Mein Buchhalter hatte mir während meines Aufenthaltes in Island das Buch
Refashioning Viking Age Garment
Archeology at the Saxon Institute, University of Copenhagen
Editor: Henriette Lyngstrom
Copenhagen 2015
bestellt.
Aufmerksam geworden auf das Buch war ich schon vor zwei Jahren durch ein Video bei youtube, das mich jetzt nicht sonderlich überzeugt hatte, vor allem auch wegen der Darstellung eine hypothetischen Walküre.
https://www.youtube.com/watch?v=zNsBchvUYU0
Da das ganze aber im Rahmen eines Seminars beim Studienprojekt 'Vikingetid i Danmark' stattfand, und auch einige durchaus bekannte Namen vertreten waren, habe ich die Dokumentation mal ganz leise bei meinem Mann geordert ;-)
Das Buch ist auf den ersten Blick nicht so überzeugend, Aufmachung wie bei Book On Demand, wenig strapazierfähiges Softcover, Bildqualität nun ja, aber wie heißt es so schön:
Don't judge a book by its cover
Etwas ärgerlich: es gibt keine Inhaltsangabe mit Seitenangabe, nur eine Auflistung von Autoren mit den Überschriften ihrer Artikel. Dabei aufgeführt auch der Name des Instituts/Universität, für die sie schreiben.
Es sind immerhin 16 Autoren, die sich auf jeweils 2 - 8 Seiten mit einem bestimmten Teilaspekt bei der Reproduktion/Rekonstruktion wikingerzeitlicher Mode beschäftigen. Neben Wissenschaftlerinnen und Vertretern einiger (Freilicht)Museen kommen hier auch 'Laien' zu Wort wie Hilde Thunem, an deren Überlegungen man im Netz kaum vorbeikommt, wenn man sich ernsthaft mit einer wikingerzeitlichen Darstellung befasst.
http://urd.priv.no/
Dabei auch die Inhaberin (?) des Shops https://www.historiskedragter.dk/
die zum Thema Kommerzielle Nutzung schreibt.
Überhaupt ist die Bandbreite der Artikel hoch, es geht von der theoretischen Annährung an das Thema (Archeological Reconstructions: Between fact and effect, Sorensen) über generelle Themen wikingerzeitlicher Textilherstellung, des Materials und der Werkzeuge (Strand, Mannering, Skals) über Spezialgebiete wie Brettchenweben (Knudsen) und Färberei (Jensen), die Frage nach einer GUTEN Rekonstruktion (Demant/Batzer, im wesentlichen eine englische Ausgabe ihrer Posterpräsentation der NESATtagung http://www.nesat.de/esslingen_xi/abstracts/24_Demant.pdf) bis hin zum Gebrauch von Textilien in einer rekonstruierten Umgebung (Ojantakanen) und vieles mehr.
Dabei können die Autoren, auf Grund der Kürze der Artikel natürlich nicht in die Tiefe gehen, einige Artikel dümpeln dann auch sehr an der Oberfläche, andere geben dennoch gute Denkanstöße und geizen auch nicht mit weiterführender Literatur. Ich denke dass die Studenten einen recht guten Einblick in die Problematik erhalten habe.
Sehr schön auch, dass es in Dänemark anscheinend keine Berührungsängste zwischen Wissenschaftlern und Praktikern gibt und dass sich Wissenschaft hier offen zur Diskussion stellt.
Die im Anhang auf 37 Seiten vorgestellte Modenschau findet sicherlich nicht überall begeisterte Zustimmung und die Umsetzung der Funde in tragebare Kleidung durch die einzelnen Museen oder Wikingercentren ist auch durchaus diskussionswürdig, allerdings findet man hier mal erfrischend andere Ansätze!
Im Rahmen meiner (zugegeben sehr kurzen Recherche) für diesen Beitrag bin ich übrigens auch auf diesen amerikanischen Beitrag gestoßen :
https://www.youtube.com/watch?v=lYU29YFxA3Y
Wir möchten hier textile Reproduktionen und Interpretationen vorstellen, die auf Grund von Recherche und eigenen Überlegungen entstanden sind. Dabei liegt der Fokus eindeutig auf der Eisenzeit bis hin zum Frühmittelalter, wenn auch das ein oder andere Stück aus späteren Epochen eingestellt werden soll. Außerdem gibt es auch hin und wieder einen Bericht über das Drumherum, die Recherche und Probleme bei der Umsetzung. Autoren: Hans und Marled Mader
Montag, 17. Oktober 2016
Samstag, 15. Oktober 2016
Islandprojekt Teil 13
Mein lang vernachlässigter Blog soll jetzt wieder etwas Auftrieb erfahren, denn ich konnte die im Islandprojekt als Grundlage verwendeten Textilstücke jetzt selbst im NatMus Islands in augenschein nehmen.
Inzwischen hat sich das Projekt auch rumgesprochen, Marianne hatte in Island schon mehrere Vorträge bei verschiedenen Gruppen gehalten. Und anscheinend auch bei der Wissenschaftlerin Michelle Hayeur, die wir im Vorfeld ja mehrfach - vergeblich - angeschrieben hatten.
Sie wird in zwei Wochen einen Vortrag in Island mit dem Thema 800 Jahre Textilgeschichte in Island halten, in Akureyri, und wird sich im Vorfeld mit Marianne treffen. Soooo schade, dass ich nicht dabei sein kann.
Ich hoffe Marianne wird hier über das Ergebnis des Gesprächs etwas schreiben.
Hier aber einige Fotos, die ich in der kleinen Sonderausstellung zur Bláklædda Konan machen konnte. Und ja, fotografieren ist erlaubt und die Vitrinen sind sogar mit eigener Lupe und einem an- und abschaltbaren Licht ausgestattet.
Inzwischen hat sich das Projekt auch rumgesprochen, Marianne hatte in Island schon mehrere Vorträge bei verschiedenen Gruppen gehalten. Und anscheinend auch bei der Wissenschaftlerin Michelle Hayeur, die wir im Vorfeld ja mehrfach - vergeblich - angeschrieben hatten.
