Donnerstag, 15. Mai 2014

Mein Schatzzzz............

Wer sich mit historischen, antiken Textilien beschäftigt, sollte auch über das Ausgangsmaterial Bescheid wissen. Vor allem die Weber müssen tiefer in die Materie einsteigen und sich über Garne, Zwirne, Lauflängen, Fadendichte etc. informieren.
Außerdem stößt man sehr schnell auf Begriffe wie Spinnrichtung oder Garndrehung, ganz zu schweigen von noch differenzierteren . Erfreulicherweise gibt es inzwischen Standardisierungen, die Archäologen bei der Bezeichnung von Textilresten verwenden. Wer sich hier weiter einlesen möchte, dem empfehle ich fürs erste Schnuppern einfach mal dieses .ppt über die Dokumentation textiler Reste in einem frühmittelalterlichen Grab.
Vortrag Straub


Wer darüber hingehend an den Methoden der Textilarchäologie interessiert ist, findet hier eine Zusammenfassung:
Methoden der Textilarchaologie


Bei der Rekonstruktion von Stoffen fällt es mir als Weberin zunehmend schwerer, Garne zu bekommen, die für historische Textilien verwendet werden können. 
1. sind meine  Anforderungen gestiegen, möglichst dicht an das Original zu kommen. Die allermeisten Stoffe der Vergangenheit sind aus einfädigem Garn und nicht aus Zwirn gefertigt. Einfädige Garne aus industrieller Produktion weisen aber oft eine zu geringe Garndrehung (twist) auf und sind selten ohne weitere Maßnahmen für die Verarbeitung auf dem Handwebstuhl geeignet.

und 

2. wurden viele Spinnereien in Deutschland geschlossen in den letzten Jahren und der Wollhandel bezieht jetzt hauptsächlich aus östlichen Ländern, worunter China eine sehr große Rolle spielt. Die Garnhersteller sind natürlich nicht daran interessiert, kleine Mengen nach genauen Vorstellungen zu produzieren, sondern richten sich nach der Nachfrage - Mindestbestellmenge (ja, ich habe mich erkundigt) liegt meist bei 500 kg einer Garnsorte. So wird es manchmal schon schwierig einen handelsüblichen Zwirn, der zum Weben fein genug ist, zu bekommen.

Natürlich wäre es möglich, das Garn ausschließlich selbst zu spinnen, allerdings wäre dann der Zeitaufwand unbezahlbar. Für einzelne Projekte wie dem Spinnrichtungsmuster kann ich oder eine andere Interessierte das mal machen (siehe Schleiertuch, Stoff in Spinnrichtungsmusterung), aber es fehlt einfach an Zeit.
Deshalb habe ich einen anderen Weg beschritten.
 Letztes Jahr im Juli haben wir knapp 30 kg Wolle von Coburger Füchsen und Jacobschafen von einem Schafhalter in unserem Dorf in eine kleine Spinnerei gebracht. Dort wurde sie in den letzten Monaten meinen Wünschen entsprechend verarbeitet und vor einigen Wochen konnten wir sie dann endlich abholen, knapp die Hälfte an Garn ist dabei herausgekommen.

Natürlich decke ich damit nicht alle Bereiche ab, aber habe dann doch schon einen Grundstock von s- und z-gesponnenem Garn mit verschieden starkem Twist, also als Kett- bzw weicher gedreht, als Schussfaden zu verwenden in einer Feinheit, die dem mittleren bis mittelfeinem Bereich entspricht (11 - 15 F/cm im Gewebe).





2 Kommentare:

  1. War das die Wolle, die wir letztes Jahr gereinigt haben im Keltendorf? Das hat sich ja dann gelohnt - wundervolle Garne sind herausgekommen! LG, Morgan

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