Mittwoch, 27. Februar 2013

Röggvarfeldur IV

Zur Zeit bin ich bei der Größenplanung des Gewebes, will mich natürlich gern an überlieferte Maße halten. Im Zuge der Recherche dazu bin ich auf den folgenden Auszug aus

Friedrich Christoph Jonathan Fischers Geschichte des teutschen Handels : Der Schiffarth, Fischerei, Erfindungen, Künste, Gewerbe, Manufakturen, der Landwirthschaft, Polizey, Leibeigenschaft, des Zoll- Münz-und Bergwesens, des Wechselrechts, der Stadtwirthschaft, und des Luxus .. (1785)

 gestoßen:

 "Schmidt (deutscher Historiker des 18. Jhdts) beruft sich auf eine Stelle des Adam von Bremen, daß die Preußen ihr kostbares Pelzwerk für einen gewissen wollenen Zeug, Faldones genannt, vertauscht hätten; allein dieses muß faedones gelesen werden, welches ein zottiger Sammet gewesen, der bald aus Wolle, bald aus Leinen, bald aus Seide gemacht wurde. Er erhielt diese Benennung von den langen Fäden, die auf der einen Seite herab hingen, und ihn dem Pelze ähnlich machten. Auf Lateinisch wurde er Pannus, auf Französisch Pannes, an der Ostsee Watmal genannt. Man trifft die leinene und baumwollene Gattung davon noch bei den Bauern in Schwaben an, die sich damit so gut, als mit einem Pelze verwahren. Nach dem Isidor haben schon die alten Schotten dergleichen Röcke getragen, und nachher die heidnische Liven."

Na, da lohnt sich doch das Weiterforschen ;-))

Zu einer Größenplanung hilft mir die Grágás, ein altisländischer Gesetzestext. Dort ist festgehalten, dass
"a trade cloak is worth two ounce-units, four thumb-ells lond and two broad, thirteen tufts across the piece" (Cf Add § 419. The thirteen tufts were "evenly spaced rows of locks (pile knots)" introduced to the weaving. When the weaving was findished, "the locks were then brushed to one side, so that they would lie vertically in thirteen horizontal rows when the mantle was worn" The locks were of natural wool from a washed fleece and long enough to cover the surface of the cloak when brushed out. The result was the trade cloak, röggvarfeldur, "shaggy-pile cloak" see Elsa E. Guðjónsson, Árbók Híns islenzka fornleifafélags 1962, 12 - 71 (with a full summary from which the quotations here are taken)."
Zitat aus
Laws of Early Iceland, Grágás: The Codex Regius of Grágás Band 2
von Andrew Dennis,Peter G. Foote,Richard Perkins (D. Phil.), Winnipeg 2000


Tja, und jetzt fängt natürlich das große Rätselraten um die Länge der isländischen Elle an. Die Suche im englischsprachigen Netz ergibt dann noch den Umrechnungszirkus mit yard und inch und foot, in deutschsprachigen Netz gibt sehr unterschiedliche Angaben dazu.

Deshalb lege ich jetzt einfach eine Elle für mich jetzt hier in unserem wunderbaren metrischen System als 50+/- cm fest, womit das zu webende Stück eine Länge von 2 m und eine Breite von 1 m haben wird. Da kommen mir 13 Reihen Locken aber als sehr wenig vor, dass muss ich ganz unbedingt nochmal überdenken!

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Samstag, 23. Februar 2013

Röggvarfeldur III

Heute habe ich mal ein paar Locken in mein Teststück eingewebt, die in der Zwischenzeit eingetroffen sind.
Ich hatte bestellt
Wensleydale braun,
Gotland vom erwachsenen Schaf,
Kent,
Schottisch,
Leicester
und zum Schluss traf dann heute noch das/der Tog ein, den Marianne mir in Island besorgt bzw. hergestellt hat.
Tog ist das Schutz/Deckhaar, die äußere Schicht der isländischen Wolle, Þel die feinere Unterwolle, siehe auch hier.
 
