf.
'Cochenille nigra': dunkle bis schwarze Färbung. Tötung durch heiße Platten.
'Zaccatille' : siehe 'Cochenille nigra'.
'Cochenillenstaub' und 'Granilla' : mindere Qualität; Schalen und Bruchstücke nach dem Trocknen und Sieben.
Durch die Erfindung und Einfuhr von Azofarbstoffen (hier Cochenillerot A, C.I. Acid Red 18)
wurde die Cochenillenzucht unrentabel. Als dann Allergien aufs echte Karmin auftraten, wurde sogut wie überall aufs synthetische Karmin umgestellt.
Im präkolumbianischen Amerika wurden die Cochenillen schon als Farbstofflieferant genutzt und dienten unter anderem auch als Tributzahlungsmittel bei den Azteken.
Nach der Eroberung Mexikos 1522 durch den Spanier Hernán Cortés (natütlich nicht allein) wurden die Cochenillen eines der drei größten Farbstoffexportgüter der Spanier und waren nach Gold und Silber am wertvollsten.
In Europa wurde zu dieser Zeit vor allem mit der Kermeslaus ( Kermes vermilio) und
der Polnischen Cochenille ( Porphyrophora polonia) das beliete Scharlach gefärbt.
Jedoch verdrängte die (Amerikanische) Cochenille bald diese in Europa heimischen Arten,
durch ihren höheren Farbstoffgehalt .
Hinzu kam, dass das Färbeverfahren der Cochenille durch die Entwicklung der Zinnbeize (giftig!)
im 17 Jahrhundert verbessert wurde - man färbte mit der neuen Beize nun auch mit Cochenillen Scharlachrot und brauchte dazu nicht mehr die Kermeslaus.
Zuvor ergab eine Alaunbeize auf Wolle "nur" ein Rot.
Bei einer Farbstoffanalyse spätmittelalterlicher, roter Textilien aus der Zeit von 1450 bis 1600
wurden neben Kermes, Polnischer Cochenille auch die Cochenille D. coccus nachgewiesen. Interessant ist, dass hauptsächlich Seide mit den Farbstoffinsekten gefärbt worde,
das Rot auf Wolle war zu 80% von Krapp.
Die Rottöne der Farbstoffinekten sind sehr gut licht- und waschecht, weswegen diese Farben sehr begehrt waren und bis heute gut erhalten sind.
Alte Textilobjekte, die mit Cochenillen und co. gefärbt wurden sond z.B.
der Pazyryk-Teppich und der sizilianische Krönungsmantel der Staufenkaiser.
Auf Grund des hohen Werts dieses Farbstoffes wurden in der Geschichte auf verschiedenste Weise versucht mit den Cochenillen zu betrügen.
So bekam man schlechte Qualitäten, die optisch durch Kalk nach der besten Qualität aussahen,
oder die Cochenillenkrümel wurden mit schwarzem Sand gestreckt. Auch bekam man manchmal schon einmal aufgekochte Cochenillen, die dann nicht ansatzweise so viel Farbe lieferten.
Man sieht, da waren viele erfinderisch.
Heute ist dies nicht mehr so schlimm, aber ich würde um sicherzugehen und damit der Farbstoff frischer ist, nur ganze getrocknete Läuse kaufen.
Je nach Tötungsart der Läuse ergab sich ein anderes Aussehen der in den Handel kommenden Cochenillen, die unter folgenden veralteten Namen geführt wurden.
'Regenerida' : glänzend, silberweiß. Tötung durch Sonnenglut. Galt als beste Qualität.
'Jaspeada' : gefleckt, aschegrau. Tötung durch Wasserdampf.
'Cochenille nigra': dunkle bis schwarze Färbung. Tötung durch heiße Platten.
'Zaccatille' : siehe 'Cochenille nigra'.
'Cochenillenstaub' und 'Granilla' : mindere Qualität; Schalen und Bruchstücke nach dem Trocknen und Sieben.
Durch die Erfindung und Einfuhr von Azofarbstoffen (hier Cochenillerot A, C.I. Acid Red 18)
wurde die Cochenillenzucht unrentabel. Als dann Allergien aufs echte Karmin auftraten, wurde sogut wie überall aufs synthetische Karmin umgestellt.
Bezugsquellen:
Literaturquellen:
"Handbuch der Naturfarbstoffe - Vorkommen . Verwendung . Nachweis" von H. Schweppe, 1993
"Naturfarben auf Wolle und Seide - Färben ohne giftige Zusätze" von Dorothea Fischer, 2006
"Wir färben mit Pflanzen" von Kurt Hentschel, 1949
"Pflanzenfarben auf Wolle" von Kurt Hentschel, 1936
Internetquellen:
Wikipedia
Rot - Kermes und andere Läuse
Purpur - die Farbe der Könige
- verschiedenste Internetshops
- Apotheken (achtung sehr teuer ~ 70€ pro 100g)
- Direktkauf auf den Kanaren z.B. hier
Literaturquellen:
"Handbuch der Naturfarbstoffe - Vorkommen . Verwendung . Nachweis" von H. Schweppe, 1993
"Naturfarben auf Wolle und Seide - Färben ohne giftige Zusätze" von Dorothea Fischer, 2006
"Wir färben mit Pflanzen" von Kurt Hentschel, 1949
"Pflanzenfarben auf Wolle" von Kurt Hentschel, 1936
Internetquellen:
Wikipedia
Rot - Kermes und andere Läuse
Purpur - die Farbe der Könige
Donnerstag, 17. Oktober 2013
Rot - Kermes und andere Läuse 1. Teil
Kermeseiche - © Hans Hillewaert / CC-BY-SA-3.0 |
Kermeslaus
Bekannt sind unter anderem die Färbungen aus dem Hochdorfer Fürstengrab (Banck-Burgess, Hochdorf IV, Stuttgart 1999, u.a. S.85 ff) wie auch des Krönungsmantels der deutschen Kaiser, er wurde im 12. Jahrhundert hergestellt.
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Weltliche_Schatzkammer_Wienc.jpg |
Exkurs
Blickt man zum Begriff Kermes ins Internet, ist bald die Verwirrung groß. Im Gegensatz zu anderen finde ich Wikipedia sehr gut und benutze es häufig um einen ersten Einblick zu bekommen. Allerdings lese ich auch immer mit einem kritischen Auge und versuche stets, die Informationen dort nicht einfach unhinterfragt zu übernehmen. Beim Artikel zum Kermes ist das zum Beispiel auch wichtig. Kermes vermilio PLANCHON lebt ausschließlich auf der Kermeseiche und nicht auf der Scharlacheiche, die polnische und armenische Variante leben überhaupt nicht auf Eichen, sondern überwiegend auf dem Ausdauernden Knäuel (Scleranthus perennis)
Rot - Krapp und Co.
Rot - Cochenille
Donnerstag, 3. Oktober 2013
Samnitische Tunika
Der Stoff für die Tunika wurde inzwischen fertiggestellt und schon weiterverarbeitet vom Besitzer zu einer Tunika.
Am vergangenen Wochenende war ein Treffen der Hetairoi, Darstellung der Menschen und ihrer Verhältnisse in der Zeit zwischen 500 und 300 v. Chr. im klassischen Griechenland, den hellenistischen Staaten und den angrenzenden Kulturen.
Dort wurde die Tunika auch probegetragen und für gut befunden.
Auf dem ersten Bild ist der Unterschied zwischen den Bindungsarten bei Chlamys und Tunikastoff deutlich. Während ich bei der Chlamys versucht habe, das Rot duch den 2-1-Köper dominieren zu lassen, habe ich bei der Tunika eine andere Bindung, nämlich Leinwand mit Kettrips für den weißen Streifen verwendet. Wie man sieht, deckt die Ripsbindung den roten Schuss stark ab, die Köperbindung lässt die weiße Kette dagegen immer noch durchscheinen.
Am vergangenen Wochenende war ein Treffen der Hetairoi, Darstellung der Menschen und ihrer Verhältnisse in der Zeit zwischen 500 und 300 v. Chr. im klassischen Griechenland, den hellenistischen Staaten und den angrenzenden Kulturen.
Dort wurde die Tunika auch probegetragen und für gut befunden.
Auf dem ersten Bild ist der Unterschied zwischen den Bindungsarten bei Chlamys und Tunikastoff deutlich. Während ich bei der Chlamys versucht habe, das Rot duch den 2-1-Köper dominieren zu lassen, habe ich bei der Tunika eine andere Bindung, nämlich Leinwand mit Kettrips für den weißen Streifen verwendet. Wie man sieht, deckt die Ripsbindung den roten Schuss stark ab, die Köperbindung lässt die weiße Kette dagegen immer noch durchscheinen.
Beide Bilder zeigen Marco Grün, Fotograf Willi Miesen |
Freitag, 20. September 2013
Textilien aus Hallstatt - Nachtrag
Auch nach einem tieferen Blick hält meine Begeisterung unvermindert an. Die Aufnahmen der Textilien sind einfach unglaublich, bei vielen Stoffen kann man immer noch das Spinnrichtungsmuster erkennen. Auch die bisher nicht oder nur nebenbei veröffentlichten Bänder sind höchst interessant. So finden sich neben den bekannten Brettchen-Webmustern
auch eins mit einfachem Streifenmuster oder einige Litzenstabbänder mit Schachbrettmuster. Und es gibt sogar ein Textil mit eingewebten Wollflocken wie der frühmittelalterliche Röggvarfeldur, den ich hier auf diesem Blog früher dokumentiert habe.
Außerdem gibt es Hinweise, dass die Farbe Rot wohl deutlich weniger vertreten war als Blau, noch ein Steinchen, das meine These vom vorletzten Beitrag hier unterstützt, zumindestens für die frühe Eisenzeit.
Quelle: wikipedia | By Andreas W. Rausch - Prähistorische Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien |
auch eins mit einfachem Streifenmuster oder einige Litzenstabbänder mit Schachbrettmuster. Und es gibt sogar ein Textil mit eingewebten Wollflocken wie der frühmittelalterliche Röggvarfeldur, den ich hier auf diesem Blog früher dokumentiert habe.
Außerdem gibt es Hinweise, dass die Farbe Rot wohl deutlich weniger vertreten war als Blau, noch ein Steinchen, das meine These vom vorletzten Beitrag hier unterstützt, zumindestens für die frühe Eisenzeit.