Sie wird in zwei Wochen einen Vortrag in Island mit dem Thema 800 Jahre Textilgeschichte in Island halten, in Akureyri, und wird sich im Vorfeld mit Marianne treffen. Soooo schade, dass ich nicht dabei sein kann.
Ich hoffe Marianne wird hier über das Ergebnis des Gesprächs etwas schreiben.
Hier aber einige Fotos, die ich in der kleinen Sonderausstellung zur Bláklædda Konan machen konnte. Und ja, fotografieren ist erlaubt und die Vitrinen sind sogar mit eigener Lupe und einem an- und abschaltbaren Licht ausgestattet.
Montag, 13. Juni 2016
Wie dicht am Fund ist möglich/sinnvoll/erstrebenswert?
Nachdem es hier in den letzten Monaten sehr ruhig war, einfach weil ich viel gewebt, aber nichts Diskussionswürdiges zu schreiben hatte, hier mal endlich ein neuer Post.
Oft hört man die Aufforderung sich an Fundbelege bei der Ausrüstung zu halten. Das mag am besten beim Metall gehen, da hier noch viel erhalten ist, aber beim Textil sieht es schon schwieriger aus. Oft fehlen konkrete Funden und wenn, gibt es nur korridierte cm-große Stücke an Metallbeigaben. Das, was man findet, ist oft in Gräbern gefunden worden, was ebenfalls wieder eine Sondersituation ist. Und die ganz große Seltenheit sind komplette Kleidungsstücke wie zum Beispiel die Funde in
Baumsärgen aus der Bronzezeit in Dänemark: Bronzezeit im NatMus Dänemark
oder
die Lendbreen Tunika aus dem Gletschereis: Film über Fund und Rekonstruktion
oder
aus den römisch beeinflussten Gebieten Vorderasiens, zum Beispiel aus Palästina
oder
aus den Steppengebieten Asiens, hier unter anderm aus dem Tarimbecken
Für die vielen Zeiten und Regionen aus Mitteleuropa z. Bsp. gibt dagegen die Fundlage recht wenig her, wenn es um die Reproduktion von Kleidungsstücken geht. Zumindestens kann man zu den verwendeten Stoffen gelegentlich eine Aussage treffen, wie zum Beispiel zu den Stofffunden des Elisenhofs in Norddeutschland aus der Zeit des Frühmittelalters.
Erste Information zum Fundort findet ihr hier: Elisenhof bei Wikipedia
Bei der folgenden Arbeit beziehe ich mich auf das Buch:
Dort werden die verschiedenen Funde beschrieben und dargestellt, in den
für Weber klaren und sauber angefertigten Zeichnungen. Meine Absicht
war, für einen Auftrag eins der dort dargestellten Textilfragmente
nachzuarbeiten und zwar das Fragment E-91c.
Was heißt das jetzt für die Umsetzung?
1. Das Garn für das Original war von einer eher ursprünglichen Schafrasse gewonnen (Grannenhaare weisen auf zweilagiges Fell hin),
2. handgesponnen in zwei Spinnrichtungen und wahrscheinlich
3. am Gewichtswebstuhl gewebt,
4.das Garn war nicht gefärbt, sondern wurde in zwei natürlichen Farbschattierungen verwendet
5. die Bindung war ein gleichseitiger Diamantköper mit einem Rapport (sich wiederholendes Bindungsmuster) von 10 Fäden in der Kette und 9 Fäden im Schuss und wies eine
6. geringere Schussdichte wie Kettdichte auf.
Bei einigen dieser Punkte musste ich Abstriche machen und vom Original abweichen, erstens aus Zeit- und 2. aus Materialbeschaffungsgründen. Der Stoff soll ja erschwinglich bleiben und deshalb fiel für 1. und 2. die Vorbereitung des Vlieses und das Handspinnen mit der Spindel von vorneherein aus.
Hier gibt es eine interessante Übersicht über den Zeitbedarf beim Spinnen, am Spinnrad!!!
Auch die 3): das Weben am GWS entfiel aus demselben Grund, es ist deutlich zeitintensiver als das Weben am "modernen' Trittwebstuhl.
Zu 4): Ich wählte Einband, ein Garn in z-Spinnrichtung aus Islandschafwolle aus, das ebenfalls mit Grannenhaaren industriell versponnen wird und in Naturfarben erhältlich ist. Mit einer Lauflänge von 450 m pro 100 g liegt es im Groben zwischen dem Originalkettgarn und -schussgarn.
Da es sehr schwierig ist, hier ein einfädiges Garn in Naturfarben und der richtigen Stärke zu bekommen, ganz zu schweigen von den unterschiedlichen Spinnrichtungen, entschloss ich mich, auch für den Schuss Einband zu verwenden.
5): die Bindung ist ohne Probleme am Trittwebstuhl zu realisieren und auch der Schussrapport ist einfach
6): als Ausgleich für den fehlenden Unterschied von Kett- und Schussgarn entschloss ich mich, die Kette mit 9 F/cm einzuziehen, aber nur 6 - 7 Schüsse pro cm einzutragen, so dass das Originalbild so in etwa erhalten bleibt.
Das Ergebnis gefällt mir recht gut, auch wenn ich Kompromisse eingehen musste! Bei einer Reproduktion sind außer dem Original auch immer die Prämissen zu beachten und die heißen sich an Zeitvorgaben, verfügbarem Material und vorhandenen Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten zu orientieren. Von daher kann es sich immer nur um eine Annäherung, nie um eine 1:1 Kopie handeln!