Das Tog muss von Hand von der feinen Unterwolle getrennt werden und ist deshalb sehr teuer, wenn man es so wie ich als Tourist in Húsavík kauft; da hat es mich umso mehr gefreut, dass Marianne diese Arbeit auf sich genommen hat.



Es ist auch nicht einfach, ein intaktes ordentliches Vlies in Island zu bekommen - viele Schafe werfen irgendwann ihre Wolle, die dann schon recht verfilzt ist, einfach im Sommer ab und sauber geschoren muss man erst finden.
Die schottische Wolle und die Wolle vom Kentschaf konnte ich nicht einweben, zu unregelmäßig waren die Locken und enthielten viel Nachschnitt (kurze Wollhaare, die anfällt, wenn der Scherer zu viel nachschert, d.h. stehengebliebenen Haare noch mal überschert.)
Hier gibt es jetzt erstmal einen ersten Eindruck der unterschiedlichen Wollsorten, mir persönlich gefällt das lange glatte Tog am besten und es war auch am besten einzuweben.

Inzwischen  liegt das Webstück im Entspannungsbad und wird später noch etwas gewalkt, dazu gibt es dann später noch Fotos.


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Donnerstag, 21. Februar 2013

Röggvarfeldur II

Was macht man, wenn man krank auf dem Sofa liegt? Ich habe jedenfalls mit meinem Tablet ein wenig rumgesurft und Recherche im Netz betrieben. Und voila, es gibt einen Hinweis auf Stoff mit Faserflor (ich habe mal LEO bemüht um mir eine Übersetzung anzeigen zu lassen)
aus der Bronzezeit: Trindhoj
im 1 Jhdt. nach Chr. und zwar hier: British Museum.
die Funde von Sutton Hoo (frühes 7. Jhdt)
Des weiteren ein wikingerzeitlicher Fund aus Schottland: Kildonan, Isle of Eigg
und aus den Niederlanden,
die Handschuhe mit dieser Technik aus Island,
und allein 7 Funde in der Tabelle der anglo-sächsischen Funden von Elisabeth Crowfoot.
Sehr interessant auch die Ausführungen von Elisabeth Wincott Heckett über die shaggy cloaks of Ireland im NESAT IV, die entgegen den Modeströmungen des Festlands dort bis zum 17. Jhdt. überdauert haben.
Sogar Albrecht Dürer hat in einem Bild den 'shaggy brat' der Iren dargestellt!
Quelle. Wikimedia

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Dienstag, 19. Februar 2013

Röggvarfeldur I

Angeregt durch die Diskussion im Mittelalterforum (siehe hier) habe ich angefangen, mich mit dem Thema zu beschäftigen.
Im Deutschen finde ich nicht so den geeigneten Begriff, um einen Stoff mit eingewebten Wolllocken zu beschreiben, deshalb bleibe ich jetzt bei dem Begriff Röggvarfeldur oder kurz RF.
Der Rf zieht sich vom Frühmittelalter durch die Zeiten bis in die Neuzeit, wo er als Flokati in den 70ern des letzten Jahrhunderts wieder international bekannt und gekauft wurde.
Hier ein am Gewichtswebstuhl nachgewebter aus Island: Isländischer Röggvarfeldur
und hier eine Edelhippieweste (Foto 10) der Jetztzeit aus der Burdakollektion.

Vor dem Frühmittelalter gibt es keine Belege für die Herstellung solcher Stoff, ich gehe aber mal davon aus, dass frühere Zeiten dieses preiswerte Fellimitat durchaus gekannt haben mögen. ab dem FrühMi tauchen die Stoffe sowohl in schriftlichen Belegen wie auch als Fund auf. Meine liebe isländische Freundin Marianne hat mir auszugsweise einen Text aus einem isländischen Artikel in der Tímarit übersetzt, der auf die Erwähnung des RF in der Grágás, dem ältesten isländischen Gesetzestextes hinweist.
Auch in Mittel- und Nordeuropa sind etliche Funde bekannt, unter anderem soll der Mantel der Hl. Brigid so gewebt worden sein.

Je mehr ich zu diesem Thema recherchiere, um so interessantere Funde kommen ans Tageslicht.