Mittwoch, 18. September 2013
Textilien aus Hallstatt
Aus der Eisenzeit sind ja relativ wenige Textilien im Fundgut, und wenn, sind sie auch recht schlecht publiziert. Eine der wenigen Ausnahmen ist Hallstatt, wo sich Textilien unter besonderen Umständen relativ gut erhalten konnten - sie lagen unter konservierenden Salschichten im Salzbergwerk. Es gibt schon verschiedene Publikationen dazu, seit kurzer Zeit ist eine neue dazugekommen.
Grömer/Kern/Reschreiter/Rösel-Mautendorfer: Textiles from Hallstatt
Budapest 2013
Textiles from Hallstatt
Mein liebster Mann hat es mal wieder geschafft es mir schnellstmöglichst zu besorgen und heute stand es mit einem Strauß Blumen und einem lieben Zettel auf dem Küchentisch, als ich nach Hause kam.
Ich habe nur einen kurzen Blick hineingeworfen und muss sagen, ich bin begeistert.
Es bietet eigentlich kaum was Neues, so viel vorweg gesagt, aber die Aufmachung rechtfertigt den hohen Preis. Es ist durchgehend deutsch/englisch und die Bebilderung ist von hoher Qualität.
Der Textteil enthält verschiedene Themen, die auch schon in anderen Hallstatt-Textilbücher besprochen wurden, hier ergänzt um neueste Erkenntnisse.
Inhaltsverzeichnis
Für mich als Weberin ist der Katolog der Hallstatttextilen ab S. 234 - 574!!!, aufgeteilt in Bronze- und Eisenzeit, das eigentliche Highlight dieser Veröffentlichung: alle Textilien des Fundortes Hallstatt werden auf jeweils einer Seite mit weitgehenden Informationen vorgestellt. Dabei fehlen weder Garnstärken, Spinnrichtung, Spinnwinkel, Anzahl der Fäden auf den cm noch Webmuster, detaillierte Abbildungen Microaufnahmen der Faser, zum Teil Farbstofanalyse, schematische Zeichnungen, Saumverbindung, Technik und vieles mehr, was das Textilmottenherz höher schlagen lässt!!
Es ist ein sehr spezielles Buch und sicherlich weniger als Einstieg in die eisenzeitlichen Textilien geeignet, aber für mich eine echte Fundgrube, durch die ich mich weiter mit Begeisterung wühlen werde!
Danke, lieber Hans!
Grömer/Kern/Reschreiter/Rösel-Mautendorfer: Textiles from Hallstatt
Budapest 2013
Textiles from Hallstatt
Mein liebster Mann hat es mal wieder geschafft es mir schnellstmöglichst zu besorgen und heute stand es mit einem Strauß Blumen und einem lieben Zettel auf dem Küchentisch, als ich nach Hause kam.
Ich habe nur einen kurzen Blick hineingeworfen und muss sagen, ich bin begeistert.
Es bietet eigentlich kaum was Neues, so viel vorweg gesagt, aber die Aufmachung rechtfertigt den hohen Preis. Es ist durchgehend deutsch/englisch und die Bebilderung ist von hoher Qualität.
Der Textteil enthält verschiedene Themen, die auch schon in anderen Hallstatt-Textilbücher besprochen wurden, hier ergänzt um neueste Erkenntnisse.
Inhaltsverzeichnis
Für mich als Weberin ist der Katolog der Hallstatttextilen ab S. 234 - 574!!!, aufgeteilt in Bronze- und Eisenzeit, das eigentliche Highlight dieser Veröffentlichung: alle Textilien des Fundortes Hallstatt werden auf jeweils einer Seite mit weitgehenden Informationen vorgestellt. Dabei fehlen weder Garnstärken, Spinnrichtung, Spinnwinkel, Anzahl der Fäden auf den cm noch Webmuster, detaillierte Abbildungen Microaufnahmen der Faser, zum Teil Farbstofanalyse, schematische Zeichnungen, Saumverbindung, Technik und vieles mehr, was das Textilmottenherz höher schlagen lässt!!
Es ist ein sehr spezielles Buch und sicherlich weniger als Einstieg in die eisenzeitlichen Textilien geeignet, aber für mich eine echte Fundgrube, durch die ich mich weiter mit Begeisterung wühlen werde!
Danke, lieber Hans!
Freitag, 13. September 2013
Die Farben der Vergangenheit - 1. Teil Krapp
Angeregt durch Diskussionen mit diversen Darstellern, Interessierten und Archäologen möchte ich hier einen kleinen Überblick geben über die Pflanzenfarben der Vergangenheit. Die folgenden Erläuterungen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und können durch neueste Erkenntnisse auch schon morgen überholt sein. Trotzdem finde ich allein schon für den häuslichen Gebrauch hier so eine Zusammenfassung nützlich.
Die Grundlage für die jeweilige Pflanzenfarben mit ihren Inhaltsstoffen ist der Schweppe: Handbuch der Naturfarbstoffe, 1993, Landsberg, sowie weitere Pflanzenfarbbücher und Recherchen im Internet; Grundlage für ihre Evidenz in der Vergangenheit sind verschiedene Fundberichte wie auch textilarchäologische Untersuchungen verschiedener Autoren.
Beginnen möchte ich mit dem Farbstoff Rot!
Der wichtigste Vertreter für rote Farben im Bereich der textilen Rekonstruktion ist der Krapp/Rubia tinctoria, der Farbstoff ist hauptsächlich Alizarin sowie Pseudopurpurin, Purpurin und weitere Farbstoffe aus dem Bereich der Anthrachinonfarbstoffe.
Er wird heute fast überall verwendet, wo es gilt, textile Stoffe, Garne oder Rohwolle rot zu färben für die Verwendung in historischen Textilien. Aber ist es so selbstverständlich, dafür Krapp zu nehmen?
Es erstaunt vielleicht den ein oder anderen, dass rot gefärbte Textilien schon aus der Bronzezeit nachgewiesen werden konnten, der Hauptteil nachgewiesener Textilfarben aber aus der Eisenzeit stammt. In einer Auflistung von Hofmann-de Kejzer/Grömer (Hallstatttextilien) findet sich erstmal allerdings kein Nachweis von Krapp, sondern eher von verwandten Vertretern aus der Familie der Rötegewächse (sic!) wie das Echte Labkraut/Galium verum,
Kletten-Labkraut/Galium aparine, Waldmeister/Galium odoratum und weiteren für den mitteleuropäischen Raum . Sie enthalten ebenfalls die o.a. Farbstoffe, allerdings in geringerer Konzentration und es fehlen bestimmte andere, so dass eine Unterscheidung zu den Färbungen mit Krapp gemacht werden kann.
Krapp taucht nachgewiesen in späteren Fundlagen auf, z. B. im Dürrnberg und in eisenzeitlichen Funden aus Norwegen.
Die Verbreitung des Krapp fand wahrscheinlich in der mittleren Eisenzeit vom Orient aus statt, in geschichtlichen Quellen wird Krapp von Strabo, Plinius, Dioskurides und im Talmud beschrieben.
Eine Besonderheit in der Familie der Rötegewächse ist der Färbermeister. Er enthält nur wenig Alizarin, dafür mehr Purpurin und Pseudopurpurin.
"So konnte auf Textilien von zwei dänischen Grabfunden aus der Zeit der Völkerwanderung nachgewiesen werden, dass es sich zwar bei den Rottönen um Färbungen mit Farbstoffen vom Krapptyp handelt. Da aber nur Pseudopurpurin und Purpurin, aber kein Alizarin gefunden wurde, ließ sich Krapp als Farbstoff ausschließen" (Schweppe, S. 238, leider ohne Fundangabe).
Persönliche Gedanken:
Eine Krappfärbung wird in der Szene immer 'minderwertiger' als eine Indigo/Waidfärbung gesehen, weil der Aufwand der Färbung bei Krapp geringer ist als bei der aufwändigeren Küpenfärbung und gern für die mittleren/unteren Stände empfohlen.
Ich kann mich diesem Gedanken nicht mehr anschließen. Sicherlich ist die Waiddfärbung etwas aufwändiger, aber die Kultur des Waid ist gerade in unseren mitteleuropäischen Breiten ungleich leichter als die des Krapp. Krapp braucht einen gut humosen, lockeren Boden, Wärme und hat einen dreijährigen Entwicklungszeitraum, bis die Wurzel erntereif ist. Weitere zwei bis drei Jahre sollten die Wurzeln gelagert werden, damit sich der Farbstoff entwickeln kann.
Ich gehe davon aus, dass Krapp aus wärmeren Klimaten (Mittelmeerländer) importiert werden musste, wo er auf großen Flächen angebaut werden konnte. Ich halte es deshalb für wahrscheinlich, dass Krapp einen höheren Gegenwert als Waid darstellte, zumindestens im vorgeschichtlichen Zeitraum und dass in dieser Zeit, aber wahrscheinlich auch später mehr auf heimische Labkrautarten zurückgegriffen wurde.
Wird fortgesetzt
Die Grundlage für die jeweilige Pflanzenfarben mit ihren Inhaltsstoffen ist der Schweppe: Handbuch der Naturfarbstoffe, 1993, Landsberg, sowie weitere Pflanzenfarbbücher und Recherchen im Internet; Grundlage für ihre Evidenz in der Vergangenheit sind verschiedene Fundberichte wie auch textilarchäologische Untersuchungen verschiedener Autoren.
Beginnen möchte ich mit dem Farbstoff Rot!
Der wichtigste Vertreter für rote Farben im Bereich der textilen Rekonstruktion ist der Krapp/Rubia tinctoria, der Farbstoff ist hauptsächlich Alizarin sowie Pseudopurpurin, Purpurin und weitere Farbstoffe aus dem Bereich der Anthrachinonfarbstoffe.
Er wird heute fast überall verwendet, wo es gilt, textile Stoffe, Garne oder Rohwolle rot zu färben für die Verwendung in historischen Textilien. Aber ist es so selbstverständlich, dafür Krapp zu nehmen?
Es erstaunt vielleicht den ein oder anderen, dass rot gefärbte Textilien schon aus der Bronzezeit nachgewiesen werden konnten, der Hauptteil nachgewiesener Textilfarben aber aus der Eisenzeit stammt. In einer Auflistung von Hofmann-de Kejzer/Grömer (Hallstatttextilien) findet sich erstmal allerdings kein Nachweis von Krapp, sondern eher von verwandten Vertretern aus der Familie der Rötegewächse (sic!) wie das Echte Labkraut/Galium verum,
Echtes Labkraut/Galium verum |
Kletten-Labkraut/Galium aparine, Waldmeister/Galium odoratum und weiteren für den mitteleuropäischen Raum . Sie enthalten ebenfalls die o.a. Farbstoffe, allerdings in geringerer Konzentration und es fehlen bestimmte andere, so dass eine Unterscheidung zu den Färbungen mit Krapp gemacht werden kann.
