Ich muss mich immer wundern, wie viele Darsteller in buntes! Leinen gekleidet über die Märkte gehen und wie oft danach gefragt wird, wie man Leinen mit Pflanzenfarben färben kann. Und auch bei den Brettchenwebern gibt es unglaublich viele Angebote in gefärbtem Leinengarn.
Natürlich habe auch ich früher mal vesucht Leinenoutfit zu rechtfertigen (einfach, weil es im Durchschnitt viel preisgünstiger als reine Wolle ist), aber wenn man sich ein wenig mit den Hintergründen beschäftigt, rückt man sehr schnell davon ab (siehe auch hier).
Meine Recherche bezieht sich natürlich wie meistens lediglich auf den Zeitraum der Vorgeschichte bis zum Frühmittelalter. Wie Färbebücher aus dem Spätmittelalter bis hin zur frühen Neuzeit belegen, wurde zu diesen Zeit durchaus auch Leinen und später Baumwolle in sehr aufwändigen Prozeduren gefärbt - der echte Durchbruch gelang aber erst mit der Erfindung der Anilinfarbstoffe ab etwa Mitte des 19. Jhdts.
In meinem behandelten Zeitraum gibt es im Vergleich zu Tierfasern deutlich weniger Funde von Pflanzenfasern, die zu Stoffen verarbeitet wurden; noch weniger davon sind gefärbt und mir ist kein echter Nachweis von gefärbtem Leinen neben den Küpenfärbungen mit Waid oder Purpur bekannt, wohlgemerkt aus dem mittel- bis nordeuropäischen Raum. Die Fachbücher schweigen sich auch oft merkwürdig zum Thema Farbe auf Leinen aus.
In der nächsten Zeit werde ich mal gezielter den mir zur Verfügung stehenden Büchern danach suchen, wer noch einen Tipp hat, darf ihn mir gern zukommen lassen und meine Funde hier weiter veröffentlichen.
Aber für heute einfach mal ein Foto von meinen Erkenntnissen von Pflanzenfärbung auf Leinen; ich benutze häufig zum Abbinden der Woll- oder Seidenstränge Reste von Leinengarn. Das durchläuft also exakt die gleiche Behandlung wie die tierische Faser: waschen, beizen, färben, überfärben, spülen, waschen und so sieht das Ergebnis aus:
Es ist bei dieser Krappfärbung recht deutlich zu erkennen, wie unterschiedlich die beiden Fasern den Farbstoff aufgenommen haben (links Wolle, rechts Leinen). Die Pflanzenfaser nimmt Farbstoff an, ohne Zweifel, aber das Ergebnis ist unbefriedigend.
Als erstes schaue ich in den Schweppe.
Die Beschreibungen aus dem Kapitel: Frühe außereuropäische Kulturen/Ägypten werden unter anderem Krappfärbungen auf Leinen beschrieben: "Auf einem Gürtel aus dem Grab Tut-ench-Amuns (gest. um 1350 v. Ch.9 konnte PFISTER Krapp nachweisen, .....Pfister stellte beim Abkochen mit Wasser ein stärkeres Ausbluten des Farbstoffs fest, als man es sonst bei Krappfärbungen auf Wolle, die mit Alaun gebeizt ist, feststellt."
Schweppe zitiert Pfister auch in den folgenden Kapiteln über die Völker Vorderasiens und beschreibt diverse Funde in verschiedenen Ausgrabungsstätten. Auch die verwendeten Farbstoffe werden vorgestellt, leider bleibt die Erwähnung der gefärbten Stoffe allgemein, ausdrücklich werden immer nur Wolle oder Seide, außer bei Küpenfärbungen, erwähnt!
So versuche ich unter dem Stichwort 'Leinen' eine entsprechende Information zu bekommen, sie verweist mich auf die Seite 35.
Leinen
wird dort allerdings nur im Zusammenhang mit mit Färbungen in Indien und dem
Fernen Osten erwähnt, da im Kontext mit der Färbung von Baumwolle. Als Farbstoffe werden Kurkuma, Bastardhanf, Henna, Krapp in Zusammenhang mit einer der Türkischrot ähnlichen aufwändigen Färbemethode, Lac-Dye (Insektenfarbstoff), Saflor u. m. aufgezählt.
(wird fortgesetzt)
Wir möchten hier textile Reproduktionen und Interpretationen vorstellen, die auf Grund von Recherche und eigenen Überlegungen entstanden sind. Dabei liegt der Fokus eindeutig auf der Eisenzeit bis hin zum Frühmittelalter, wenn auch das ein oder andere Stück aus späteren Epochen eingestellt werden soll. Außerdem gibt es auch hin und wieder einen Bericht über das Drumherum, die Recherche und Probleme bei der Umsetzung. Autoren: Hans und Marled Mader
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Du weißt ja, dass ich mich schon ein bisschen mit dem Thema Leinenfärben beschäftigt habe. Das einzig halbwegs vorzeigbare Ergebnis war eine Goldrutenfärbung auf mit Essigsaurer Tonerde gebeiztem Leinen. Essigsaure Tonerde war aber, nach allem, was ich in Erfahrung bringen konnte, erst seit den Kreuzzügen, also seit dem Hochmittelalter, in Europa als Beizmittel bekannt und konnte bald auch hierzulande hergestellt werden. Dies bestätigt die Angabe, dass ab dem Spätmittelalter pflanzlich gefärbte Leinen- und Baumwollstoffe aufkamen - ein bisschen Zeit zum Üben werden die Färber wohl auch gebraucht haben. Obwohl die "Grundzutaten" Essig und Tonerde bzw. gebrannte Tonscherben, schon früher bekannt waren, kam man offensichtlich nicht auf die Idee, daraus Essigsaure Tonerde zu gewinnen. Gleichwohl ist das Ergebnis meiner Färbung ein zwar haltbares, aber dennoch sehr kränkliches Schwefelgelb geworden, das imho der Mühe nicht lohnte. Alle anderen meiner Versuche, Leinen sauer zu beizen oder es einfach mit dem Färbegut lange stehen zu lassen, brachte nicht nur unschöne, sondern auch noch wenig haltbare Ergebnisse. Von daher kann ich deine Erfahrungen und Überlegungen, Marled, nur bestätigen. LG, Morgan
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