Freitag, 10. Mai 2013

Anfängerfragen zu Stoffen durch die Zeiten

In Foren (zuletzt hier im Mittelalterforum) tauchen immer wieder Fragen zu einer Liste mit den verwendeten Stoffarten zu einzelnen Zeitstellungen auf. Die Frage ist natürlich müßig für den, der ins Detail gehen will, da die Spielarten bei der Stoffherstellung unendlich und von der Mode, ja ich würde auch sagen, vom Geschmack und Status des einzelnen Trägers, der Trägerin bestimmt war/ist. Von dieser Warte aus erscheint nur eine gründliche Recherche für die angestrebte Darstellung sinnvoll.
Nun gibt es aber auch Anfänger, die sich weder auf eine bestimmte Jahreszahl noch Region noch einen Stand festlegen wolle/können, sondern, durchaus oft mit bester Absicht, schnuppern wollen und die sich dann fragen, welchen Stoff kann ich denn verwenden. Im o.a. Forumsthread gab es dazu eine sehr kluge Antwort.

Das, was Lisabeth geschrieben hat, scheint banal zu sein, entspricht aber genau der Fundlage durch alle Zeiten seit der Bronzezeit.
Wenn man sich Zusammenfassungen zu textilen Überresten zu verschiedenen Perioden anschaut, dominiert meist die reine Leinwandbindung und der Köper (abgesehen von besonders kostbar ausgestatteten Gräbern). Abarten von Köper wie Rippen-, Diamant-, oder sonstige Köper sind in der Minderzahl, gar nicht zu sprechen von aufwändigeren Bindungen wie Damast, Samit oder ähnliches - aber wir gehen ja von der 08/15 Darstellung eines 08/15 Angehörigen der unteren bis mittleren Bevölkerungsschicht in Europa aus.

Wer also einen Treverer, Merowinger, Norweger, Rheinländer des HoMis oder sonstiges darstellen möchte und sich fragt, welchen Stoff er/sie für die Erstaustattung verwenden möchte, sollte tunlichst zu Wolle und Leinen greifen, in Leinwand- oder einfachster 2/2 Köperbindung. Und auch wenn zur Römerzeit schon Baumwolle nachgewiesen sein sollte, greift man zu Wolle und Leinen. Baumwolle kommt für die einfachste!!!!! Grundausstattung erst ab dem späten 17. Jhdt. in Frage. Ebenso sollte man sich im Klaren sein, dass gestrickte, gehäkelte oder gar gewirkte (damit ist kein Bildwirken gemeint) Bekleidung für eine Darstellung bis zum späten Mittelalter auszuschließen ist. Alle synthetisch hergestellten Stoffe oder mit synthetischen Farben eingefärbte entfallen eigentlich auch, es sei denn sie entsprechen im Aussehen ihrem natürlichen Vorbild (daran scheiden sich übrigens schon die Geister).

Und selbst heute kann man für eine einfachste Darstellung eines Menschen im 21. Jhdt. Mitteleuropas bedenkenlos noch Leinen und Wolle verwenden und wird dabei nicht schief angeschaut.
Also greift zu Wolle und Leinen, die dieses Gewebebild haben:














Was viel entscheidender als die Stoffwahl ist, wäre der Schnitt der Kleidung, aber das ist ja schon ein gaaaannnz anderes Thema!!


1 Kommentar:

  1. Als Anfänger hätte ich mir auch gewünscht, daß man öfter mal solche hilfreichen und netten Antworten auf Fragen bekommt. :) Oft wird man ja doch irgendwie immer direkt belächelt. Aber vielleicht war ich auch im falschen Forum unterwegs damals. :D

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