Krapp taucht nachgewiesen in späteren Fundlagen auf, z. B. im Dürrnberg und in eisenzeitlichen Funden aus Norwegen.
Die Verbreitung des Krapp fand wahrscheinlich in der mittleren Eisenzeit vom Orient aus statt, in geschichtlichen Quellen wird Krapp von Strabo, Plinius, Dioskurides und im Talmud beschrieben.
Färbermeister/Asperula tinctoria - in Mitteleuropa heimisch |
"So konnte auf Textilien von zwei dänischen Grabfunden aus der Zeit der Völkerwanderung nachgewiesen werden, dass es sich zwar bei den Rottönen um Färbungen mit Farbstoffen vom Krapptyp handelt. Da aber nur Pseudopurpurin und Purpurin, aber kein Alizarin gefunden wurde, ließ sich Krapp als Farbstoff ausschließen" (Schweppe, S. 238, leider ohne Fundangabe).
Persönliche Gedanken:
Eine Krappfärbung wird in der Szene immer 'minderwertiger' als eine Indigo/Waidfärbung gesehen, weil der Aufwand der Färbung bei Krapp geringer ist als bei der aufwändigeren Küpenfärbung und gern für die mittleren/unteren Stände empfohlen.
Ich kann mich diesem Gedanken nicht mehr anschließen. Sicherlich ist die Waiddfärbung etwas aufwändiger, aber die Kultur des Waid ist gerade in unseren mitteleuropäischen Breiten ungleich leichter als die des Krapp. Krapp braucht einen gut humosen, lockeren Boden, Wärme und hat einen dreijährigen Entwicklungszeitraum, bis die Wurzel erntereif ist. Weitere zwei bis drei Jahre sollten die Wurzeln gelagert werden, damit sich der Farbstoff entwickeln kann.
Ich gehe davon aus, dass Krapp aus wärmeren Klimaten (Mittelmeerländer) importiert werden musste, wo er auf großen Flächen angebaut werden konnte. Ich halte es deshalb für wahrscheinlich, dass Krapp einen höheren Gegenwert als Waid darstellte, zumindestens im vorgeschichtlichen Zeitraum und dass in dieser Zeit, aber wahrscheinlich auch später mehr auf heimische Labkrautarten zurückgegriffen wurde.
Wird fortgesetzt
Mittwoch, 21. August 2013
Neues Projekt
Nachdem ich gut erholt aus Island wieder zurück bin, wird schon das nächste Projekt in Angriff genommen.
Der ursprüngliche Plan sah einen Stoff mit einer Bildwirkerei von. Nun habe ich festgestellt, dass man das Bildwirken nicht so nebenbei erledigen kann, und es einiges an Wissen erfordert, also werde ich den Winter nutzen um meine Erfahrungen zu sammeln - die ersten waren noch nicht wirklich gelungen.
Darum wende ich mich der Alternative zu, einem Stoff für eine samnitische Tunika mit Scheinärmeln. Maße und Farben sind vom Kunden vorgegeben, die Umsetzung bleibt bei mir. Immerhin war mir schon klar, dass es sich bei den Samniten um ein italisches Volk bis 82. v.u.Z. handelt. Meine schlauen Bücher spucken mir ein paar Funde aus der entsprechenden Region Kampanien aus; überwiegend Leinwandbindung, des weiteren Köper und seine Variationen.
Die Tunika soll zwei rote Außenstreifen und einen weißen Mittelstreifen erhalten, deshalb entscheide ich mich für Leinwandbindung und für den weißen Mittelstreifen soll es Kettrips werden. Ich hoffe, unter dem Rips den roten Schuss verschwinden lassen zu können.
Bei der Leinwandbindung schmiegt sich der Schuss = heller "Schlauch" um die Kettfäden, die ihrerseits ein wenig von den Schussfäden rauf- bzw. runtergedrückt werden (hab ich in der Zeichnung nicht so gut dargestellt, die schwarzen Punkte = Kettfäden müssten ein wenig nach oben und unten versetzt gezeichnet sein). Dazu dürfen die Kettfäden nicht zu eng stehen, damit der Schuss sich noch in Wellen dazwischen mogeln kann.
Ganz anders beim Kettrips. Hier sind die Kettfäden so dicht eingezogen, dass der Schuss möglichst keine Chance hat sich noch über und unter die Kettfäden zu legen. Dadurch wird der Schuss gut verdeckt und die Kette liegt sozusagen obenauf.
Für den Kettrips bräuchte ich eigentlich einen zweiten Warenbaum, um den unterschiedlichen Einsprung der beiden Ketten aufzufangen.
Aber den habe ich nicht, also muss ich mir etwas anderes einfallen lassen.
Der ursprüngliche Plan sah einen Stoff mit einer Bildwirkerei von. Nun habe ich festgestellt, dass man das Bildwirken nicht so nebenbei erledigen kann, und es einiges an Wissen erfordert, also werde ich den Winter nutzen um meine Erfahrungen zu sammeln - die ersten waren noch nicht wirklich gelungen.
Darum wende ich mich der Alternative zu, einem Stoff für eine samnitische Tunika mit Scheinärmeln. Maße und Farben sind vom Kunden vorgegeben, die Umsetzung bleibt bei mir. Immerhin war mir schon klar, dass es sich bei den Samniten um ein italisches Volk bis 82. v.u.Z. handelt. Meine schlauen Bücher spucken mir ein paar Funde aus der entsprechenden Region Kampanien aus; überwiegend Leinwandbindung, des weiteren Köper und seine Variationen.
Die Tunika soll zwei rote Außenstreifen und einen weißen Mittelstreifen erhalten, deshalb entscheide ich mich für Leinwandbindung und für den weißen Mittelstreifen soll es Kettrips werden. Ich hoffe, unter dem Rips den roten Schuss verschwinden lassen zu können.
Bei der Leinwandbindung schmiegt sich der Schuss = heller "Schlauch" um die Kettfäden, die ihrerseits ein wenig von den Schussfäden rauf- bzw. runtergedrückt werden (hab ich in der Zeichnung nicht so gut dargestellt, die schwarzen Punkte = Kettfäden müssten ein wenig nach oben und unten versetzt gezeichnet sein). Dazu dürfen die Kettfäden nicht zu eng stehen, damit der Schuss sich noch in Wellen dazwischen mogeln kann.
Ganz anders beim Kettrips. Hier sind die Kettfäden so dicht eingezogen, dass der Schuss möglichst keine Chance hat sich noch über und unter die Kettfäden zu legen. Dadurch wird der Schuss gut verdeckt und die Kette liegt sozusagen obenauf.
Für den Kettrips bräuchte ich eigentlich einen zweiten Warenbaum, um den unterschiedlichen Einsprung der beiden Ketten aufzufangen.
Aber den habe ich nicht, also muss ich mir etwas anderes einfallen lassen.
Donnerstag, 25. Juli 2013
Ferienpause
Bis zum 15. 8. gibt es jetzt hier eine Urlaubspause. Ich mache mich mal wieder auf in den Norden, während mein armer Mann hier Haus und Hof hüten muss.
Schaut doch mal in drei Wochen wieder vorbei, es warten schon viele kreative Ideen darauf, umgesetzt zu werden.
Schaut doch mal in drei Wochen wieder vorbei, es warten schon viele kreative Ideen darauf, umgesetzt zu werden.
Donnerstag, 18. Juli 2013
Das Bunsoher Bändchen
Schon immer habe ich mich über das Versäubern von Halsausschnitten geärgert. Das Umlegen des Stoffes mit einer Roillnaht prduziert bei dickeren Stoffen einen wulstigen, unschönen abschluss. Das Versäubern mit Beleg ist mir für die Eisenzeit suspekt.
Daher habe ich jetzt einfach mal was Nordisches ausprobiert, das Bunsoher Bändchen.
Beim Stöbern im Netz bin ich darauf gestoßen, es gibt auch bei Wikipedia einen interessanten Artikel darüber: Bunsoher Halsschnur
Aus dem Artikel geht leider die Datierung nicht hervor, nach der C14-Untersuchung in den 90er Jahren wurde das Alter auf das 6. Jhdt. n. d. Z. festgelegt. Eine ähnliche Versäuberung bzw. Ziernaht, wenn auch einfacher in der Ausführung, gibt es auch schon bei den hallstattzeitlichen Textilien.
Das Ausprobieren der Naht war zuerst etwas von Misserfolg gekrönt, das beschriebene Flechtmuster auf der Kante wollte sich nicht zeigen. Deswegen probierte ich den Stich dann erstmal mit dicker Wolle weiter aus, was sich als sehr hilfreich erwies.Der Trick bei der Sache ist, dass man zuerst mit zwei einfachen Schlingstichen um den Saum anfängt. Der nächste Stich geht nicht mehr durch den Stoff, sondern durch die beiden Fäden am Saum.
Mit einem kontrastierende Faden genäht, hat diese Naht nicht nur eine schützende, sondern auch eine schmückende Funktion an der Leinentunika.
Daher habe ich jetzt einfach mal was Nordisches ausprobiert, das Bunsoher Bändchen.
Beim Stöbern im Netz bin ich darauf gestoßen, es gibt auch bei Wikipedia einen interessanten Artikel darüber: Bunsoher Halsschnur
Aus dem Artikel geht leider die Datierung nicht hervor, nach der C14-Untersuchung in den 90er Jahren wurde das Alter auf das 6. Jhdt. n. d. Z. festgelegt. Eine ähnliche Versäuberung bzw. Ziernaht, wenn auch einfacher in der Ausführung, gibt es auch schon bei den hallstattzeitlichen Textilien.
Das Ausprobieren der Naht war zuerst etwas von Misserfolg gekrönt, das beschriebene Flechtmuster auf der Kante wollte sich nicht zeigen. Deswegen probierte ich den Stich dann erstmal mit dicker Wolle weiter aus, was sich als sehr hilfreich erwies.Der Trick bei der Sache ist, dass man zuerst mit zwei einfachen Schlingstichen um den Saum anfängt. Der nächste Stich geht nicht mehr durch den Stoff, sondern durch die beiden Fäden am Saum.