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Oft hört man die Aufforderung sich an Fundbelege bei der Ausrüstung zu halten. Das mag am besten beim Metall gehen, da hier noch viel erhalten ist, aber beim Textil sieht es schon schwieriger aus. Oft fehlen konkrete Funden und wenn, gibt es nur korridierte cm-große Stücke an Metallbeigaben. Das, was man findet, ist oft in Gräbern gefunden worden, was ebenfalls wieder eine Sondersituation ist. Und die ganz große Seltenheit sind komplette Kleidungsstücke wie zum Beispiel die Funde in
Baumsärgen aus der Bronzezeit in Dänemark: Bronzezeit im NatMus Dänemark
oder
die Lendbreen Tunika aus dem Gletschereis: Film über Fund und Rekonstruktion
oder
aus den römisch beeinflussten Gebieten Vorderasiens, zum Beispiel aus Palästina
oder
aus den Steppengebieten Asiens, hier unter anderm aus dem Tarimbecken
Für die vielen Zeiten und Regionen aus Mitteleuropa z. Bsp. gibt dagegen die Fundlage recht wenig her, wenn es um die Reproduktion von Kleidungsstücken geht. Zumindestens kann man zu den verwendeten Stoffen gelegentlich eine Aussage treffen, wie zum Beispiel zu den Stofffunden des Elisenhofs in Norddeutschland aus der Zeit des Frühmittelalters.
Erste Information zum Fundort findet ihr hier: Elisenhof bei Wikipedia
Bei der folgenden Arbeit beziehe ich mich auf das Buch:
Hundt, Hans-Jürgen
Die Textil- und Schnurreste aus der frühgeschichtlichen Wurt Elisenhof (Studien zur Küstenarchäologie Schleswig-Holsteins. Ser.A, Elisenhof)
Lang, 1981
Dort werden die verschiedenen Funde beschrieben und dargestellt, in den
für Weber klaren und sauber angefertigten Zeichnungen. Meine Absicht
war, für einen Auftrag eins der dort dargestellten Textilfragmente
nachzuarbeiten und zwar das Fragment E-91c.
Hierzu heißt es:
"Kleines Stück von einem dunkelbraunen 2/2 Rautenköper (Hundt benutzt
hier Rautenköper synonym zu Diamantköper). Wolle mit Grannenhaaranteil.
Kette: schwarzbraunes z-Garn von 0,5 - 0,7 mm Stärke: Dichte 10 Fäden
auf 1 cm. Schuß: braunes s-Garn von 1-1,5 mm; Dichte 6 Fäden auf 1 cm.
Umkehr im Schuss nach 9, in der Kette nach 10 Fäden." Hundt (s.o.), S.
108
Was heißt das jetzt für die Umsetzung?1. Das Garn für das Original war von einer eher ursprünglichen Schafrasse gewonnen (Grannenhaare weisen auf zweilagiges Fell hin),
2. handgesponnen in zwei Spinnrichtungen und wahrscheinlich
3. am Gewichtswebstuhl gewebt,
4.das Garn war nicht gefärbt, sondern wurde in zwei natürlichen Farbschattierungen verwendet
5. die Bindung war ein gleichseitiger Diamantköper mit einem Rapport (sich wiederholendes Bindungsmuster) von 10 Fäden in der Kette und 9 Fäden im Schuss und wies eine
6. geringere Schussdichte wie Kettdichte auf.
Bei einigen dieser Punkte musste ich Abstriche machen und vom Original abweichen, erstens aus Zeit- und 2. aus Materialbeschaffungsgründen. Der Stoff soll ja erschwinglich bleiben und deshalb fiel für 1. und 2. die Vorbereitung des Vlieses und das Handspinnen mit der Spindel von vorneherein aus.
Hier gibt es eine interessante Übersicht über den Zeitbedarf beim Spinnen, am Spinnrad!!!
Auch die 3): das Weben am GWS entfiel aus demselben Grund, es ist deutlich zeitintensiver als das Weben am "modernen' Trittwebstuhl.
Zu 4): Ich wählte Einband, ein Garn in z-Spinnrichtung aus Islandschafwolle aus, das ebenfalls mit Grannenhaaren industriell versponnen wird und in Naturfarben erhältlich ist. Mit einer Lauflänge von 450 m pro 100 g liegt es im Groben zwischen dem Originalkettgarn und -schussgarn.
Da es sehr schwierig ist, hier ein einfädiges Garn in Naturfarben und der richtigen Stärke zu bekommen, ganz zu schweigen von den unterschiedlichen Spinnrichtungen, entschloss ich mich, auch für den Schuss Einband zu verwenden.
5): die Bindung ist ohne Probleme am Trittwebstuhl zu realisieren und auch der Schussrapport ist einfach
6): als Ausgleich für den fehlenden Unterschied von Kett- und Schussgarn entschloss ich mich, die Kette mit 9 F/cm einzuziehen, aber nur 6 - 7 Schüsse pro cm einzutragen, so dass das Originalbild so in etwa erhalten bleibt.
Das Ergebnis gefällt mir recht gut, auch wenn ich Kompromisse eingehen musste! Bei einer Reproduktion sind außer dem Original auch immer die Prämissen zu beachten und die heißen sich an Zeitvorgaben, verfügbarem Material und vorhandenen Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten zu orientieren. Von daher kann es sich immer nur um eine Annäherung, nie um eine 1:1 Kopie handeln!
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Freitag, 26. Februar 2016
Das Ergebnis - Islandprojekt Teil 12
Arbeiten von
Marianne: Spinnen, Färben, Nähen des leinenen Unterkleids, Nähen des Hängerocks Fingerloopband
Marled: Spinnen, Färben, Weben der Stoffe und Brettchenborte
Nachfolgend unsere Ausflistung der Arbeiten und der Vergleich mit dem Original bzw. seiner Beschreibung.
Wie man sieht, ist unsere Arbeit voller Kompromisse, aber auch Erkenntnisse, die wir vielleicht bei einem nchsten Versuche umsetzen können.
Die Ovalfibeln, die Kleeblattfibel und die Perlen entsprechen nicht dem Fund, weil wir in der Kürze der Zeit keine Repro derselben besorgen konnten!
Abkürzungen: n.a. nicht ausgeführt
Marianne: Spinnen, Färben, Nähen des leinenen Unterkleids, Nähen des Hängerocks Fingerloopband
Marled: Spinnen, Färben, Weben der Stoffe und Brettchenborte
Nachfolgend unsere Ausflistung der Arbeiten und der Vergleich mit dem Original bzw. seiner Beschreibung.
Wie man sieht, ist unsere Arbeit voller Kompromisse, aber auch Erkenntnisse, die wir vielleicht bei einem nchsten Versuche umsetzen können.
