Mittwoch, 24. Dezember 2014

Die Tunika von Lendbreen

Seitdem die ersten Nachrichten über die Tunika von Lendbreen veröffentlicht wurden, war es mein Wunsch, diese Tunika bzw. den Stoff dafür einmal nachzuweben. In den nächsten Wochen soll dieses Vorhaben verwirklicht werden und ich werde hier kontinuierlich drüber berichten.

Der Fund ist relativ neu und dem Zurückweichen der Gletscher zu verdanken. Im August 2011 haben Wissenschaftler und Archäologen auf bzw. in der Nähe des Lendbreengletschers gearbeitet, als sie auf ein zusammengefaltetes Textil stießen. Nach der ersten Untersuchung stellte es sich heraus, dass es sich dabei um eine recht gut erhaltene Tunika handelt, die etwa auf das Jahr 300 u. Z. datiert.
Eine genaue Fundbeschreibung von Marianne Vedeler und Lise Bender Jorgensen wurde im Jahre 2012 veröffentlicht, sie ist hier einsehbar:
1. https://www.academia.edu/4372500/Out_of_the_Norwegian_glaciers_Lendbreen_a_tunic_from_the_early_first_millennium_AD

Zwei Jahre nach der Veröffentlichung gab es nun auf Facebook einen Hinweis, dass die Tunika in Norwegen selbst reproduziert werden soll. Natürlich werden da vor Ort ganz andere Möglichkeiten zur Verfügung stehen,  wie z. Bsp. handgesponnenes Garn und Weben am Gewichtswebstuhl
2. http://www.apollon.uio.no/english/articles/2014/4_ironage.html
und ich kann mich mit meinen Ideen und meiner Umsetzung bestenfalls nur annähern. Aber ich habe schon angefangen, die ersten Berechnungen zu machen und das Material auszuwählen.
Meine Überlegungen stützen sich auf die beiden Veröffentlichungen, im Folgenden kurz V1 und V2 genannt, sowie auf weitere Literatur zu Textilien der jüngeren und älteren Eisenzeit (Achtung! In den nordischen Ländern gilt eine andere Einteilung: http://en.wikipedia.org/wiki/Iron_Age_Scandinavia). Auf Nachfrage gebe ich gern meine Literaturliste weiter.

Gegebenheiten:
die Tunika ist 92 cm lang und zwischen 44 cm und 61 cm breit. Der große Unterschied resultiert aus den geschneiderten Armausschnitten, ein Seltenheit an Tuniken diesen Zeitraums. Für mich bedeutet das:
eine ungefähre Breite von 61 cm plus Saum von ~ 1 cm auf beiden Seiten, sprich 63 cm. Dazu muss die Schrumpfung nach dem Weben berechnet werden, ich werde also insgesamt auf eine Breite von 68 cm weben.
Da die Arme aus einem anderen Stoff bestehen wie der Körperteil, werden sie auch extra berechnet werden.
Das Garn, und das wurde auch noch einmal in V2 betont, ist ein  relativ weiches Garn ohne die groben Deckhaare, natürlich einfädig in der Tradition der Zeit. Für die Kette wurde das Garn in zwei natürlichen Farbschattierungen mit 10 F/cm, Z-Twist verwendet, wobei sich immer zwei helle und zwei dunkle Fäden abwechseln. Da ich mich ja nur an den Fund anlehnen und ihn nicht 1:1 nacharbeiten will, habe ich mich für eine Färbung mit Indigo und Bartflechte entschieden, womit dann auch der Schuss eingefärbt wird, die Ärmel werden nur mit bartflechtengefärbten Garnen hergestellt, sie sind auch im Original einfarbig. Das Schussgarn muss feiner sein als das Kettgarn, es hat etwa 13 -14 Fäden pro cm.
Nach Inspektion meiner vorhanden Vorräte habe ich mich für ein relativ weiches 6/1 Garn für die Ketten und ein 8,5/1 Garn für den Schuss entschieden. Im Original ist der Schuss auch hauptsächlich z-gesponnen, nur im Bereich des Saumes und im Ärmel finden sich auch s- gesponnene Garne.  Nach dem Färben sieht es so aus:

Teil 2

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