Zwei Schlingstiche um den Rand, dann durch diese beiden durchstechen. |
Und hier wieder durch die verkreuzten Fäden am Rand stechen |
Mit einem kontrastierende Faden genäht, hat diese Naht nicht nur eine schützende, sondern auch eine schmückende Funktion an der Leinentunika.
Donnerstag, 4. Juli 2013
Überlegungen IV
Aber zurück zum Peplos!
Wir haben also festgehalten, dass es sich um ein Kleidungsstück handelt, das auf den Schulten mit Fibeln geschlossen wurde. Wie könnte dieses Kledungsstück denn ausgesehen haben? Die klassische Beschreibung sagt uns, dass es sich um ein rechteckiges Stoffstück handelt, an einer Seite offen oder zu einem Schlauch geschlossen, mit oder ohne Überschlag, mit oder ohne Bausch um die Körpermitte, normalerweise gegürtet.
Hier gibt es eine kleine
Auswahl der möglichen Trageweisen.
Einige dieser Trageweisen sind umstritten, vor allem die 7. in der Reihe. Diese Version sieht man häufiger bei verschiedenen Darstellerinnen: zwei schmale Rechteckbahnen an den Seiten aneinandergenäht bis kurz unterm Arm und dann auf der Schulter gefibelt. Der Vorteil dieser Version ist klar - weniger Stoffverbrauch und figurfreundlicher als die Fülle des Peplos daneben. Das sind aber moderne Gedanken/Wunschdenken, auf die wir als Darstellerinnen keine Rücksicht nehmen können, wenn wir es denn 'richtig' machen wollen.
Gibt es also Hinweise , die diese Tragweise rechtfertigt? Antike Statuen zeigen meist die deutlich stoffbetontere Variante der Figur 4 in der oberen Reihe.
Es gibt eine sogenannte Peploskore, die ebenfalls einen körperengen Peplosschnitt zeigt und mir schon öfter als Rechtfertigung für diese Peplosvariante genannt wurde. Ein bisschen Recherche gibt ein differenzierteres Bild:
Bei genauer Betrachtung der im Netz vorhandenen Bilder ist leicht festzustellen, dass der Überhang nicht über den Armen offen ist wie im o.a. Beispiel, sondern geschlossen, deshalb halten einige Forscher das abgebildete Kleidungsstück NICHT für einen Peplos (interessante Gedanken darüber HIER). Mögliche Fibeln sind ja durch das Haar bedeckt, so dass man darüber keine Aussagen treffen kann.
Die einzige, auch nur im Entferntesten nur annehmbare Interpretation dieser Peplostrageweise findet sich auf attischen Vasen, allerdings fehlen mir da die nötigen Hintergrundinfos und Großaufnahmen, um zu sagen ob es sich dabei überhaupt um einen Peplos handelt.
Zurück zu Teil III
Wir haben also festgehalten, dass es sich um ein Kleidungsstück handelt, das auf den Schulten mit Fibeln geschlossen wurde. Wie könnte dieses Kledungsstück denn ausgesehen haben? Die klassische Beschreibung sagt uns, dass es sich um ein rechteckiges Stoffstück handelt, an einer Seite offen oder zu einem Schlauch geschlossen, mit oder ohne Überschlag, mit oder ohne Bausch um die Körpermitte, normalerweise gegürtet.
Hier gibt es eine kleine
Auswahl der möglichen Trageweisen.
Einige dieser Trageweisen sind umstritten, vor allem die 7. in der Reihe. Diese Version sieht man häufiger bei verschiedenen Darstellerinnen: zwei schmale Rechteckbahnen an den Seiten aneinandergenäht bis kurz unterm Arm und dann auf der Schulter gefibelt. Der Vorteil dieser Version ist klar - weniger Stoffverbrauch und figurfreundlicher als die Fülle des Peplos daneben. Das sind aber moderne Gedanken/Wunschdenken, auf die wir als Darstellerinnen keine Rücksicht nehmen können, wenn wir es denn 'richtig' machen wollen.
Gibt es also Hinweise , die diese Tragweise rechtfertigt? Antike Statuen zeigen meist die deutlich stoffbetontere Variante der Figur 4 in der oberen Reihe.
Es gibt eine sogenannte Peploskore, die ebenfalls einen körperengen Peplosschnitt zeigt und mir schon öfter als Rechtfertigung für diese Peplosvariante genannt wurde. Ein bisschen Recherche gibt ein differenzierteres Bild:
Bei genauer Betrachtung der im Netz vorhandenen Bilder ist leicht festzustellen, dass der Überhang nicht über den Armen offen ist wie im o.a. Beispiel, sondern geschlossen, deshalb halten einige Forscher das abgebildete Kleidungsstück NICHT für einen Peplos (interessante Gedanken darüber HIER). Mögliche Fibeln sind ja durch das Haar bedeckt, so dass man darüber keine Aussagen treffen kann.
Quelle: wikimedia.org |
Die einzige, auch nur im Entferntesten nur annehmbare Interpretation dieser Peplostrageweise findet sich auf attischen Vasen, allerdings fehlen mir da die nötigen Hintergrundinfos und Großaufnahmen, um zu sagen ob es sich dabei überhaupt um einen Peplos handelt.
Quelle: shelton.berkeley.edu |
Zurück zu Teil III
Dienstag, 25. Juni 2013
Überlegungen Teil III
Beispiele für die Peplos-Tracht gibt es übrigens auch weiter im Norden, vor allem bei römisch beeinflussten Frauen wie der Frau von Juellinge. Auf dem verlinkten Bild kann man sehr schon die Fibeln in Schulterlage sehen: Woman from Juellinge Quelle: http://benedante.blogspot.de
Ganz interessant ist der Fund von Loenne Hede, ebenfalls aus dem 1. Jhdt. nach Ch. Dort trägt die Dame eine Bluse! mit Fibeln und einen Rock: Woman from Loenne Hede
Wenn aber in den Gräbern keine, nur eine oder ganz viele Fibeln gefunden wurden, was mach ich dann?
Der Rückschluss Fibeln = Peplos, keine Fibeln = Rock-Blusen-Kombi ist mir zu kurzfristig gedacht, deshalb habe ich auch die nur 50% Wahrscheinlichkeit angegeben.
Wieder schauen wir über die Grenzen in den Norden, diesmal 300 Jahre früher und wir finden zum Beispiel die Huldremosetracht, bestehend aus Rock und Schal als Bluse drapiert, außerdem ein Cape aus Fell. Diese Tracht scheint schon viel länger bestanden zu haben, denn in Borum-Eshoj finden sich sowohl Bluse wie Rock schon um 1300 v. Chr.
Aber wenn wir nach Süden schauen, gibt es weitere interessante Bekleidungsformen bei Frauen.
Persönlich interessieren mich die Etrusker natürlich besonders, weil in unserem örtlichen Gräberfeld eine Menge etruskisches Importgut gefunden wurde. Es gibt ein wunderbares freies .pdf über die etruskische Kleidung, das ich hier an dieser Stelle gern weitergebe: Etruskische Kleidung.
Der Artikel ist schon älter, sollte mit Vorsicht gelesen werden, gibt aber durchaus einen ersten Einblick in die etruskische Kleidung.
Vor allem die älteren Grabmalereien zeigen bei den Frauen Kleider/Tuniken wie diese hier:
Diese Kleider werden in einigen Publikationen Chiton genannt, bei der genauen Betrachtung der Wandmalereien halte ich das aber für nicht richtig, denn diese Kleider sehen alle figurbetont genäht aus!
Diese Mode ändert sich erst später mit dem zunehmend römischen Einfluss und auch hier tauchen dann Peploi auf, die auf den Schulten geschlossen sind.
Zurück zu Überlegungen II
Ganz interessant ist der Fund von Loenne Hede, ebenfalls aus dem 1. Jhdt. nach Ch. Dort trägt die Dame eine Bluse! mit Fibeln und einen Rock: Woman from Loenne Hede
Wenn aber in den Gräbern keine, nur eine oder ganz viele Fibeln gefunden wurden, was mach ich dann?
Der Rückschluss Fibeln = Peplos, keine Fibeln = Rock-Blusen-Kombi ist mir zu kurzfristig gedacht, deshalb habe ich auch die nur 50% Wahrscheinlichkeit angegeben.
Wieder schauen wir über die Grenzen in den Norden, diesmal 300 Jahre früher und wir finden zum Beispiel die Huldremosetracht, bestehend aus Rock und Schal als Bluse drapiert, außerdem ein Cape aus Fell. Diese Tracht scheint schon viel länger bestanden zu haben, denn in Borum-Eshoj finden sich sowohl Bluse wie Rock schon um 1300 v. Chr.
Aber wenn wir nach Süden schauen, gibt es weitere interessante Bekleidungsformen bei Frauen.
Persönlich interessieren mich die Etrusker natürlich besonders, weil in unserem örtlichen Gräberfeld eine Menge etruskisches Importgut gefunden wurde. Es gibt ein wunderbares freies .pdf über die etruskische Kleidung, das ich hier an dieser Stelle gern weitergebe: Etruskische Kleidung.
Der Artikel ist schon älter, sollte mit Vorsicht gelesen werden, gibt aber durchaus einen ersten Einblick in die etruskische Kleidung.
Vor allem die älteren Grabmalereien zeigen bei den Frauen Kleider/Tuniken wie diese hier:
Quelle: malerei-meisterwerke.de |
Diese Kleider werden in einigen Publikationen Chiton genannt, bei der genauen Betrachtung der Wandmalereien halte ich das aber für nicht richtig, denn diese Kleider sehen alle figurbetont genäht aus!
Diese Mode ändert sich erst später mit dem zunehmend römischen Einfluss und auch hier tauchen dann Peploi auf, die auf den Schulten geschlossen sind.