Aber ich möchte meine Erkenntnisse ja auch praktisch umsetzen und beginne erstmal mit einem Versuchsstück auf meinem Bandwebrahmen und mit dem Webkamm. Es sind sowohl RF in Leinwandbindung wie auch mit Köper gefunden worden. Das Grundgewebe ist aus isländischem Einband, das den Funden wohl recht nahe kommt, die Locken die ich einweben möchte, kommen vom Wensleydale- und Gotlandschaf, weitere Wollllocken/Rohwolle anderer Schafrassen sollen folgen.

Hier ist der erste Versuch:
Schwarz - Gotland, weiß - Wensleydale


Die Wensleydalelocken sind sehr lang und flauschig und verweben sich zu einem sehr dichten Vlies, die Gotlandlocken sind dagegen eher fest und halten mehr zusammen. Ich werde das Probestück später einer Nachbehandlung unterziehen und dann sehen, ob die unterschiedlichen Wollen sich auch unterschiedlich verhalten.


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Sonntag, 17. Februar 2013

Spinnrichtungsmuster II

Leider habe ich beim Aufbäumen festgestellt, dass die Garnmenge, die mir zur Verfügung steht, nicht für den geplanten Stoff ausreichen wird - da habe irgendwo in der Berechnung einen Fehler gemacht. Die Enttäuschung ist groß und die Frage stellt sich: Was mache ich jetzt?
Ich habe noch einen Rest Islandwolle im Kardenband in einem ähnlichen Farbton, den ich vor Jahren einmal in der Bucht ergattert habe. Also werde ich mich jetzt hinsetzen und das benötigte Garn für den Schuss selbst spinnen. Leider ist die Rohwolle nicht besonders sorgfältig vorbereitet und meine Spinnfähigkeiten nicht so gut wie die von Randy, deshalb überzeugt mich Ergebnisgarn nicht so sehr. Dennoch mache ich weiter, mit der Option eine Seite des geplanten Tunikastoffes mit dem Originalgarn von Randy zu weben und die Rückseite dann mit meinem eigenen fertigzustellen.
Allerdings wird das jetzt dauern, bis ich die erforderliche Menge an Schussgarn zusammenhabe; das ist doch recht dünn, was Randy gesponnen hat und ich musste die Anzahl der Kettfäden auf den cm schon nach oben auf 12 korrigieren.

Ich werde daher auf dem Webstuhl noch ein Projekt dazwischenschieben, dass ich schon lange im Kopf habe und das ich im Kleinversuch schon auf meinem Bandwebrahmen gestartet habe - den Röggvarfeldur.
Dazu demnächst mehr.

Und zwar hier

Donnerstag, 14. Februar 2013

London II




Nach der Mittagspause zeigte Myriem Naji ihren Film über die Berberweberinnen. Die theoretischen Ausführungen des Morgens gewannen plötzlich an Plastizität und Anschaulichkeit und an mehr als einer Stelle gingen bei mir etliche Lichter an. Eindrücklich war auch die Intensität, mit der die Weberinnen zu Werke gingen; schade, dass diese Tradition zu Ende geht und danke an Myriem, dass sie es sozusagen auf den letzten Drücker geschafft hat, den Prozess dokumentarisch festzuhalten.
Leider haben sich die im Film arbeitenden Frauen nicht bereit erklärt, dass der Film weiter verbreitet wird; zu Hause habe ich auch gleich ein wenig recherchiert, ob vielleicht an anderer Stelle eine ähnliche Dokumentation zu bekommen ist - ohne Erfolg. So wird die Erinnerung mit den wenigen Fotos helfen müssen, das Gesehene auch bei der Umsetzung zukünftiger Projekte verwenden zu können.
Den mitgebrachten Umhang, der zur Begutachtung auslag, haben Silvia und ich natürlich in der Pause genauestens unter die Lupe genommen.