Die Ovalfibeln, die Kleeblattfibel und die Perlen entsprechen nicht dem Fund, weil wir in der Kürze der Zeit keine Repro derselben besorgen konnten!
Abkürzungen: n.a. nicht ausgeführt
Original |
Anmerkung |
Repro |
Anmerkung |
|
Wolle: Island |
S. 37, keine Angabe
über Grundfarbe |
Wolle: Island |
In D als
Islandwolle gekauft, im Kammzug, Arbeitsschritt Scheren, Waschen,
Kämmen n. a. , braun und weiß |
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Garn Schürze z/z |
S.32, Spindel,
keine Angaben über Twist und Fasertyp |
Z/z |
Spinnrad, tog und
þel gemischt,
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Farbe: Indigotin,
vermutlich aus Waid, S. 32 |
Waidpulver Kremer |
Gefärbt mit
Entfärbermethode |
|
Garn Träger |
S. 35/37 z/s |
Z/s |
Spinnrad nur weiß |
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|
Farbe. Indigotin,
vermutlich aus Waid |
s.o. |
s.o. |
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Stoff |
Fragment, def. Als
2/2 Köper, 11/10 F/cm S. 34 |
10 F/cm Schuss 11 F/cm, fertige Breite 53 cm Länge?? |
Interpretiert als
Diamantköper, eingestellt auf eine Breite von 56 cm 568 F, Einzug
1-2-3-4-1-2 4-3-2-1-4-3 braunes Garn, da zu wenig Blau da war, blau als Schuss. Der Diamant entspricht nicht der Ansicht im Foto wahrscheinlich ist das Originalgarn dünner um einen querlanggestreckten Diamant zu erreichen. Beim Weben sehr flusig, musste geschlichtet werden mit 2 El Maisstärke und 1 El Olivenöl auf ½ l Wasser |
|
Brettchenborte |
S. 33, light cream
coloured central band, flanked by two brown bands gezwirnt? 10 Brettchen? Foto S. 35, Breite?? |
12 Brettchen 4 braun 4 hell 4 braun Flechtenfärbung Garn z gesponnen, s gezwirnt |
Nicht als
Starterborte integriert, sondern nachträglich aus technischen
Gründen an den Stoff mit den Kettfäden als Schuss angewebt. Fehler beim ersten Anweben: Brettchen z/s gestellt, nach gründlicher Ansicht des Fotos S. 34 wahrscheinlich alle, bis auf die Randbrettchen s-gestellt |
|
Nähgarn |
Keine Angaben |
Wolle: Island Tog, gekämmt, Waid |
Hergestellt nach
Funden in Grönland mit reinem Tog, gezwirnt, weniger als 1 mm
Durchmesser, mit dem Spinnrad, gefärbt mit Entfärbermethode |
|
Schnitt |
S. 32 „apron
dress“ k. w. A. |
Schnitt für den
smokkur |
Vorderteil, Rückenteil, 2 seitl. Geren, Träger Schnitt nach angenommenen Repros basierend auf Funden z. Bsp. Von Haithabu |
|
Nähte |
k. A.
|
Versäuberungsnaht |
Nach visueller
Inspektion der Fotos sind wir der Ansicht, dass die Träger evtl
mit Überwendlingsstichen zusammengenäht wurden Bei den anderen Nähten wurde zuerst die Kanten (bis auf die Webkanten) mit einem Sicherungsfaden umnäht, und die beiden Teile dann mit „running stitch“ zusammengenäht, Saumzugabe mit kleinen Stichen festgenäht |
|
Träger |
S. 35 – 37 2/2
Köper, Fadendichte 9/7, z/s Farbstoff getestet auf Indigotin,
„strap was attached to the apron“
Träger nicht wie
sonst in Fundlagen als Schlaufen befestigt (kleine vorne, längere
hinten) sondern Fibelnadel durchsticht den Stoff des Hängerockes
(verursachtes Loch deutlich zu erkennen auf S. 39)
|
Köper 2/2 Fadendichte 9/7 cm Z/s |
Problem: die Angabe
der Fadendichte im Buch korrespondiert nicht mit dem Foto der
Träger, darauf sind etwa 4 Fäden pro cm mit dünnerem Kett und
dickerem Schussgarn zu erkennen, was auch durch die Ansicht des
realen Fundes so bestätigt wird. Träger als Band gewebt, dadurch
keine Kantenversäuberung notwendig. Träger hinten direkt angenäht, vorne lose, Befestigung durch die Fibelnadel, die durch Stoff und Träger gestochen wird. |
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Montag, 22. Februar 2016
Gedanken zwischendurch - Islandprojekt Teil 11
Besuch im rekonstruierten Hof von Eiríksstaðir |
Text: Marianne G.
Während ich sitze und geduldig Stich für Stich mache, schweifen die Gedanken. Ich sitze in einem geräumigen Atelier, gut beheizt und beleuchtet, habe Zentimetermaß, Stecknadeln und Scheren. Und einen großen Tisch. Aber wie haben die isländischen Vormütter gearbeitet? Traditionell aßen, lasen und arbeiteten die Isländer auf der Bettkante sitzend, für Tische war in den kleinen Torfhäusern kein Platz. Außerdem war Holz ausgesprochene Mangelware und wurde eher zum Bauen benötigt. Beleuchtung waren ganz früher Tranlampen, später Petroleumlampen. Strom kam hier mancherorts erst in den 40-50ern. In der Zeit unserer Darstellung kann man sich vorstellen, daß man statt Zentimetermaß einfach einen Faden benutzte, statt Stecknadeln Fischgräten (große, vom Dorsch), den Schnitt von einem aufgetrennten alten Kleidungsstück. Sehr interessant ist die Vermutung von Else Østergård, daß in den isländischen Siedlungen in Grönland eine ausgehängte Tür als Zuschneidetische benutzt wurde (Østergård, Woven into the Earth 2004:94), die Näharbeiten kann man ja sitzend auf dem Bett verrichten. Zur Landnahmezeit in Island gab es schon Scheren wie heute, also Gelenkscheren, allerdings waren sie kleiner als die Bügelscheren, die man zum Schafescheren benutzt. Diese kleinen Gelenkscheren von ca 14 cm Länge waren wohl eher zum Haareschneiden geeignet und die größeren Bügelscheren zum Schneiden der dicken vaðmál Stoffe. Nähnadeln aus Metall, meist Bronze, waren eine Kostbarkeit, die man in Nadeldosen aus Metall, Knochen, Federkielen oder Schwanenfüßen aufbewahrte. Um die Nadeln spitz zu halten, wurden sie mit kleinen Wetzsteinen geschärft, die an einem Ende durchlocht waren und am Gürtel aufgehängt werden konnten.