Zurück zu Überlegungen II
Donnerstag, 20. Juni 2013
Überlegungen Teil II
In den Sekundärquellen wird man auch wenig fündig, es gibt einfach zu wenige detailgetreue, nicht stilisierte Abbildungen und Beschreibungen finden sich fast nur bei den 'Eroberern'. Da gibt es natürlich die berühmte Stelle bei Diodor,
Diodorus Siculus
(V, 30, 1-2): "Sie tragen auffallende Kleidung, gefärbte Hemden die mit vielen verschiedenen Farben genäht sind, und Hosen, welche sie in ihrer Sprache 'braccae' nennen. Auch trafen sie gestreifte Mäntel, die mir einer Spange an der Schulter befestigt sind, für den Winter dicke und im Sommer leichte, und die unterteilt sind mit dicht aneinandergefügten Karos in verschiedenen Farbtönen."
aber auch Hinweise bei Livius, Cicero, Strabon und anderen griechischen oder römischen Autoren (nachzulesen unter anderem in: Das Bild der Kelten bis in die augustäische Zeit von Bernhard Kremer, Stuttgart, 1994)
Gerade Diodor wird oft selbstverständlich in die Bekleidungsidee von Darstellern übertragen, sprich: allenthalben sieht man karierte Kleidung und Hosen bei den Männern und das durch alle Perioden, die zur keltischen Kernzeit ja immerhin 800 Jahre umfassen. Wer sich ein wenig differenzierter mit der Materie auseinandersetzt und vor allem einschlägige Literatur zu Rate zieht, wird sich recht schnell von dieser typisierten Darstellung lösen wollen.
Aber wie soll man denn jetzt mit einer Ausstattung beginnen? Wo findet man Ansatzpunkte, die eine vertretbare Deutung zulassen?
Was auf jeden Fall vorhanden ist, sind die Grabbeigaben, aus denen sich gewisse Rückschlüsse auf die Tragweise von Bekleidung ziehen lassen, im Folgenden erstmal für Frauenkleidung.
Besonders interessant sind dabei paarige Fibeln, die bei Erdbestattungen oft in Schulterlage gefunden wurden. Sie gehören nach den restlichen Beigaben nach zu urteilen, in Frauengräber, obwohl diese schematische Einteilung: hier Schwert = Mann, dort Spindel = Frau durchaus einer Überarbeitung bedarf (siehe Bilder auf Köpfen - Bilder in Köpfen, Jutta Leskovar in: Science oder Fiction - Geschlechterrollen in archäologischen Lebensbildern, Münster 2007).
Aber nehmen wir einmal die Zuordnung zum weiblichen Geschlecht als gegeben an: die Fibeln hatten nicht nur einen schmückenden Wert, sondern auch einen funktionalen. Mit den Fibeln wurde ein Bekleidungsstück auf den Schultern geschlossen.
Bei einem Exkurs in benachbarte Länder kann man feststellen, dass es durchaus Abbildungen von einer solchen Fibeltracht gibt, allgemein als Peplos bekannt. Finde ich also Abbildungen von Fibeln in Schulterlage zu meiner gewünschten Zeit, kann ich schon mit 50% Wahrscheinlichkeit (andere setzen die Wahrscheinlichkeit höher an) davon ausgehen, dass ein Peplos getragen wurde, zumal wenn sich in den Gräbern der direkten Umgebung mehr solcher Fibelpaare finden lassen.
Es gibt übrigens ein interessantes Buch aus der Reihe Reallexikon der germanischen Altertumskunde mit dem Titel: Fibel und Fibeltracht von H. Beck u.a., Berlin 2000, in dem die verschiedenen Fibeltypen chronologisch darsgestellt und in den Trechtzusammenhang gestellt werden. Interessanterweise hört das Buch nach dem Frühmittelalter auf, zumindestens ab da wurde in unseren Breiten keine Bekleidung mehr getragen, die mit Fibeln auf oder unterhalb der Schulter geschlossen wurde.
Zurück zu Teil I Vor zu Teil III
Diodorus Siculus
(V, 30, 1-2): "Sie tragen auffallende Kleidung, gefärbte Hemden die mit vielen verschiedenen Farben genäht sind, und Hosen, welche sie in ihrer Sprache 'braccae' nennen. Auch trafen sie gestreifte Mäntel, die mir einer Spange an der Schulter befestigt sind, für den Winter dicke und im Sommer leichte, und die unterteilt sind mit dicht aneinandergefügten Karos in verschiedenen Farbtönen."
aber auch Hinweise bei Livius, Cicero, Strabon und anderen griechischen oder römischen Autoren (nachzulesen unter anderem in: Das Bild der Kelten bis in die augustäische Zeit von Bernhard Kremer, Stuttgart, 1994)
Gerade Diodor wird oft selbstverständlich in die Bekleidungsidee von Darstellern übertragen, sprich: allenthalben sieht man karierte Kleidung und Hosen bei den Männern und das durch alle Perioden, die zur keltischen Kernzeit ja immerhin 800 Jahre umfassen. Wer sich ein wenig differenzierter mit der Materie auseinandersetzt und vor allem einschlägige Literatur zu Rate zieht, wird sich recht schnell von dieser typisierten Darstellung lösen wollen.
Aber wie soll man denn jetzt mit einer Ausstattung beginnen? Wo findet man Ansatzpunkte, die eine vertretbare Deutung zulassen?
Was auf jeden Fall vorhanden ist, sind die Grabbeigaben, aus denen sich gewisse Rückschlüsse auf die Tragweise von Bekleidung ziehen lassen, im Folgenden erstmal für Frauenkleidung.
Besonders interessant sind dabei paarige Fibeln, die bei Erdbestattungen oft in Schulterlage gefunden wurden. Sie gehören nach den restlichen Beigaben nach zu urteilen, in Frauengräber, obwohl diese schematische Einteilung: hier Schwert = Mann, dort Spindel = Frau durchaus einer Überarbeitung bedarf (siehe Bilder auf Köpfen - Bilder in Köpfen, Jutta Leskovar in: Science oder Fiction - Geschlechterrollen in archäologischen Lebensbildern, Münster 2007).
Aber nehmen wir einmal die Zuordnung zum weiblichen Geschlecht als gegeben an: die Fibeln hatten nicht nur einen schmückenden Wert, sondern auch einen funktionalen. Mit den Fibeln wurde ein Bekleidungsstück auf den Schultern geschlossen.
Nauheimer Fibel |
Bei einem Exkurs in benachbarte Länder kann man feststellen, dass es durchaus Abbildungen von einer solchen Fibeltracht gibt, allgemein als Peplos bekannt. Finde ich also Abbildungen von Fibeln in Schulterlage zu meiner gewünschten Zeit, kann ich schon mit 50% Wahrscheinlichkeit (andere setzen die Wahrscheinlichkeit höher an) davon ausgehen, dass ein Peplos getragen wurde, zumal wenn sich in den Gräbern der direkten Umgebung mehr solcher Fibelpaare finden lassen.
Es gibt übrigens ein interessantes Buch aus der Reihe Reallexikon der germanischen Altertumskunde mit dem Titel: Fibel und Fibeltracht von H. Beck u.a., Berlin 2000, in dem die verschiedenen Fibeltypen chronologisch darsgestellt und in den Trechtzusammenhang gestellt werden. Interessanterweise hört das Buch nach dem Frühmittelalter auf, zumindestens ab da wurde in unseren Breiten keine Bekleidung mehr getragen, die mit Fibeln auf oder unterhalb der Schulter geschlossen wurde.
Zurück zu Teil I Vor zu Teil III
Freitag, 14. Juni 2013
Überlegungen zur Rekonstruktion eisenzeitlicher Bekleidung Mitteleuropas
Mal wieder angeregt durch eine Diskussion über Möglichkeiten, einen Peplos auf den Schultern zu schließen, bzw. die Frage, die ein Vereinsmitglied mir zum Schnitt von spätlatenezeitlichen Hosen gestellt hat, habe ich mit etliche Gedanken gemacht.
Im Bereich Mitteleuropas, wie es vereinfachend in der folgenden Grafik grün dargestellt ist, gibt es keine kompletten Kleidungsfunde (wie z. Bsp. im Norden). Auch die Sekundärdarstellung (Beschreibungen, Skulpturen, Abbildungen) sind im Gegensatz zur griechischen und römischen Welt sehr dünn gesät.
Nun ist es nicht so, dass es gar nichts gibt. Überall haben sich Reste von Stoffen, zum Teil oxidiert an Metall, in winzigen Stücken erhalten und unter den günstigen Bedingungen von Salzbergwerken z. Bsp. finden sich auch schon mal größere Stücke mit bestimmbaren Farben oder ein abgerissener Ärmel wie in Hallstatt oder im Dürrnberg.
Weitere Info zu diesem Bild:
http://derstandard.at/1328507166231/Uralte-Stoffe-Die-Farben-der-Vergangenheit
Ein Fund wie die Strümpfe vom Riesenferner gehören schon zu den außerordentlichen Glücksfällen und blieben nur unter den besonderen Bedingungen im Gletscher über 2800 Jahre erhalten.
Weiterführende Info hierzu:
http://oetzi.com/de/kleiderfund#kleidung
Vor zu Teil II
Im Bereich Mitteleuropas, wie es vereinfachend in der folgenden Grafik grün dargestellt ist, gibt es keine kompletten Kleidungsfunde (wie z. Bsp. im Norden). Auch die Sekundärdarstellung (Beschreibungen, Skulpturen, Abbildungen) sind im Gegensatz zur griechischen und römischen Welt sehr dünn gesät.
Quelle: Keltenwelt-glauberg.de |
Nun ist es nicht so, dass es gar nichts gibt. Überall haben sich Reste von Stoffen, zum Teil oxidiert an Metall, in winzigen Stücken erhalten und unter den günstigen Bedingungen von Salzbergwerken z. Bsp. finden sich auch schon mal größere Stücke mit bestimmbaren Farben oder ein abgerissener Ärmel wie in Hallstatt oder im Dürrnberg.
Quelle: www.derstandard.at |
|
Weitere Info zu diesem Bild:
http://derstandard.at/1328507166231/Uralte-Stoffe-Die-Farben-der-Vergangenheit
Ein Fund wie die Strümpfe vom Riesenferner gehören schon zu den außerordentlichen Glücksfällen und blieben nur unter den besonderen Bedingungen im Gletscher über 2800 Jahre erhalten.
Quelle: oetzi.com |
Weiterführende Info hierzu:
http://oetzi.com/de/kleiderfund#kleidung
Vor zu Teil II
Freitag, 7. Juni 2013
Überraschung II
Nachdem die Farbe des rotlaubigen Ahorn ja so wunderbar auf Seide aufzog, habe ich es auch mit Wolle probiert, und wiederum war die Überraschung groß!