Danach kam ein besonders für mich interessanter Vortrag über die Herstellung (spät)antiker (römischer) Textilien, die durch den Film von Myriem noch einen anderen Hintergrund bekamen.
Sie zeigte anhand vieler Beispiele, wo und mit welchen Methoden Kleidungsstücke der Antike passgerecht gewoben wurden, angefangen von Borten als Anfangskanten von Kleidungsstücken bis hin zur zweiteiligen Tunika. Auch hier wieder Aha-Erlebnisse und die Erkenntnis, gewisse Paradigmen in Bezug auf Webtechnik und Webgerät zu überdenken bzw. anzupassen.

Der nächste Vortrag war für mich persönlich der schwächste; das Buch der Referentin: Dress and cultural identity in the Rhine-Moselle Region of the Roman Empire habe ich im Bücherschrank stehen, von daher waren mir die Inhalte des Vortrages vertraut.

Der Verfasserin geht es dabei weniger um die Textilherstellung, sondern mehr um die Darstellung von Kleidung bei diversen römischen Statuen und Figurengruppen. Die Schlüsse, die sie dabei gezogen hat, konnte ich nicht so ganz nachvollziehen. So ging es ihr unter anderem darum nachzuweisen, dass die gallische männliche Bevölkerung keine Hosen, wie in etlichen schriftlichen Quellen erwähnt wird, getragen hat.

Der nächste Vortrag war wieder ein Highlight, nicht nur weil Gale Owen-Crocker eine sehr lebhafte und plastische Art der Darstellung hat, sondern auch weil Inhalte überzeugend und in sich schlüssig dargestellt wurden. Sie zeigte, wie an Hand von Funden bestimmte Lebensbilder rekonstruiert werden können und sie stand auch zu ihren Fehlern in früheren Veröffentlichungen bzw. zeigte anhand von zwei Rekonstruktionen, wie sich ihr Bild im Laufe der Zeit verändert hat. Ganz besonders erfreulich fand ich ihre Aussage, dass ihr dabei auch die praktischen Umsetzungen der Reenactors geholfen haben, würde ich hier auch mal gern von unseren Wissenschaftlern hören. Im Pausengespräch erfuhr ich so nebenbei, dass sie auch die Herausgeberin der Buchreihe: Medieval Clothing and Textiles ist.



Schon recht müde ging es dann in die letzte Runde, die aber nocheinmal sehr interessant und eindringlich war. Frances Pritchard stellte die Grabungsergebnisse von Dublins wikingerzeitlicher Siedlung vor. Es gab dabei keine Grabfunde, sondern ausschließlich das, was der Alltag in der Siedlung hinterließ, darunter auch viele textile Überreste. Vor einem halben Jahr waren mein Mann und ich ja selbst in 'Dublin im Nationalmuseum und damals fielen mir schon die vielen ausgestellten Textilüberreste auf. Beachtenswert auch wieder die Feinheit einiger Stoffe mit 50 Fäden pro cm!



In der anschließenden Schlussdiskussion ergaben sich noch einmal etliche interessante Gesichtspunkte, allerdings ließen meine Konzentration und Aufnahmefähigkeit deutlich nach. Nachdem ich mich nochmal persönlich beim Initiator bedankt hatte, blieb uns draußen vor dem Rückweg zum nächsten Restaurant und ins Hotel nur noch ein Blick auf Londons Skyline!


Dienstag, 12. Februar 2013

Spinnrichtungsmuster - spin patterning

Bevor ich mit meinem Bericht über die Veranstaltung am King's College in London fortfahre, möchte ich hier den Beginn meines nächsten Projekts schildern - ein Stoff mit Spinnrichtungsmuster.
Was das ist, erfährt man zum Beispiel hier, erstaunlicherweise sind die angezeigten (aussagekräftigen) Bilder bei google alle von mir; anscheinend beschäftigten sich die Handweber kaum mit dieser einfachen und dennoch faszinierenden Technik.
Vielleicht ist auch das Material ein Problem bei der Sache, denn man braucht Einfachgarn, sowohl in s- wie in z-Richtung gesponnen.