Sonntag, 21. Februar 2016
Bald fertig - Islandprojekt Teil 10
Für mich lag noch eine Webarbeit an; der Stoff für die Träger. Die Fertigstellung hat nicht viel Zeit in Anspruch genommen, vorgesehen waren ja nur etwa 50 cm pro Träger.Das Garn ist, wie schon vorher erwähnt, anders als der Hauptstoff, als z-Garn für die Kette und s-Garn für den Schuss versponnen worden.
Eigentlich wollte ich die Träger aus einem Stück schneiden, und habe etwa für 20 cm Breite und mit viiiiiiiieel Reserve für 120 cmLänge eingezogen. Das ging auch alles wunderbar und das Anweben war völlig problemlos Das Fach war von Beginn an diesmal perfekt und groß, das Kettgarn verhielt sich einwandfrei und musste nicht geleimt werden und nach den ersten 50 cm kam mir das so einfach von, dass ich mir noch ne Schwierigkeit ausgedacht habe.
Ich habe die Kette in drei Teile geteilt und jeden Teil einzeln gewebt, so dass etwa 6 - 7 cm breite Einzelstreifen entstanden, die dann später nicht an den Rändern extra versäumt werden müssen.
Es blieb dann immer noch Kette übrig, die ich für eine Demonstration genutzt habe; ich habe immer abwechselnd in Streifen von etwa 2 cm z- und s- gesponnenes Garn verwebt. Ich glaube, den Unterschied kann man gut erkennen.
Teil 11
Eigentlich wollte ich die Träger aus einem Stück schneiden, und habe etwa für 20 cm Breite und mit viiiiiiiieel Reserve für 120 cmLänge eingezogen. Das ging auch alles wunderbar und das Anweben war völlig problemlos Das Fach war von Beginn an diesmal perfekt und groß, das Kettgarn verhielt sich einwandfrei und musste nicht geleimt werden und nach den ersten 50 cm kam mir das so einfach von, dass ich mir noch ne Schwierigkeit ausgedacht habe.
Ich habe die Kette in drei Teile geteilt und jeden Teil einzeln gewebt, so dass etwa 6 - 7 cm breite Einzelstreifen entstanden, die dann später nicht an den Rändern extra versäumt werden müssen.
Es blieb dann immer noch Kette übrig, die ich für eine Demonstration genutzt habe; ich habe immer abwechselnd in Streifen von etwa 2 cm z- und s- gesponnenes Garn verwebt. Ich glaube, den Unterschied kann man gut erkennen.
Teil 11
Freitag, 19. Februar 2016
Besuch in der Wollwäscherei von Istex
Heute durften wir die Wollwäscherei von Istex (Álafoss yarns) besuchen.
Wir wurden durch die verschiedenen Stationen geführt und bekamen viele Informationen.
Die Wolle wird entweder von den Bauern direkt angeliefert oder mit LKW eingesammelt, und zwar übers ganze Jahr.
Es gibt zwei Schuren, eine im Herbst und eine im Spätwinter/Frühjahr. Die Wolle wird von den Schafzüchtern schon vorsortiert:
Klasse 1 Lammwolle, die nicht verunreinigt sein darf
Klasse 2 Lammwolle, die schmutzig, etwas verfilzt, weniger weiß ist
und dann die beiden Klasse für Wolle von erwachsenen Schafen, sie ist im Durchschnitt nicht so weich wie die von den Lämmern.
Außerdem gibt es eine extra Stelle für Wolle, die farbvermischt ist also von scheckigen Schafen und
für Wolle die von grauen, schwarzen, braunen Schafen stammt und jeweils separat verarbeitet wird.
Die Wolle kommt zuerst in den Reißwolf, der die Fasern grob auseinanderreißt, Vlies, das schon zu stark verfilzt ist wird hier aussortiert.
Dann kommen die Fasern in die Waschstraße mit fünf Waschbecken, im ersten wird mit Soda gewaschen, im zweiten mit soda und Waschmittel, im dritten nur Waschmittel und in dem verbleibenden wird die Wolle nur gespült. Es verbleibt ein Restfettgehalt von max. 12,5 %
Das übrigens natürlich heiße Wasser kommt danach in ein Klärbecken wo sich die festen bestandteile absetzen und danach in eine Kläranlage, wo mit Hilfe von Bakterien das Fett zum Beispiel abgebaut wird, bevor es dann in den Ozean läuft.
Nach der Wäsche werden die Fasern durch einen Trockner geleitet, der am Ende mit Hilfe eines elektronisch gesteuerten Auges und einer Gewichtsmessung die noch verfilzten und zu gelben Teile absondert; der Rest wird in eine große Presse gesaugt und dort mit 40 Tonnen Druckzu Ballen gepresst. Die werden dann zur Verabeitung nach Mosfellsbær geschickt.
Der Betrieb verarbeitet jährlich 800 - 900 Tonnen Wolle, hat eine Lagerkapazität in der Halle von 200 Tonnen, davon etwas weniger als die Hälfte 1. Klasse Fasern, die im Hauptwerk gesponnen werden, die 2. Klasse geht hauptsächlich nach England auf Auktionen und von den farbgemischten Fasern auch viel nach Deutschland.
Die farbigen Wollen werden ausschließlich in Island selbst verabeitet.
Wir wurden durch die verschiedenen Stationen geführt und bekamen viele Informationen.
Die Wolle wird entweder von den Bauern direkt angeliefert oder mit LKW eingesammelt, und zwar übers ganze Jahr.