Edit:
Der rotlaubige Ahorn ist ja eine echte Wundertüte. Eigentlich wollte ich die Färbebrühe entsorgen, aber die Farbe war noch so kräftig, dass ich einfach nochmal 2 Stränge Seide reingeworfen habe. Die färbten sich auch kalt schon wieder wunderbar lila. Ich habe das Ganze dann nochmal erhitzt und zum Entwickeln einen halben Teelöffel Pottasche reingeschmissen. Die Reaktion kam prompt: ein wunderschönes Grün. Jetzt schwimmt der Wollstrang nochmal drin, vielleicht tut sich ja was an diesem unbeschreibaren "Beige".
Wie man sieht ist, das Lila etwas verblaut auf Seide, aber die Farbe ist gar nicht auf Wolle aufgezogen! |
Edit:
Der rotlaubige Ahorn ist ja eine echte Wundertüte. Eigentlich wollte ich die Färbebrühe entsorgen, aber die Farbe war noch so kräftig, dass ich einfach nochmal 2 Stränge Seide reingeworfen habe. Die färbten sich auch kalt schon wieder wunderbar lila. Ich habe das Ganze dann nochmal erhitzt und zum Entwickeln einen halben Teelöffel Pottasche reingeschmissen. Die Reaktion kam prompt: ein wunderschönes Grün. Jetzt schwimmt der Wollstrang nochmal drin, vielleicht tut sich ja was an diesem unbeschreibaren "Beige".
So schön habe ich das Grün auf Seide noch nie mit einer Eisenentwicklung hingekriegt. |
Feddersen Wierde III
Aller guten(?) Dinge sind drei!
Nachdem ich frohen Mutes 1400 Fäden in die Litzen eingezogen und im Blatt verteilt hatte, fing ich an zu weben - d.h. ich wollte anfangen. Nichts ging, die Faden verhakten sich so, das sich das Fach kaum öffnen ließ. Die Fäden des neuen Garns sind nicht stark versponnen, sondern es stehen noch jede Menge Faser an der Seite raus. Also musste die Sprühstärke wieder her und es gab einen neuen Anfang, 30 cm fielen der Schere zum Opfer.
Aber auch mit viel Sprühstärke und anderen Tricks rissen mir bei jedem! Schuss mindestens 3 - 4 Fäden.
Das macht keinen Spaß und deshalb bin ich gerade dabei, mit einem dritten Garn den nächsten Versuch zu starten, die Stränge liegen grad im Färbebad!
Es ist eine wahre Schande, dass man keine Auswahl an Webgarnen mehr in Deutschland findet. Es gab früher eine Firma, die zur Zeit nur noch durch schlechten Kundendienst von sich reden macht, die eine riesige Auswahl an verschiedenen Garnen hatte, alle auf die Bedürfnisse der Handweber abgestimmt. Man bekam Muster und konnte zu Hause in Ruhe auswählen.
Im digitalen Zeitalter muss ich, wenn ich überhaupt was passendes finde, blind bestellen und hoffen, dass es passt. Das war jetzt zweimal nicht der Fall!
Erkenntnis aus den Fehlschlägen: das Kettgarn für die früheren Gewichtswebstühle musss extrem gut gedreht und als Kammgarn versponnen worden sein - anders kann ich mir eine flüssiges Weben nicht vorstellen. Ich glaube, ich muss in Fundberichten mal mehr auf Drehung pro cm achten!
Feddersen Wierde II
Nachdem ich frohen Mutes 1400 Fäden in die Litzen eingezogen und im Blatt verteilt hatte, fing ich an zu weben - d.h. ich wollte anfangen. Nichts ging, die Faden verhakten sich so, das sich das Fach kaum öffnen ließ. Die Fäden des neuen Garns sind nicht stark versponnen, sondern es stehen noch jede Menge Faser an der Seite raus. Also musste die Sprühstärke wieder her und es gab einen neuen Anfang, 30 cm fielen der Schere zum Opfer.
Aber auch mit viel Sprühstärke und anderen Tricks rissen mir bei jedem! Schuss mindestens 3 - 4 Fäden.
Das macht keinen Spaß und deshalb bin ich gerade dabei, mit einem dritten Garn den nächsten Versuch zu starten, die Stränge liegen grad im Färbebad!
Es ist eine wahre Schande, dass man keine Auswahl an Webgarnen mehr in Deutschland findet. Es gab früher eine Firma, die zur Zeit nur noch durch schlechten Kundendienst von sich reden macht, die eine riesige Auswahl an verschiedenen Garnen hatte, alle auf die Bedürfnisse der Handweber abgestimmt. Man bekam Muster und konnte zu Hause in Ruhe auswählen.
Im digitalen Zeitalter muss ich, wenn ich überhaupt was passendes finde, blind bestellen und hoffen, dass es passt. Das war jetzt zweimal nicht der Fall!
Erkenntnis aus den Fehlschlägen: das Kettgarn für die früheren Gewichtswebstühle musss extrem gut gedreht und als Kammgarn versponnen worden sein - anders kann ich mir eine flüssiges Weben nicht vorstellen. Ich glaube, ich muss in Fundberichten mal mehr auf Drehung pro cm achten!
Hier sieht man sehr gut, wie sich Faserknötchen im Garn bilden, die schließlich zum Faserbruch führen. |
Feddersen Wierde II
Freitag, 31. Mai 2013
Überraschung
Vor meiner Schule stehen zwei rotlaubige Ahornbäume. Deren Laub wollte ich immer schon einmal ausprobieren zum Färben. also kam ich mit einem Arm voll Blättern wieder nach Hause, kochte sie aus und warf dann, weils grad zur Hand war und schon gebeizt, 50 g Seidengarn hinein.
Hier ist das - auch für mich - überraschende Ergebnis:
Hier ist das - auch für mich - überraschende Ergebnis:
Sonntag, 26. Mai 2013
Brauche ich für meine Darstellung unbedingt einen handgewebten Stoff?
Die Frage stellte sich mir, nachdem mir ein Beitrag im Netz aufgefallen ist, wo sich jemand etliche Meter ungefärbten Stoff in Leinwandbindung hat anfertigen lassen für eine römische Toga.
Diese Arbeit ist für den Weber dabei einfach, eintönig und langweilig und stellt keine besonderen Ansprüche, deshalb drücke ich mich immer um solche Arbeiten und empfehle dem Interessenten dann lieber einen maschinengewebten Stoff.
Wenn die Arbeit ordentlich gemacht ist, sollte man hinterher keine oder nur sehr geringe Unterschiede zu einem maschinengewebten Stoff feststellen können. Deshalb finde ich die preisgünstigere Wahl hier durchaus angemessen. Der Preisunterschied dürfte so bei etwa 30 - 50 € pro m betragen!
Ich folge deshalb nicht den Vorschlägen von Ida Demant in ihrem Vortrag anlässlich des 11. Syposiums der NESAT.
Sie erstellt für eine gute Nachbildung von Textilien mehrere Kriterien, die sie nach Anforderungsprofil noch untergliedert. Ich gehe hier nur auf die Variante B: 'Die gute allgemeine Darstellung prähistorischer Kleidung' ein. Darin fordert sie "handgewebte Stoffe und natürliche Färbemittel sowie handgenähte Säume" (Ida Demant, NESAT XI, Esslingen 2011 - vorläufige abstracts).
Eineseits geht sie mir zu weit, andererseits nicht weit genug.
Beispiel: natürliche Färbemittel sollten den Möglichkeiten der damaligen Zeit entsprechen. Bestimmte Pflanzen z. Bsp. das Rotholz wurden erst ab einer gewissen Zeit (erste mögliche Nutzung ab dem 10 Jhdt) gebraucht, dem sollte in der Färbung der Kleidung entsprochen werden. Natürlich müssen auch da Kompromisse eingegangen werden. Ich benutze Indigo anstelle von Waid , weil die Farbstoffe fast identisch sind, bei Cochenille anstelle von Kermes bin ich schon etwas vorsichtiger, denn EIN! Farbstoff ist identisch, aber die anderen Komponenten der Läuse spielen hier eine sehr farbbeinflussende Rolle.
Aber zurück zum handgewebten Stoff. Auch der heutige Handweber greift auf maschinengesponnene Garne zurück, das Ziel alles aus handgefertigtem Ausgangsmaterial herzustellen ist sehr schön, sprengt dann aber jede Bezahlbarkeit. Deshalb ist mir ein maschinengewebter Stoff unter Verwendung eines Einfachgarns evtl. sogar lieber als ein handgewebter aus einem gezwirnten, wenn die Fundstellung ebenfalls nur Einfachgarne aufweist.
Warum bzw. wann dann also handgewebt? Jedesmal, wenn ein Stoff mit einzigartigen Merkmalen verlangt ist, sollte man zum handgewebten greifen. Also wenn zum Beispiel eine bestimmte Art von Musterung oder Farbzusammenstellung im Ursprung vorliegt oder eine bestimmte Faser verlangt ist oder eine besondere Breite, die heutzutage auf maschinellem Weg nicht mehr erzeugt wird.
Die Individualität bestimmt meinen Griff zum handgewebten Textil. Selbst ich trage in meiner Darstellung maschinengewebte Stoffe (die dann von mir pflanzengefärbt werden), wenn das Endprodukt sich nicht wesentlich von einem handgewebten unterscheiden würde.
Diese Arbeit ist für den Weber dabei einfach, eintönig und langweilig und stellt keine besonderen Ansprüche, deshalb drücke ich mich immer um solche Arbeiten und empfehle dem Interessenten dann lieber einen maschinengewebten Stoff.
Wenn die Arbeit ordentlich gemacht ist, sollte man hinterher keine oder nur sehr geringe Unterschiede zu einem maschinengewebten Stoff feststellen können. Deshalb finde ich die preisgünstigere Wahl hier durchaus angemessen. Der Preisunterschied dürfte so bei etwa 30 - 50 € pro m betragen!
Ich folge deshalb nicht den Vorschlägen von Ida Demant in ihrem Vortrag anlässlich des 11. Syposiums der NESAT.
Sie erstellt für eine gute Nachbildung von Textilien mehrere Kriterien, die sie nach Anforderungsprofil noch untergliedert. Ich gehe hier nur auf die Variante B: 'Die gute allgemeine Darstellung prähistorischer Kleidung' ein. Darin fordert sie "handgewebte Stoffe und natürliche Färbemittel sowie handgenähte Säume" (Ida Demant, NESAT XI, Esslingen 2011 - vorläufige abstracts).
Eineseits geht sie mir zu weit, andererseits nicht weit genug.