 
Quelle: kurzwarenland.de





























Das gibt es nicht so ohne weiteres zu kaufen, das meiste Einfachgarn für Handarbeiten ist z-gesponnen und s-gezwirnt. Ich persönlich habe noch kein anderes industriell gesponnenes Garn gefunden, obwohl es es manche Großspinnereien anbieten.
Also muss frau es selber spinnen, was jetzt nicht meine bevorzugte Tätigkeit ist. Das Garn für den bei google sichtbaren Stoff und die Gürtel habe ich selbst hergestellt, aber es hat ewig gedauert, deshalb gab es auch so schnell keine neuen. Aber frau hat ja inzwischen jemanden gefunden, der super gern spinnt und schon nicht mehr so recht weiß, wohin mit dem Garn.
Randy ist Amerikaner, lebt zur Zeit mit seiner Frau aber in Deutschland in der Nähe von Kaiserslautern und verkauft in den Staaten seine Pik Ka Handbags

Er hat auch guten Kontakt zu den Islandschafzüchtern Amerikas und hat mir auf meine Bitte hin braunes Islandschaf in beiden Spinnrichtungen versponnen.
Zur Zeit wickle ich dieses Garn zu Knäuel um die benötigte Länge hinterher auf meinem Scherbaum abzumessen.
Geplant ist ein Tunikastoff für eine eisenzeitliche Darstellung und so werden um die 2,5 m benötigt. Mit der geplanten Fadendichte von 10 F/cm liege ich im mittleren Bereich, es gab deutlich feinere, aber auch gröbere.

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Montag, 11. Februar 2013

Zurück aus London I

Heute Mittag sind wir zurückgekommen von unserer außerordentlich interessanten Vortragsreihe im King's College.
Da es hier ein Textil- und kein Reiseblog ist, werde ich hier nicht viel über das Drumherum des Kurzurlaubs schreiben, sondern mich vorwiegend auf die Vortragsreihe konzentrieren.


Nach der Einschreibung und dem Teeempfang wurden wir ins Saffra Lecture Theatre gebeten, einem Hörsaal mit einer ausgezeichneten Medienausstattung.
Die Begrüßung wurde vorgenommen von Will Wootton, dem Organisator und Koordinator des Projekts, der die eingeschriebenen 70 Hörer kurz mit dem Ablauf des Tages bekannt machte. Es war übrigens ein recht gemischtes Publikum, das zu mehr als der Hälfte von diversen Universitäten im In- und Ausland kam, wie aus der Teilnehmerliste zu entnehmen war.
Beim ersten Vortrag von Margerita Gleba habe ich es leider versäumt Fotos zu machen. Sie referierte über die Skythen und an vielen Stellen ihrer Begleitfotos musste ich an die frühen Hallstatt-Kelten denken. Leider war in der anschließenden Diskussion zu wenig Zeit um nach dem (möglichen) Einfluss der Skythen auf die Hallstattkultur zu fragen.
Der Vortrag war außerordentlich spannend für mich, weil ich mir über die skythische Kultur bisher keine Gedanken gemacht habe und überrascht war über die Vielfalt textiler Reste aus diversen Gräbern.
Im Anschluss kam Ben Cartwright, Cambridge zu Wort.


 Leider fiel es mir auf Grund seiner Aussprache sehr schwer, seinen Ausführungen zu folgen. Es ging überwiegend um seine Dokumentation einer frühmittelalterlichen Fundstätte in Norwegen, die als "shieling" (summer pasture oder Sommeraufenthalt, vergleichbar mit unseren Almen) genutzt war einschließlich eines Webhauses, vieler Webgewichte und Wirtel wie auch des Vergleichs zwischen den Geweben der frühen und späten Phase und ihrer Relation zur Feinheit des Gewebes bzw. der Bindung. Insgesamt ein sehr interessantes Feld; auf die Publikation, die nächstes Jahr erscheinen soll, bin ich gespannt.
Als letzte Referentin stellte Myriem Naji ihre Feldarbeit bei den Berbern Sirwas, Marokko vor. Obwohl sie gleich klarstellte, dass sie von der textilen Arbeit der Vergangenheit wenig Ahnung hat, war ihr Vortrag: Weaving to shape doch äußerst interessant. Er beschrieb die noch sehr durch Tradition geprägte Weberei, hier besonders des Akhnif, des traditionellen Umhangs der Hirten des Gebietes.