Es gibt zwei Schuren, eine im Herbst und eine im Spätwinter/Frühjahr. Die Wolle wird von den Schafzüchtern schon vorsortiert:
Klasse 1 Lammwolle, die nicht verunreinigt sein darf
Klasse 2 Lammwolle, die schmutzig, etwas verfilzt, weniger weiß ist
und dann die beiden Klasse für Wolle von erwachsenen Schafen, sie ist im Durchschnitt nicht so weich wie die von den Lämmern.
Außerdem gibt es eine extra Stelle für Wolle, die farbvermischt ist also von scheckigen Schafen und
für Wolle die von grauen, schwarzen, braunen Schafen stammt und jeweils separat verarbeitet wird.
Die Wolle kommt zuerst in den Reißwolf, der die Fasern grob auseinanderreißt, Vlies, das schon zu stark verfilzt ist wird hier aussortiert.
Dann kommen die Fasern in die Waschstraße mit fünf Waschbecken, im ersten wird mit Soda gewaschen, im zweiten mit soda und Waschmittel, im dritten nur Waschmittel und in dem verbleibenden wird die Wolle nur gespült. Es verbleibt ein Restfettgehalt von max. 12,5 %
Das übrigens natürlich heiße Wasser kommt danach in ein Klärbecken wo sich die festen bestandteile absetzen und danach in eine Kläranlage, wo mit Hilfe von Bakterien das Fett zum Beispiel abgebaut wird, bevor es dann in den Ozean läuft.
Nach der Wäsche werden die Fasern durch einen Trockner geleitet, der am Ende mit Hilfe eines elektronisch gesteuerten Auges und einer Gewichtsmessung die noch verfilzten und zu gelben Teile absondert; der Rest wird in eine große Presse gesaugt und dort mit 40 Tonnen Druckzu Ballen gepresst. Die werden dann zur Verabeitung nach Mosfellsbær geschickt.
Der Betrieb verarbeitet jährlich 800 - 900 Tonnen Wolle, hat eine Lagerkapazität in der Halle von 200 Tonnen, davon etwas weniger als die Hälfte 1. Klasse Fasern, die im Hauptwerk gesponnen werden, die 2. Klasse geht hauptsächlich nach England auf Auktionen und von den farbgemischten Fasern auch viel nach Deutschland.
Die farbigen Wollen werden ausschließlich in Island selbst verabeitet.
Mittwoch, 17. Februar 2016
Neue Ideen - Islandprojekt Teil 9
Den Bericht unseres Fortschritts bekommt ihr heute von Marianne, die für die Näharbeiten verantwortlich ist!
Gewebt waren 3 Meter, genug für den von Hayeur-Smith angenommenen (natürlich nicht bewiesenen) 'apron dress'. Es kostet viel Überwindung, so ein Stück zu zerschneiden, aber mit gemeinsam angehaltenem Atem und einer scharfen Schere ging es.
Vorder- und Rückenteil jeweils ca. 1,10 m. Das Kleid wird an den Seiten unter den Achseln ca 15 cm geschlossen, daran anschliessend Geren.
Das Stoffstück für die Geren wurde längs doppelt gelegt, an der Faltkante mit Stecknadeln fixiert und diagonal geschnitten. So ergeben sich eine ganze Gere und zwei halbe, welche zu einer ganzen zusammengefügt werden. Ein falscher Saum mittig in der ganzen Gere ergibt ein symmetrisches Erscheinungsbild.
Alle Schnittkanten wurden mit einem Einlegefaden mit dichtem Überwendlingsstich gesichert, weil sie etwas fransten. Die Teile werden mit Vorstich zusammengefügt. Anschliessend werden die umgelegten Kanten mit kleinen Vorstichen (stab stitch) befestigt.Nähgarn: aus einem weißen Vlies wurden die tog Haare herausgezogen und mehrfach gekämmt, um alles þel zu entfernen. Das tog wurde auf einem Spinnrad sehr fein und mit viel Drall gesponnen und verzwirnt. Anschliessend mit Waid (Entfärbermethode) gefärbt. Der Faden ist ca 1/2 mm fein, sehr reissfest und glatt. So gleitet er mühelos durch das Gewebe.
Marianne Guckelsberger
Teil 10
Montag, 15. Februar 2016
Probleme - Islandprojekt Teil 8
Heute habe ich nochmal gefärbt, das Garn für die Träger, die ja mit z/s Garn gewebt wurden.
Um auszurechnen wie lang die Kette sein soll, habe ich mir nochmal unsere Primärquelle zu Gemüte geführt. Und ja, danach habe ich eine laaaange Diskussion mit Marianne geführt, weil uns die Fundzeichnung im Buch mehr Fragen aufgeworfen hat als sie zu beantworten!!!
Normalerweise werden die Schalenfibeln ja so wie auf diesem Bild am Hängerock befestigt mit einer kurzen vorderen Schlaufe und einer längeren hinteren. So sagen es einige Funde un die meisten Darsteller verwenden inzwischen diese Methode.
https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgu_ULgiq1Erc0aRVYvGKcjQWg2bEr4mWMuRJKGG5FFM2cx6HT6SWfCdIEJBdLAJ3sCAIsdjpElLCtiANQZzmYl6H6b3uRNOmpb1vTGGtLuNnuq0bJj7jC5UGQTyKzASgmpc7x2EfBzOXw/s1600/2012-05-22+19.27.16.jpg
von der Seite http://maidenanachronism.blogspot.is
Sehr anschaulich hat das Hilde Thunem in ihrer Beschreibung mit vielen Fundhinweisen dargestellt, ihr Artikel ist sehr lesenswert!
http://urd.priv.no/viking/smokkr.html
Das habe ich irgendwie auch gar nicht in Frage gestellt, bis ich mit die Überreste der Träger im Buch angeschaut habe. Und da kamen meine Fragezeichen.
Zuerst einmal steht im Text, dass die Träger für den Hängerock eine Fadendichte von 9/7 F pro cm hatten. Leider entspricht das Foto mit seinem Maßstab nicht diesen Angaben. Marianne hat in der Ausstellung im Nationalmuseum die Teile selbst gesehen und meinte, die Träger sind tatsächlich etwa 2 bis 2 1/2 cm breit. Dem Foto entnehme ich dann eine Anzahl von etwa max. 4 Kettfäden pro cm.