Beispiel: natürliche Färbemittel sollten den Möglichkeiten der damaligen Zeit entsprechen. Bestimmte Pflanzen z. Bsp. das Rotholz wurden erst ab einer gewissen Zeit (erste mögliche Nutzung ab dem 10 Jhdt) gebraucht, dem sollte in der Färbung der Kleidung entsprochen werden. Natürlich müssen auch da Kompromisse eingegangen werden. Ich benutze Indigo anstelle von Waid , weil die Farbstoffe fast identisch sind, bei Cochenille anstelle von Kermes bin ich schon etwas vorsichtiger, denn EIN! Farbstoff ist identisch, aber die anderen Komponenten der Läuse spielen hier eine sehr farbbeinflussende Rolle.
Aber zurück zum handgewebten Stoff. Auch der heutige Handweber greift auf maschinengesponnene Garne zurück, das Ziel alles aus handgefertigtem Ausgangsmaterial herzustellen ist sehr schön, sprengt dann aber jede Bezahlbarkeit. Deshalb ist mir ein maschinengewebter Stoff unter Verwendung eines Einfachgarns evtl. sogar lieber als ein handgewebter aus einem gezwirnten, wenn die Fundstellung ebenfalls nur Einfachgarne aufweist.
Warum bzw. wann dann also handgewebt? Jedesmal, wenn ein Stoff mit einzigartigen Merkmalen verlangt ist, sollte man zum handgewebten greifen. Also wenn zum Beispiel eine bestimmte Art von Musterung oder Farbzusammenstellung im Ursprung vorliegt oder eine bestimmte Faser verlangt ist oder eine besondere Breite, die heutzutage auf maschinellem Weg nicht mehr erzeugt wird.
Die Individualität bestimmt meinen Griff zum handgewebten Textil. Selbst ich trage in meiner Darstellung maschinengewebte Stoffe (die dann von mir pflanzengefärbt werden), wenn das Endprodukt sich nicht wesentlich von einem handgewebten unterscheiden würde.
maschinengewebt |
handgewebt |
Donnerstag, 23. Mai 2013
Feddersen Wierde II
Die Arbeit geht voran. Das Garn für den Schuss ist jetzt ebenfalls gefärbt und wartet darauf, als Schuss verwendet zu werden.
Ich habe mit Wau gefärbt, denn es gibt einige Untersuchungen der Farbstoffe in vorgeschichtlichen Textilien, das Luteolin wurde z. Bsp. in Textilien von Hallstatt oder in den eisenzeitlichen Funden im Norden nachgewiesen. Sehr gern würde ich die Blaufärbung auch mit Waid machen, aber Waidpulver ist sehr teuer im Vergleich zum wesentlich ergiebigeren Indigo. Deshalb verwende ich zum Blaufärben Indigo mit modernen Chemikalien. Ich habe auch eine Dauerküpe angesetzt, die außer Soda keinerlei anderen künstlichen
Zusatzstoffe benötigt, aber der ist es im Moment ein wenig zu kalt.
Die weiteren Vorarbeiten laufen: Knäuelwickeln und Schären der Kette (Ablängen der Kettfäden). Beim Schären muss ich mit zwei Lesebrettchen arbeiten, weil die Kette ja zweifarbig wird.
Damit ich nicht jeden Faden einzeln auf den Schärbaum wickeln muss, verwende ich sogenannte Lesebrettchen, die mir eine größere Anzahl von Kettfäden (hier 7) in der richtigen Reihenfolge halten.
Die gelben und grünen Streifen der Kette werden 35 bzw. 21 Fäden breit, insgesamt werden es 1400 Fäden. Damit ich nicht durcheinander komme, habe ich mir einen Zettel aufgehängt, auf dem ich abstreiche, was schon auf dem Baum ist.
Bei solchen Arbeiten frage ich mich immer, ob und zu welchen Hilfsmitteln und Merkbrücken die Frauen vor 2000 Jahren gegriffen haben. Direkt zuzuordnen ist im Fundgut nichts, auch weil man bei einigen Gegenständen noch nichts über deren Funktion sagen kann und weil vieles auch einfach verlorengegangen ist oder sich nicht gehalten hat. Vielleicht können in Zukunft solche Dinge noch besser erschlossen werden.
Feddersen Wierde I
Ich habe mit Wau gefärbt, denn es gibt einige Untersuchungen der Farbstoffe in vorgeschichtlichen Textilien, das Luteolin wurde z. Bsp. in Textilien von Hallstatt oder in den eisenzeitlichen Funden im Norden nachgewiesen. Sehr gern würde ich die Blaufärbung auch mit Waid machen, aber Waidpulver ist sehr teuer im Vergleich zum wesentlich ergiebigeren Indigo. Deshalb verwende ich zum Blaufärben Indigo mit modernen Chemikalien. Ich habe auch eine Dauerküpe angesetzt, die außer Soda keinerlei anderen künstlichen
Zusatzstoffe benötigt, aber der ist es im Moment ein wenig zu kalt.
Die weiteren Vorarbeiten laufen: Knäuelwickeln und Schären der Kette (Ablängen der Kettfäden). Beim Schären muss ich mit zwei Lesebrettchen arbeiten, weil die Kette ja zweifarbig wird.
Damit ich nicht jeden Faden einzeln auf den Schärbaum wickeln muss, verwende ich sogenannte Lesebrettchen, die mir eine größere Anzahl von Kettfäden (hier 7) in der richtigen Reihenfolge halten.
Die gelben und grünen Streifen der Kette werden 35 bzw. 21 Fäden breit, insgesamt werden es 1400 Fäden. Damit ich nicht durcheinander komme, habe ich mir einen Zettel aufgehängt, auf dem ich abstreiche, was schon auf dem Baum ist.
Bei solchen Arbeiten frage ich mich immer, ob und zu welchen Hilfsmitteln und Merkbrücken die Frauen vor 2000 Jahren gegriffen haben. Direkt zuzuordnen ist im Fundgut nichts, auch weil man bei einigen Gegenständen noch nichts über deren Funktion sagen kann und weil vieles auch einfach verlorengegangen ist oder sich nicht gehalten hat. Vielleicht können in Zukunft solche Dinge noch besser erschlossen werden.
Feddersen Wierde I
Montag, 20. Mai 2013
Feddersen Wierde
Das nächste Projekt wird ein Stoff aus der Feddersen Wierde.
Für die, die da so gar nicht wissen, was das ist, gibt es hier eine ganz gute Zusammenfassung auf Wikipedia.
Der Auftraggeber möchte gern einen Stoff nach einem Fund in der Länge von 3 m und einer Breite von 1 m, Spitzköper, Fadendichte 14 f/cm, in grün und gelb aus einfädigem Wollgarn.
Leider bin ich durch den doch gesundheitlich sehr anstrengenden Winter ziemlich hinter meinem Zeitplan, so dass ich das Projekt jetzt erst angehen konnte. Und so habe ich jetzt erst festgestellt, dass das mir zur Verfügung gestellte Wollgarn sich nicht für die Verarbeitung am Handwebstuhl eignet. Schon beim Strängewickeln zum Färben rissen mir die Fäden nur so unter meinen Händen und nach dem Färben ist es ganz schlimm. Außerdem ist das Garn nicht ausbalanciert, sprich stark überdreht, so dass sich der Stoff bei gleichem Schuss- und Kettgarn wahrscheinlich etwas verziehen wird. Nicht umsonst waren historische Gewebe oft mit Garnen in unterschiedlichen Spinnrichtungen hergestellt.
Guter Rat ist also teuer, denn es stellt sich als ausgesprochen schwierig dar heutzutage eine Spinnerei zu finden in DEUTSCHLAND. Wenn man im Net danach sucht, wird man selten fündig, und bei der Kontktaufnahme mit Vertrieben bekommt man schon häufig gar keine Antwort. Die meisten Wollgarne werden inzwischen in 3. Welt-Ländern produziert und Suchmaschinen leiten häufig auf Seiten in Indien und sehr viel China. Und da ich keine 1000 kg als Kleinstmenge bestellen kann, ist ja eigentlich auch dieser Weg verschlossen. Nach vielen Monaten Suchen habe ich dann irgendwie doch noch einen Verkäufer aufgetan, der mir Wollgarn in der gewünschten Stärke, allerdings gezwirnt, schickte. Und der konnte mir jetzt auch bei der Suche nach Einfachgarn weiterhelfen!!! Das Kettgarn ist schon gefärbt, als Schussgarn wollte ich das vorhandene verwenden. Aber beim Spulen reißt der Faden so häufig, dass auch dafür jetzt das neue Garn zum Einsatz kommen wird. Heute wird es noch gespult, morgen gebeizt und gefärbt.
Danach wird die Kette geschärt, aufgebäumt und danach beginnt die löangwierige Arbeit des Litzen- und Blattstechens.
Ihr werdet über die Fortschritte informiert.
Für die, die da so gar nicht wissen, was das ist, gibt es hier eine ganz gute Zusammenfassung auf Wikipedia.
Der Auftraggeber möchte gern einen Stoff nach einem Fund in der Länge von 3 m und einer Breite von 1 m, Spitzköper, Fadendichte 14 f/cm, in grün und gelb aus einfädigem Wollgarn.
Leider bin ich durch den doch gesundheitlich sehr anstrengenden Winter ziemlich hinter meinem Zeitplan, so dass ich das Projekt jetzt erst angehen konnte. Und so habe ich jetzt erst festgestellt, dass das mir zur Verfügung gestellte Wollgarn sich nicht für die Verarbeitung am Handwebstuhl eignet. Schon beim Strängewickeln zum Färben rissen mir die Fäden nur so unter meinen Händen und nach dem Färben ist es ganz schlimm. Außerdem ist das Garn nicht ausbalanciert, sprich stark überdreht, so dass sich der Stoff bei gleichem Schuss- und Kettgarn wahrscheinlich etwas verziehen wird. Nicht umsonst waren historische Gewebe oft mit Garnen in unterschiedlichen Spinnrichtungen hergestellt.