Die Ähnlickeit zu den antiken Paenulas ist frappierend und der Vortrag enthielt sehr viele mögliche Lösungen auf bisher offene Fragestellungen der antiken Weberei. Das sahen auch die anderen anwesenden Textilexpertinnen aus dem Bereich geschichtlicher Textilien so. Leider wurde die sehr intensive Fragerunde durch einen Feueralarm unterbrochen, den wir dann draußen, mehr oder weniger im Regen, abwarten mussten - der Lunch mit vielen verschiedenen Sandwiches konnte dann auch erst nach Beendigung des Alarms wieder ins Foyer verlegt werden.


Weiter zum 2. Teil

Freitag, 8. Februar 2013

Ausflug nach London

Heute Abend geht es mit einer Freundin und ihrer Tochter nach London! Wir werden morgen an einer Vortragsreihe über die Rekonstruktion von Kleidung teilnehmen - ich freu mich schon ganz doll.
Natürlich haben wir auch noch einen Tag zum Sightseeing drangehängt und werden wohl die normal Touritour mit dem Bus machen.
Hier gibt es das Programm zu den Vorträgen:
Constructing clothing

Donnerstag, 7. Februar 2013

Ein kleines Projekt zwischendurch 2

Der Seidenschal geht seinem Ende entgegen und der Reisewebstuhl hat inzwischen einen Unterbau, auf dem er sicher im Wohnzimmer stehen kann.

Da ich vor Urzeiten mal Goldlahn aus Japan in der Bucht geschossen habe, hatte ich nun die Idee, den verwickelten Strang, den ich schon als unrettbar in der Tonne entsorgen wollte, hier partienweise einzusetzen.  Eins der Gerstenkornfelder soll mit dem Goldlahn aufgepeppt werden - als Versuch.
Ich möchte nämlich später einmal mit dem Goldlahn Muster broschieren!

Und so sieht das aus, leider gibt das Foto mal wieder nur ansatzweise die Wirklichkeit wieder.


Edit:
Inzwischen ist das Schal natürlich fertig und war schon mit in London!

Dienstag, 5. Februar 2013

Das Wollprojekt

Heute eingetroffen bei uns und nach einer ersten Durchsicht: absolut empfehlenswert.
Das Wollprojekt
Ich werde mich nach und nach mal mit den einzelnen Schafrassen beschäftigen, mir Kardenband zukommen lassen und über meine Spinnergebnisse berichten.

Sonntag, 3. Februar 2013

Balteus - Schwerttragegurt

Mein Mann hat sich zum Geburtstag einen Balteus gewünscht, da er immer Probleme hatte, sein Schwert tragbar am Gürtel zu vertäuen.
Mit kriegerischer Ausrüstung habe ich ja nun überhaupt nix am Hut, aber dafür hat man gute Freunde oder ein interessantes Forum, in dem solche dinge diskutiert werden: Forum Hassia Celtica
Patrick Meyer und Markus Breyer vom Projekt LaTene haben sich darüber schon viele Gedanken gemacht und sie freundlicherweise mit mir geteilt, so dass ich die Früchte ihrer Überlegungen nur in die Tat umsetzen musste.

Die Vorüberlegung war ein textiler Balteus aus Leinen, der in dieser Art getragen werden soll:

Quelle:http://www.projekt-latene.de/Galeriebilder/Shooting%20Bliesbruck2013/Fotoshootingbliesbruck2013.html























Da farbiges Leinen kaum in der Vorgeschichte vorkommt und schon gar nicht in unseren Breiten (wenn man von Küpenfarbstoffen wie Indigo/Waid absieht), entscheide ich mich für ein ungebleichtes naturgraues gezwirntes Garn, noch ganz in der Tradition der HEKII.
Beide Enden sollen geschweift angefertigt werden und als Webart gibt ein Brettchengewebe die erforderliche Steifigkeit im Gegensatz zu einem Kamm/Litzengewebe.

Zur Herstellung verwende ich einen modernen Inkleloom/Brettchenwebrahmen aus der Produktion des Barden.