Des weiteren verwirrt uns die Zeichnung der Verfasserin über die Lage der Stoffschichten in der Schalenfibel. Eigentlich dürften ja nur Reste der Schlaufen und des leinenen Unterkleides in der Fibel zu erkennen sein, aber hier sind es eine Lage Leinen, einen Lage Hängerockstoff mit der integrierten Brettchenborte und ein Stück vom Träger, nicht als Schlaufe!
Ich interpretiere das inzwischen so: der 2 cm breite Träger war am Rockstoff angenäht und die Fibel wurde im Bereich der Borte direkt durch den Stoff gestochen. Ungewöhnlich, aber eigentlich mit der Fundlage und der Darstellung auf Fotos und Fundzeichnung nicht anders erklärbar!
Inzwischen habe ich übrigens die Borte an den Stoff angewebt. Die ursprüngliche Überlegung, auch am Rückenteil eine Borte anzuweben, verwerfe ich inzwischen. Hayeur interpretiert die Borte ja als Gewebeanfangskante und ich bezweifle, dass extra für das Rückenteil nochmal eine Kette am Gewichtswebstuhl eingerichtet wurde.
Teil 9
Um auszurechnen wie lang die Kette sein soll, habe ich mir nochmal unsere Primärquelle zu Gemüte geführt. Und ja, danach habe ich eine laaaange Diskussion mit Marianne geführt, weil uns die Fundzeichnung im Buch mehr Fragen aufgeworfen hat als sie zu beantworten!!!
Normalerweise werden die Schalenfibeln ja so wie auf diesem Bild am Hängerock befestigt mit einer kurzen vorderen Schlaufe und einer längeren hinteren. So sagen es einige Funde un die meisten Darsteller verwenden inzwischen diese Methode.
https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgu_ULgiq1Erc0aRVYvGKcjQWg2bEr4mWMuRJKGG5FFM2cx6HT6SWfCdIEJBdLAJ3sCAIsdjpElLCtiANQZzmYl6H6b3uRNOmpb1vTGGtLuNnuq0bJj7jC5UGQTyKzASgmpc7x2EfBzOXw/s1600/2012-05-22+19.27.16.jpg
von der Seite http://maidenanachronism.blogspot.is
Sehr anschaulich hat das Hilde Thunem in ihrer Beschreibung mit vielen Fundhinweisen dargestellt, ihr Artikel ist sehr lesenswert!
http://urd.priv.no/viking/smokkr.html
Das habe ich irgendwie auch gar nicht in Frage gestellt, bis ich mit die Überreste der Träger im Buch angeschaut habe. Und da kamen meine Fragezeichen.
Zuerst einmal steht im Text, dass die Träger für den Hängerock eine Fadendichte von 9/7 F pro cm hatten. Leider entspricht das Foto mit seinem Maßstab nicht diesen Angaben. Marianne hat in der Ausstellung im Nationalmuseum die Teile selbst gesehen und meinte, die Träger sind tatsächlich etwa 2 bis 2 1/2 cm breit. Dem Foto entnehme ich dann eine Anzahl von etwa max. 4 Kettfäden pro cm.
Des weiteren verwirrt uns die Zeichnung der Verfasserin über die Lage der Stoffschichten in der Schalenfibel. Eigentlich dürften ja nur Reste der Schlaufen und des leinenen Unterkleides in der Fibel zu erkennen sein, aber hier sind es eine Lage Leinen, einen Lage Hängerockstoff mit der integrierten Brettchenborte und ein Stück vom Träger, nicht als Schlaufe!
Ich interpretiere das inzwischen so: der 2 cm breite Träger war am Rockstoff angenäht und die Fibel wurde im Bereich der Borte direkt durch den Stoff gestochen. Ungewöhnlich, aber eigentlich mit der Fundlage und der Darstellung auf Fotos und Fundzeichnung nicht anders erklärbar!
Detailaufnahme Borte |
Teil 9
Die als Schuss eingelegten Fransen werden abgeschnitten. |
Überfärbtes braunes Garn mit Waid |
Bisheriges Abfallgarn! |
Freitag, 12. Februar 2016
Zwischenstand - Islandprojekt Teil 7
Etwa 50 cm Kettrest |
Abschneiden |
Gerissene Kettfäden - ich hab ziemlich gekämpft. |
Das reicht für den Hängerock |
Heute ist der Stoff vom Webstuhl genommen worden, ich habe ihn nicht mit einem Metermaß gemessen sondern angelegt am Körper. Es passt wunderbar für einen Hängerock mit Keilen an der Seite.
Danach habe ich all die Schlichte rausgewaschen und jetzt trocknet er auf dem Wäschereck.
Das (gezwirnte) Garn für die Brettchenborte ist auch schon mit isländischen Flechten gefärbt und sobald der Stoff getrocknet ist, werde ich die Borte anweben, sehr schlicht mit zwei dunkleren Außenstreifen und einem helleren Mittelstreifen.
Ich weiß nicht, ob es noch einen Fund gibt, bei dem die Brettchenborte in das Gewebe integriert ist, ich kenne nur die meist sehr aufwändige Variante mit broschiertem Goldlahn, die hinterher angenäht wurde.
Es wird noch etwas dauern, bis der Stoff trocken genug ist, deshalb werde ich in der Zwischenzeit der z-Garn für die Träger weben. Genügend s-Garn habe ich schon.
Ich finde den Fund schon durch die Verwendung von z/z Stoffen und z/s Stoff für die Träger interessant, er vereint zwei Spinntraditionen des 10. und 11. Jhdts., die nordwestliche Variante z/z in Norwegen und im Nordwestteil der britischen Inseln; z/s im mehr südöstlichen Teil Schwedens mit der Ausnahme Gotlands, der britischen Inseln, Niederlands Norddeutschland bis hin nach Russland. Eine Karte der Verteilung findet sich hier:
Spin direction across Northern Europe
aus: Michele Hayeur Smith, Weaving Wealth: Cloth and Trade in Viking Age and Medieval Iceland- proof (keine weiteren Angaben)
Kleine Randbemerkung, bevor hier Kritik angemerkt wird: Wir haben nur eine kleine Menge Flechten und ausschließlich für dieses Projekt hier in Island geerntet und gebraucht. Flechtenfärbungen sind im nordischen Frühmittellater nachgewiesen und wurden in Teilen der Britischen Inseln bis ins 19. Jhdt verwendet, ab dann acu industriell, was nahezu zum Aussterben der benutzten Flechtenart geführt hat.
