Da gäbe es zuerst einmal den Blick in Google, denn zu meiner Schande muss ich gestehen, dass der Begriff Chlamys nur eine sehr schwache Vorstellung bei mir hervorruft.
Kurz und gut, es ist im Prinzip nichts anderes als eine verkleinerte Version des Rechteckmantels.
Soweit so gut, weitere Recherchen über Machart, Material, Bindung, Färbung, verläuft erstmal im Sande. Es gibt im Netz zwar etliche Darstellungen griechischer Mode und ich weiß jetzt, was ein Amphimaschaloi, ein
Himation oder das Kalumma ist, allerdings bin ich verwirrt, dass sowohl die Chlaina wie auch der Chlamys ein rechteckiges Stück Stoff, über die Schulter geworfen und mit einer Nadel gehalten, bezeichnet. Ganz nützlich bei der Suche fand ich erstmal diese Seite hier: http://www.messala.de/griechische-und-roemische-mode.htm
Kleiner Exkurs über die Ernsthaftigkeit von Infos im Netz:
Allerdings komme ich bei der folgenden Seite etwas ins Grübeln, als dort beschrieben wird, dass die Kleider weder genäht noch GEWEBT sind
Sollte das etwa heißen, dass sie gestrickt sind? Oder gehäkelt? Oder gar in bronzezeitlicher Tradition als Einzelfäden irgendwie um den Körper geschlungen? Quelle: Geschichte der Mode
Ich erfahre auch, dass die Griechen sich in ihre Kleider einwickelten. Quelle: Kinderzeitmaschine
Oder dass man den Peplos auf der rechten Schulter zusammensteckte. Quelle: http://www.karlovassi.gr/2011/08/griechische-mode-von-der-antike-bis-zur-gegenwart/ Man sollte sich also bemühen, die jeweilig gefunden Info im Netz sorgfältig zu überprüfen; vor allem die ohne Quellenangaben mit eigenen Erkenntnissen und Literatur abzugleichen.
Deshalb ist mein nächster Weg der Griff ins Bücherregal. Es stehen mir einige Standardwerke für den textilen Bereich der Vorgeschichte zur Verfügung und es finden sich dort auch etliche Hinweise auf griechische Kleidung - leider auch hier nur die magere Erwähnung, dass es mit textilen Funden mau aussieht, so dass ich nicht an Hand von Fundberichten eine mögliche Stoffart, Fadendichte, Bindung rekonstruieren könnte. Mein Hilfeschrei gilt daher meinem Mann, der sich auch getreulich auf die Suche begibt und mir schließlich die Empfehlung eines guten Freundes preisgünstig (der Preisunterschied zwischen einzlenen Anbietern beträgt satte 38 ! €) bestellen kann:
Anastasia Pekridou-Gorecki
Mode im antiken Griechenland. Textile Fertigung und Kleidung
Das hört sich ganz spannend an. Ich würde nur ergänzen, dass die Anfänge der Maschenbildung erst um 1530 erwähnt sind. Ich weiß aus meiner Ausbildung, dass das Herstellen einer textilen Fläche mittels Maschenbildung eine junge Technologie ist.
AntwortenLöschenVielleicht ist es eher ein Flechten der Fäden( analog Kumihimo).
LG Silke
Hallo Silke!
LöschenDanke für deine Ausführungen. Was dem Nicht-Weber nicht so erscheinen mag: meine Frage war eher etwas ironisch gemeint und auf die Qualität des Beitrages der verlinkten Seiten bezogen. Natürlich wurde zur griechischen Zeit schon gewebt, wie auch viele Darstellungen auf attischen Vasen bezeugen. Weben gehört mit zu den allerersten textilen Techniken, schon nachgewiesen zur Steinzeit - und das sollte einem Verfasser/einer Verfasserin einer solchen Seite durchaus bewusst sein. Im übrigen hast du mit deiner Vermutung durchaus recht: Flechten gehört auch mit zu diesen ersten Techniken wie Zwirnbinden, aber zum Zwecke der Stoffherstellung in griechischer Zeit wegen der größeren Produktivität schon längst abgelöst vom Weben
Sieh dir vielleicht auch mal den soeben erschienenen Katalog zur Ausstellung im Römer- und Pelizaeusmuseum Hildesheim "Die Macht der Toga" an. Gibts z.B. bei Kösel am Dom in Köln.
AntwortenLöschenDie Artikel sind zwar kurz, aber gut bebildert, und es gibt eine ausführliche Publikationsliste.
Das Buch von Pekridou-Gorecki habe ich auch, es gibt aber auch da keine Hinweise auf Bindung, Färbung etc. Die Fundlage scheint das einfach nicht herzugeben.
Vielleicht geben die Luxusedikte von Diokletian was zur Qualität her.
Ich habe eine Idee, wie man indirekt zu einem Schluss zur Webdichte kommen könnte: wenn man sich Statuen darauf hin ansieht, wie der Faltenwurf beim Chlamys ist, und dann vergleichende Drapierungsversuche mit verschiedenen Stoffen macht, kommt man visuell der Feinheit des Gewebes nahe.
Dazu gibt es auch im Ausstellungskatalog einen Artikel von Sylvia Mitschke am Reiss-Engelhorn Museum. Äusserst interessant die Klangprobe für gutes Leinen, von Plinius beschrieben: gutes Leinen, zwischen die Zähne genommen und angespielt, macht einen scharfen, klaren Ton. Aber die Chlamys ist wohl aus Wolle, oder?
Wie immer bin ich gespannt!
Gruss
Iðunn
Als Mantel gehe ich mal von Wolle aus. Interessant der Hinweis in einem meiner Bücher, dass die Stoffe wohl in bronzezeitlichem Kontext häufig aus Leinen waren, später dann aber zunehmend aus Wolle gefertigt wurden.
LöschenHallo Marled!
AntwortenLöschenZu Textilfunden in Griechenland fällt mir auf Anhieb nur Kerameikos aus dem 5. Jh. v. Chr. ein:
Hundt, H.-J., 1969. Über vorgeschichtliche Seidenfunde. Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz 16, 59ff.
Margariti, C., Protopapas, S., Orphanou, V., 2011. Recent analyses of the excavated textile find from Grave 35 HTR73, Kerameikos cemetery, Athens, Greece. Journal of Archaeological Science 38, 522–527.
Wobei es bei letzterem mehr um "Seide oder nicht Seide?" geht.
Vielleicht hilft dir das weiter?
Schönen Gruß, Steffi
Hmm, wahrscheinlich handelt es sich dabei dann wieder um Seidenimporte aus Asien. DAS wurde nämlich auch in einem meiner Bücher erwähnt, dass die gefundene Seide der Antike meist über verschiedene Handelswege von China nach Europa kam. Die Kultur der Seidenweberei in den asiatischen Ländern ist wieder eine gaaaannz andere Sache!
LöschenDennoch danke für den Hinweis, ich werde ihm nachgehen.
Auf jeden Fall hat Hundt Drehung und Webdichte untersucht, das wäre ja ein Anhaltspunkt. Schönen Gruß, Steffi
AntwortenLöschenHallo Marled,
AntwortenLöschenhttp://books.google.de/books/about/GRIECHISCHE_KLEIDUNG.html?hl=de&id=DIiKbUwwazcC
Das sollte weiterhelfen. Ich kann Dir meines gern mit nach Otzenhausen bringen.
Viele Grüße
Sylvia