Exkurs: Diese Webrahmen sieht man allerorten, auch auf Veranstaltungen musealer Art! Sie sind nirgendwo nachgewiesen und in dieser Form wahrscheinlich nicht verwendet worden. Ich finde die Verwendung völlig okay, wenn man darauf hinweist, dass es ein modernes Konstrukt ist. Leider hört man allzuhäufig: Ja aber, es hätte können sein!  Natürlich hätte ein findiger Kopf vor 2000 Jahren darauf kommen können, aber es gibt keinerlei Funde, weder hier noch anderswo noch zu anderen Zeiten als der Moderne. Und wenn's im Fundgut wirklich nur als gähnendes Vakuum existiert, sollte man dazu stehen, dass es ein modernes Hilfsmittel ist!
Vertretbare Modelle für die Darstellung gibt es in Gemälden ab dem HoMi. Eine wunderbare Zusammenfassung gibt es auf Aislings Seite.

Für unsere Eisenzeit kann man vorsichtig einige Funde aus Etrurien als Bandwebhalter für den Gürtel interpretieren, Informationen dazu gibt es im Buch von Gleba: Textile production in pre-roman Italy
Ich höre jetzt schon viele aufstöhnen und sagen: Aber Die waren ja auch nicht blöd damals! Am Gürtel zu weben geht auf den Rücken!!
 
Quelle: http://de.academic.ru, Bagladesh






















Dazu muss ich wieder einwerfen: Wir sehen das zu sehr von unserem heutigen Standpunkt aus. WIR sind heute nicht mehr in der Lage über längere Zeit schmerzfrei am Gürtel zu weben, in vielen Epochen und Regionen der Erde wurde und wird aber heute noch über längere Zeiträume am Gürtel gewebt.
Quelle: http://www.vingilot.de, Indonesien


























Edit: Durch den Hinweis einer Freundin aufmerksam gemacht, möchte ich hier betonen, dass ich NICHT gegen die Verwendung eines Brettchenwebstuhls bin. Ich benutze es als nützliches und sinnvolles Gerät zu Hause, und wenn dann mal auf einer Veranstaltung, stets mit dem Hinweis, dass es neuzeitlich ist.

Im übrigen empfehle ich die oben verlinkten, die gegenüber anderen, vor allem einer bekannten Firma aus Neuseeland, deutlich stabiler und ausgereifter sind.





 

Samstag, 2. Februar 2013

Die Farbe Schwarz in historischer Kleidung

Über das Färben von Schwarz gibt es eine ausgezeichnete Zusammenfassung von Sabine Ringenberg, auf ihrer Webseite Wollschmiede veröffentlicht.

Hier geht es mir heute um die naturschwarzen Töne, die bei einigen Schafrassen wie den Island (s.v. Eintrag),
Quelle: http://www.bcsba.org.uk
Shetland  oder anderen vorwiegend nordischen Schafrassen (die in einer sehr guten Übersicht auf dieser Seite vorgestellt werden) vorkommen, leider mit rückläufiger Tendenz.
Warum das so ist, kann man hier nachlesen.

Leider sind die wenigsten natürlichen Wollen wirklich schwarz, sondern tiefbraun. Meist sind zumindestens die Spitzen des Vlieses von der Sonne zu Braun ausgebleicht. Am nächsten kommt dem "richtigen" Schwarz das Einband, das ich aus Island mitgebracht habe. Aber auch hier sind hellsilberne Deckhaare eingemischt. Das Garn hat die isländische Bezeichnung:sauðsvartur, was übersetzt einfach schafschwarz heißt.

Verarbeitet habe ich das Garn zu einem Multiperiod-Schultertuch, sozusagen als ersten Versuch, um das Interesse an naturschwarzen Stoffen herauszufinden. Die Bindung ist ein verlängerter Diamantköper, der natürlich ohne Kontrastfarbe nicht so recht zu erkennen ist.
Also, wer Interesse an naturschwarzen Stoffen hat, sollte mir das ruhig mitteilen ;-)
Köper aus naturschwarzem Wollgarn