Guter Rat ist also teuer, denn es stellt sich als ausgesprochen schwierig dar heutzutage eine Spinnerei zu finden in DEUTSCHLAND. Wenn man im Net danach sucht, wird man selten fündig, und bei der Kontktaufnahme mit Vertrieben bekommt man schon häufig gar keine Antwort. Die meisten Wollgarne werden inzwischen in 3. Welt-Ländern produziert und Suchmaschinen leiten häufig auf Seiten in Indien und sehr viel China. Und da ich keine 1000 kg als Kleinstmenge bestellen kann, ist ja eigentlich auch dieser Weg verschlossen. Nach vielen Monaten Suchen habe ich dann irgendwie doch noch einen Verkäufer aufgetan, der mir Wollgarn in der gewünschten Stärke, allerdings gezwirnt, schickte. Und der konnte mir jetzt auch bei der Suche nach Einfachgarn weiterhelfen!!! Das Kettgarn ist schon gefärbt, als Schussgarn wollte ich das vorhandene verwenden. Aber beim Spulen reißt der Faden so häufig, dass auch dafür jetzt das neue Garn zum Einsatz kommen wird. Heute wird es noch gespult, morgen gebeizt und gefärbt.
Danach wird die Kette geschärt, aufgebäumt und danach beginnt die löangwierige Arbeit des Litzen- und Blattstechens.
Ihr werdet über die Fortschritte informiert.
Freitag, 17. Mai 2013
Chlamys - die 2.
Rechtzeitig zum Treffen der Hetairoi ist die Chlamys fertig geworden.Íðunn hatte Recht mit ihrem Kommentar über das Buch:
Mode im Antiken Griechenland von Anastasia Pekridou – Gorecki,
das Buch enthielt wenige für mich nützliche Informationen.
Ich hatte mich dann schlussendlich, da ich das von Sylvia empfohlene Buch auf die Schnelle nicht kriegen konnte, für einen Köper und zwar für einen ungleichseitigen entschieden.
Der 2-1 Köper ist eigentlich in der Eisenzeit etwas Besonderes und kommt durchaus nicht häufig vor. Funde gibt es unter anderem in Verrucchio und in der griechischen (sic) Kolonie von Olbia.
Die Planung für die Chlamys sah eine Gesamtlänge von 2,60 m und eine Breite von 1,10 vor, Material Wolle in Krapprot mit zwei 20 cm breiten Streifen an jeder Seite und einem Abschluss mit einem schmalen krapproten Ripsband.
In der Praxis hat es sich gezeigt, dass die Gesamtlänge ruhig etwas kürzer sein dürfte, dafür zeigte sich die Breite optimal.
Durch den 2-1 Köper gab es einen schönen Farbeffekt, weil die eine Seite dunkler als die andere ist.
Die Arbeit hat wieder einmal gezeigt, dass ich bei meiner Arbeit immer wieder Kompromisse eingehen muss, vor allem, wenn so wenig Primärfunde oder Sekundärliteratur zur Verfügung steht wie in diesem Fall.
Natürlich stütze ich meine Textilien auf eine fundierte Recherche, die sich aber durchaus nicht immer als ergiebig erweist. Schließlich habe ich mit dem Textilfund aus Olbia dann doch nicht komplett im Trüben fischen müssen, sehe mich aber durchaus mit der Möglichkeit konfrontiert, dass meine Interpretation widerlegt werden könnte.
Chlamys 1. Teil
Mode im Antiken Griechenland von Anastasia Pekridou – Gorecki,
das Buch enthielt wenige für mich nützliche Informationen.
Ich hatte mich dann schlussendlich, da ich das von Sylvia empfohlene Buch auf die Schnelle nicht kriegen konnte, für einen Köper und zwar für einen ungleichseitigen entschieden.
Der 2-1 Köper ist eigentlich in der Eisenzeit etwas Besonderes und kommt durchaus nicht häufig vor. Funde gibt es unter anderem in Verrucchio und in der griechischen (sic) Kolonie von Olbia.
Die Planung für die Chlamys sah eine Gesamtlänge von 2,60 m und eine Breite von 1,10 vor, Material Wolle in Krapprot mit zwei 20 cm breiten Streifen an jeder Seite und einem Abschluss mit einem schmalen krapproten Ripsband.
In der Praxis hat es sich gezeigt, dass die Gesamtlänge ruhig etwas kürzer sein dürfte, dafür zeigte sich die Breite optimal.
Durch den 2-1 Köper gab es einen schönen Farbeffekt, weil die eine Seite dunkler als die andere ist.
Die Arbeit hat wieder einmal gezeigt, dass ich bei meiner Arbeit immer wieder Kompromisse eingehen muss, vor allem, wenn so wenig Primärfunde oder Sekundärliteratur zur Verfügung steht wie in diesem Fall.
Natürlich stütze ich meine Textilien auf eine fundierte Recherche, die sich aber durchaus nicht immer als ergiebig erweist. Schließlich habe ich mit dem Textilfund aus Olbia dann doch nicht komplett im Trüben fischen müssen, sehe mich aber durchaus mit der Möglichkeit konfrontiert, dass meine Interpretation widerlegt werden könnte.
Chlamys 1. Teil
Freitag, 10. Mai 2013
Anfängerfragen zu Stoffen durch die Zeiten
In Foren (zuletzt hier im Mittelalterforum) tauchen immer wieder Fragen zu einer Liste mit den verwendeten Stoffarten zu einzelnen Zeitstellungen auf. Die Frage ist natürlich müßig für den, der ins Detail gehen will, da die Spielarten bei der Stoffherstellung unendlich und von der Mode, ja ich würde auch sagen, vom Geschmack und Status des einzelnen Trägers, der Trägerin bestimmt war/ist. Von dieser Warte aus erscheint nur eine gründliche Recherche für die angestrebte Darstellung sinnvoll.
Nun gibt es aber auch Anfänger, die sich weder auf eine bestimmte Jahreszahl noch Region noch einen Stand festlegen wolle/können, sondern, durchaus oft mit bester Absicht, schnuppern wollen und die sich dann fragen, welchen Stoff kann ich denn verwenden. Im o.a. Forumsthread gab es dazu eine sehr kluge Antwort.
Das, was Lisabeth geschrieben hat, scheint banal zu sein, entspricht aber genau der Fundlage durch alle Zeiten seit der Bronzezeit.
Wenn man sich Zusammenfassungen zu textilen Überresten zu verschiedenen Perioden anschaut, dominiert meist die reine Leinwandbindung und der Köper (abgesehen von besonders kostbar ausgestatteten Gräbern). Abarten von Köper wie Rippen-, Diamant-, oder sonstige Köper sind in der Minderzahl, gar nicht zu sprechen von aufwändigeren Bindungen wie Damast, Samit oder ähnliches - aber wir gehen ja von der 08/15 Darstellung eines 08/15 Angehörigen der unteren bis mittleren Bevölkerungsschicht in Europa aus.
Wer also einen Treverer, Merowinger, Norweger, Rheinländer des HoMis oder sonstiges darstellen möchte und sich fragt, welchen Stoff er/sie für die Erstaustattung verwenden möchte, sollte tunlichst zu Wolle und Leinen greifen, in Leinwand- oder einfachster 2/2 Köperbindung. Und auch wenn zur Römerzeit schon Baumwolle nachgewiesen sein sollte, greift man zu Wolle und Leinen. Baumwolle kommt für die einfachste!!!!! Grundausstattung erst ab dem späten 17. Jhdt. in Frage. Ebenso sollte man sich im Klaren sein, dass gestrickte, gehäkelte oder gar gewirkte (damit ist kein Bildwirken gemeint) Bekleidung für eine Darstellung bis zum späten Mittelalter auszuschließen ist. Alle synthetisch hergestellten Stoffe oder mit synthetischen Farben eingefärbte entfallen eigentlich auch, es sei denn sie entsprechen im Aussehen ihrem natürlichen Vorbild (daran scheiden sich übrigens schon die Geister).
Und selbst heute kann man für eine einfachste Darstellung eines Menschen im 21. Jhdt. Mitteleuropas bedenkenlos noch Leinen und Wolle verwenden und wird dabei nicht schief angeschaut.
Also greift zu Wolle und Leinen, die dieses Gewebebild haben:
Was viel entscheidender als die Stoffwahl ist, wäre der Schnitt der Kleidung, aber das ist ja schon ein gaaaannnz anderes Thema!!
Nun gibt es aber auch Anfänger, die sich weder auf eine bestimmte Jahreszahl noch Region noch einen Stand festlegen wolle/können, sondern, durchaus oft mit bester Absicht, schnuppern wollen und die sich dann fragen, welchen Stoff kann ich denn verwenden. Im o.a. Forumsthread gab es dazu eine sehr kluge Antwort.
Das, was Lisabeth geschrieben hat, scheint banal zu sein, entspricht aber genau der Fundlage durch alle Zeiten seit der Bronzezeit.
Wenn man sich Zusammenfassungen zu textilen Überresten zu verschiedenen Perioden anschaut, dominiert meist die reine Leinwandbindung und der Köper (abgesehen von besonders kostbar ausgestatteten Gräbern). Abarten von Köper wie Rippen-, Diamant-, oder sonstige Köper sind in der Minderzahl, gar nicht zu sprechen von aufwändigeren Bindungen wie Damast, Samit oder ähnliches - aber wir gehen ja von der 08/15 Darstellung eines 08/15 Angehörigen der unteren bis mittleren Bevölkerungsschicht in Europa aus.
Wer also einen Treverer, Merowinger, Norweger, Rheinländer des HoMis oder sonstiges darstellen möchte und sich fragt, welchen Stoff er/sie für die Erstaustattung verwenden möchte, sollte tunlichst zu Wolle und Leinen greifen, in Leinwand- oder einfachster 2/2 Köperbindung. Und auch wenn zur Römerzeit schon Baumwolle nachgewiesen sein sollte, greift man zu Wolle und Leinen. Baumwolle kommt für die einfachste!!!!! Grundausstattung erst ab dem späten 17. Jhdt. in Frage. Ebenso sollte man sich im Klaren sein, dass gestrickte, gehäkelte oder gar gewirkte (damit ist kein Bildwirken gemeint) Bekleidung für eine Darstellung bis zum späten Mittelalter auszuschließen ist. Alle synthetisch hergestellten Stoffe oder mit synthetischen Farben eingefärbte entfallen eigentlich auch, es sei denn sie entsprechen im Aussehen ihrem natürlichen Vorbild (daran scheiden sich übrigens schon die Geister).
Und selbst heute kann man für eine einfachste Darstellung eines Menschen im 21. Jhdt. Mitteleuropas bedenkenlos noch Leinen und Wolle verwenden und wird dabei nicht schief angeschaut.
Also greift zu Wolle und Leinen, die dieses Gewebebild haben:
Was viel entscheidender als die Stoffwahl ist, wäre der Schnitt der Kleidung, aber das ist ja schon ein gaaaannnz anderes Thema!!
Abonnieren
Posts (Atom)