Ich lege sehr viel Wert auf Pflanzenschutz, grad im Färbebereich und halte das Färben mit Flechten nur unter bestimmten Bedingungen für vertretbar.
Teil 8
Dienstag, 9. Februar 2016
Fehler - Teil 6 Islandprojekt
Nach dem Schären (Ablängen der Kettfäden) ging es daran, die Kette auf den Webstuhl zu bringen. Ohne meinen Mann (wir sind inzwischen beim Aufbäumen ein eingespieltes Team) war das schwieriger und es stellte sich auch hinterher raus, dass die Kettspannung durchaus ungleichmäßig ist. Danach wurden die Fäden in einer bestimmten Reihenfolge in die Litzen und in das Blatt eingezogen um den Diamantköper zu ermöglichen.
Und dann, ja dann wollte ich anfangen zu weben! Aber es gab erstmal ein großes Chaos. Die Kettfäden klebten extrem stark trotz des starken Dralls aneineander und ganz schnell rissen die ersten Fäden. Außerdem öffnete sich das Fach nich richtig, weil die Schäfte schlecht angeschnürt waren. Also ab unter den Webstuhl, Schäfte neu angeschnürt und eine Schlichte gegen das Kleben gekocht.
Für die Schlichte habe ich das genommen, was da war: Maisstärke, Olivenöl und Wasser. Das wurde zusammen aufgekocht und nach dem Abkühlen als glibbriger Schleim auf die Kette aufgetragen. Das legt die Faser schlicht (siehe o.a. Link) und glatt aneinander.
Am nächsten Morgen gab es den nächsten Versuch. Die Fasern klebten jetzt nicht mehr so aneinander, aber das Fach, wo das Schiffchen durchmuss, war immer noch mies und unregelmäßig! Also wieder unter den Webstuhl, verschiedene Anbindeschnüre ersetzt, verlängert, verkürzt. Leider ergab das immer noch nicht das gewünschte Resultat, die Querschemel behinderten sich gegenseitig.
Erst am Tag danach und mit kompletten Abbinden und neu Aufbinden von Tritten und Schemeln gab es endlich, endlich ein zufriedenstellendes Fach, das einen flüssigen Webablauf gewährleistet.
Es reißen jetzt immer noch Fäden und das Muster kommt nicht so schön heraus durch die aufgetragene Schlichte, aber es geht endlich voran.
Was mich jetzt brennend interessieren würde ist ein genaues!!! Wissen um die Wollvorbereitung und Spinntechnik des Frühmittelalters und ob vielleicht auch Schlichten verwendet wurden. Natürlich sind die kaum noch nachzuweisen, da sie ja bei der ersten Wäsche herausgewaschen werden. Ein Stärkekleister und Tierfett dürfte ja im Bereich des Möglichen gelegen haben. Für Hinweise auf Untersuchungen wäre ich sehr dankbar.
Fazit insgesamt der letzten drei Tage: nicht nur die handgesponnene Kette sondern auch der Webstuhl sind etwas zickig und müssen mit besonderer Aufmerksamkeit behandelt werden. Schließlich hat der Webstuhl, so wie die andern im Raum schon ein gewisses Alter auf dem Buckel ;-)
Teil 7
Und dann, ja dann wollte ich anfangen zu weben! Aber es gab erstmal ein großes Chaos. Die Kettfäden klebten extrem stark trotz des starken Dralls aneineander und ganz schnell rissen die ersten Fäden. Außerdem öffnete sich das Fach nich richtig, weil die Schäfte schlecht angeschnürt waren. Also ab unter den Webstuhl, Schäfte neu angeschnürt und eine Schlichte gegen das Kleben gekocht.
Für die Schlichte habe ich das genommen, was da war: Maisstärke, Olivenöl und Wasser. Das wurde zusammen aufgekocht und nach dem Abkühlen als glibbriger Schleim auf die Kette aufgetragen. Das legt die Faser schlicht (siehe o.a. Link) und glatt aneinander.
Am nächsten Morgen gab es den nächsten Versuch. Die Fasern klebten jetzt nicht mehr so aneinander, aber das Fach, wo das Schiffchen durchmuss, war immer noch mies und unregelmäßig! Also wieder unter den Webstuhl, verschiedene Anbindeschnüre ersetzt, verlängert, verkürzt. Leider ergab das immer noch nicht das gewünschte Resultat, die Querschemel behinderten sich gegenseitig.
Erst am Tag danach und mit kompletten Abbinden und neu Aufbinden von Tritten und Schemeln gab es endlich, endlich ein zufriedenstellendes Fach, das einen flüssigen Webablauf gewährleistet.
Es reißen jetzt immer noch Fäden und das Muster kommt nicht so schön heraus durch die aufgetragene Schlichte, aber es geht endlich voran.
Was mich jetzt brennend interessieren würde ist ein genaues!!! Wissen um die Wollvorbereitung und Spinntechnik des Frühmittelalters und ob vielleicht auch Schlichten verwendet wurden. Natürlich sind die kaum noch nachzuweisen, da sie ja bei der ersten Wäsche herausgewaschen werden. Ein Stärkekleister und Tierfett dürfte ja im Bereich des Möglichen gelegen haben. Für Hinweise auf Untersuchungen wäre ich sehr dankbar.
Fazit insgesamt der letzten drei Tage: nicht nur die handgesponnene Kette sondern auch der Webstuhl sind etwas zickig und müssen mit besonderer Aufmerksamkeit behandelt werden. Schließlich hat der Webstuhl, so wie die andern im Raum schon ein gewisses Alter auf dem Buckel ;-)
Teil 7
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