Sonntag, 11. Mai 2014

Buch - Seide für die Wikinger

Eigentlich sollte das Buch ja schon im Winter 2013 erscheinen, aber nun kann ich es endlich in Händen halten.

Marianne Vedeler
Silk for the vikings
Oxford, 2014
englisch

Ausgehend von etlichen Seidenfunden aus frühmittelalterlicher Zeit im nördlichen Bereich wie zum Beispiel dieser Kappe aus York, bin ich natürlich sehr an einer Darstellung der Seidenfunde interessiert. Deshalb war dieses Buch für mich ein Muss und da mein Mann immer gern für mich Bücher besorgt, liegt es jetzt seit Samstag auf unserem Tisch.
Die Verwendung von Seide in wikingerzeitlichen Darstellungen wird häufig diskutiert, im besonderen auch in den Diskussionen um Bestickungen oder bei der Erstellung von Borten. Es gab bis jetzt immer nur Erwähnungen bei den Fundberichten, also Haithabu, Birka, Gokstad usw.  Mit dem Buch von Marianne Vedeler wird hier eine Übersicht geschaffen, welche Seide wann wo verwendet und später gefunden wurde.

Das Buch umfasst 125 Seiten, davon allein 9 Seiten Literaturhinweise, gegliedert in 8 Kapitel.
Ausgehend von dem wohl bedeutendsten Fund - dem Osebergschiff, beschreibt die Autorin danach die nachgewiesenen Einzelfunde in wikingerzeitlichen Gräbern, geht dann über zu Herstellung von Seide, auf die Färbedrogen aus dieser Zeit, auf ungesponnenes Garn und gesponnenes, verwendete Stickstiche und Webmuster.
Hier kommt schon klar - jedenfalls für mich - zum Ausdruck, dass es sich bei den gefundenen Stoffteilen wohl um Import gehandelt hat, denn der größte Teil war als Samit gewebt. Die Technik dazu war den Webern des Frühmittelalters im mittel- und nordeuropäischen Raum wohl noch nicht bekannt, Seidenwebereien wurden erst ab dem 12./13.Jhdt auch in Europa nachgewiesen. Hier gibt es eindruckvolle Fotos der Bindung und überhaupt auch eindrucksvolle Fotos von Funden aus dem Frühmittelalter entlang der Seidenstraße.

In Kapitel 4 und 5 wird der Wert der Seide und der Handel damit beschrieben, bevor "dem langen Weg nach Skandinavien" nachgespürt wird. Kapitel 6 und 7 geht auf die Textilproduktion in Persien und den frühen islamischen Ländern ein und in Miklagard/Byzanz/Konstantinopel/Istanbul. Zum Schluss geht Vedeler noch an Hand ausgewählter Beispiele auf die Einstellung gegenüber Seide ein - z. Bsp. auch auf die Erwähnung in den Sagas!

Das Buch ist hochspannend, enthält eine Fülle an Informationen und bietet mir ein sehr komplexes und auch differenziertes Bild der frühmittelalterlichen Seide. Vieles ist schon sehr textilspezifisch, vieles aber auch für Laien verständlich und interessant. Wer nur eine schnelle Antwort auf die Frage sucht: Darf ich Seide für meine Wikingerklamotte benutzen und wenn ja, wo und wie? ist mit diesem Buch vielleicht schon ein wenig "overdressed", wer sich aber für Hintergründe und ausführliche Informationen interessiert, tut gut daran, sich das Buch in den Bücherschrank zu stellen.

3 Kommentare:

  1. Ich hatte das Buch für eine Freundin mitbestellt und da ich keine Versandbenachrichtigung bekommen habe, hoffe ich jetzt , dass es vor meinem Urlaub ankommt...

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    1. Ich hatte auch keine bekommen, es war dann einfach am Samstag da!

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  2. Wenn man sieht, wie manche Farben heute noch strahlen und wie filigran die Motive sind, dann wird klar, wieso die halbe Welt so verrückt nach Seide war. Die Muster könnte man problemlos heute noch verwenden. Absolute Meisterwerke! LG, Morgan

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