Dienstag, 19. Februar 2013

Röggvarfeldur I

Angeregt durch die Diskussion im Mittelalterforum (siehe hier) habe ich angefangen, mich mit dem Thema zu beschäftigen.
Im Deutschen finde ich nicht so den geeigneten Begriff, um einen Stoff mit eingewebten Wolllocken zu beschreiben, deshalb bleibe ich jetzt bei dem Begriff Röggvarfeldur oder kurz RF.
Der Rf zieht sich vom Frühmittelalter durch die Zeiten bis in die Neuzeit, wo er als Flokati in den 70ern des letzten Jahrhunderts wieder international bekannt und gekauft wurde.
Hier ein am Gewichtswebstuhl nachgewebter aus Island: Isländischer Röggvarfeldur
und hier eine Edelhippieweste (Foto 10) der Jetztzeit aus der Burdakollektion.

Vor dem Frühmittelalter gibt es keine Belege für die Herstellung solcher Stoff, ich gehe aber mal davon aus, dass frühere Zeiten dieses preiswerte Fellimitat durchaus gekannt haben mögen. ab dem FrühMi tauchen die Stoffe sowohl in schriftlichen Belegen wie auch als Fund auf. Meine liebe isländische Freundin Marianne hat mir auszugsweise einen Text aus einem isländischen Artikel in der Tímarit übersetzt, der auf die Erwähnung des RF in der Grágás, dem ältesten isländischen Gesetzestextes hinweist.
Auch in Mittel- und Nordeuropa sind etliche Funde bekannt, unter anderem soll der Mantel der Hl. Brigid so gewebt worden sein.

Je mehr ich zu diesem Thema recherchiere, um so interessantere Funde kommen ans Tageslicht.

Aber ich möchte meine Erkenntnisse ja auch praktisch umsetzen und beginne erstmal mit einem Versuchsstück auf meinem Bandwebrahmen und mit dem Webkamm. Es sind sowohl RF in Leinwandbindung wie auch mit Köper gefunden worden. Das Grundgewebe ist aus isländischem Einband, das den Funden wohl recht nahe kommt, die Locken die ich einweben möchte, kommen vom Wensleydale- und Gotlandschaf, weitere Wollllocken/Rohwolle anderer Schafrassen sollen folgen.

Hier ist der erste Versuch:
Schwarz - Gotland, weiß - Wensleydale


Die Wensleydalelocken sind sehr lang und flauschig und verweben sich zu einem sehr dichten Vlies, die Gotlandlocken sind dagegen eher fest und halten mehr zusammen. Ich werde das Probestück später einer Nachbehandlung unterziehen und dann sehen, ob die unterschiedlichen Wollen sich auch unterschiedlich verhalten.


Hier geht es zu Teil II

4 Kommentare:

  1. Das sieht sehr schön aus und auf die Nachbehandlung bin ich schon sehr gespannt.
    Hast Du auch ein Bild von der Rückseite?
    Und wie verhält sich der Stoff, wenn er fertig ist. Ist er sehr fest - fast Fellartig, oder dabei noch so weich wie Stoff?

    LG Maren

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  2. Ich freue mich schon sehr darauf, den röggvarfeld life auf der IRM zu sehen. Ich habe hier in IS mal einen gesehen und gefühlt, das war natürlich ein 'massiges' Teil, aber sehr warm. Als Decke auf einem offenen Ruderboot, im isl. Torfhaus oder einem grönländischen Steinhaus (Wände bis 1,5 m dick) bestimmt ein Muss. Und er hat sich ja bewährt, sonst wäre er keine Handelsware gewesen.

    Toll Marled, wie du dir immer neue Ziele und Herausforderungen suchst!! Worin besteht die NAchbehandlung? Waschen? Oder Gebrauch? Ich lese gespannt mit.

    Gruss
    Iðunn

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  3. Ich fürchte, die Nachbehandlung besteht im Gebrauch durch mich ;))

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  4. Du fürchtest? Das ist doch was zum freuen! Der Meister der Webergilde prüft das Werk... Auf dem Sofa, im Bett, vielleicht sogar im Zelt...

    Bin gespannt!
    Iðunn

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