Schon vor Weihnachten hat mir mein lieber Mann mal wieder ein Buch besorgt, auf das ich sehnsüchtig schon seit 2011 gewartet habe: die Dokumentation des 11. NESAT-Symposiums 2011 in Esslingen.
Nun halte ich das Werk endlich in Händen und muss leider sagen, dass so rechte Begeisterung nicht aufkommen mag. Es geht im folgenden dabei NUR um meinen Anspruch an eine solche Veröffentlichung bzw. um meine Erwartungshaltung an eine solche.
Als Textilmotte im historischen Textilbereich bin ich ja überwiegend an einzelne Artikel in umfangreicheren Fundkatalogen angewiesen, nur selten findet sich, gemessen an der Menge der Gesamtpublikationen, einmal ein Bericht ausschließlich über Textilien. Es gibt sie natürlich und seit den letzten Jahren mit der Aufwertung der Textilarchäologie auch inzwischen häufiger. Es ist aber immer noch ein Puzzlespiel, an zusammenhängende Veröffentlichungen zu kommen. Darum erwarte ich um so gespannter die NESAT-Veröffentlichungen, die sich ja ausschließlich mit Textilien, auch neuerer Funde bzw. neuen Erkenntnissen beschäftigen. Vor diesem Hintergrund möge man also meine Bücherbesprechung hier sehen.
Aber erstmal die Basis:
NESAT XI - The North European Symposium for Archeological Textiles
Hrsg. Johanna Banck-Burgess und Carla Nübold
Rahden, 2013
Das Buch enthält 5 Kapitel, von denen sich zwei allein auf den wissenschaftlichen Aspekt der Textilarchäologie konzentrieren, sowie eine CD mit den vorgestellten Postern, die man aber auch hier finden kann.
Das Kapitel 1, Methodische Grundlagen: Geistes- und Naturwissenschaften behandeln allgemein den Umgang mit Sekundärbefunden, sowie allgemeine Artikel zu Farbstoff- bzw. Faseranalyse.
Die einzelnen Artikel sind sehr fachwissenschaftlich mit vielen Tabellen, Auflistungen, einigen Fotos als auch Mikrofotos und als solche weniger interessant für mich. Natürlich ist es nett zu lesen, wie unterschiedlich Leinen- bzw Seidenstoff sich drapieren lassen, um Rückschlüsse auf die Darstellung auf einem Kalksteinsarkophag zu ziehen, allerdings gibt es dazu weiter keine Hintergrundinfo. Oder aber auch, dass man mit Hilfe des Farbspectrometers ähnlich aussehende Pflanzenfarben an antiken Textilien bestimmen kann. Die interessanteste Information habe ich dem Artikel: Textile Faseranalytik entnommen. Dort wird nachgewiesen, dass man am Klang eines gespannten Fadens die Güte des verwendeten Leinens unterscheiden kann!
Im Kapitel 2 - es trägt den Titel: Interdisziplinäre Projekte - fand ich persönlich das Projekt zum Gunnister Mannes am spannendsten. Dort wird die Rekonstruktion der Kleidung eines Mannes aus dem späten 17. Jhdt beschrieben, die recht gut erhaltenen Originale wurden auf den Shetlands 1951 beim Torfstechen gefunden. DEes weiteren interessiert mich natürlich auch die Analyse der Farbstoffe in den Thorsbergmänteln.
Die folgenden 42 Seiten des 3. Kapitels: Naturwissenschaftliche Untersuchungen überfliege ich schnell, zu speziell und anstrengend zu lesen beim ersten Erfassen des Inhalts.
Kapitel 4: Fundvorlagen enthält die genaueren Beschreibungen von textilen Funden, eigentlich das, worauf ich gewartet hatte. Da geht es dann über den Fund von Hammerum , der Seide vom Oseberg-Schiff, einen Moorfund aus dem 7. Jhdt. in Irland und weitere bis hin zum Gewebe in einem wohlhabenden Haus des 17.-18. Jhdts. Insgesamt werden 12 Funde mehr oder weniger eingehend vorgestellt.
Im Kapitel 5: Textilproduktion stellt dann verschiedene Werkzeuge bzw. Verarbeitungswege vor, wobei der Artikel zum Hanf lediglich eine Auflistung schriftlicher Quelle im Talmud u.a. ist.
Insgesamt habe ich mir mehr neue Funde versprochen, aber wahrscheinlich sind die archäologischen Felder in dieser Beziehung halt weniger ergiebig - auf den Fund einer SpätLatenePrinzessin in kompletter, möglichst gut erhaltener Bekleidung mit vielen Beigabe-Textilien, den ich von unserem Archäologen Michael Koch eingefordert habe ;-), warte ich immer noch!
Wir möchten hier textile Reproduktionen und Interpretationen vorstellen, die auf Grund von Recherche und eigenen Überlegungen entstanden sind. Dabei liegt der Fokus eindeutig auf der Eisenzeit bis hin zum Frühmittelalter, wenn auch das ein oder andere Stück aus späteren Epochen eingestellt werden soll. Außerdem gibt es auch hin und wieder einen Bericht über das Drumherum, die Recherche und Probleme bei der Umsetzung. Autoren: Hans und Marled Mader
Nur für diejenigen, welche im Englischen nicht so firm sind: Von den 35 Artikeln sind 27 auf Englisch und 8 auf Deutsch (falls ich mich nicht verzählt habe). Und leider gibt es am Ende der Englischen kein Kurzresumee auf Deutsch, wie ich es schon öfters gesehen und als hilfreich empfunden hab.
AntwortenLöschenSpannend !! Danke schön.
AntwortenLöschen@Hans auch dafür danke .
Da sind ein paar spannende Sachen bei diesen Postern dabei, danke euch :) LG, Morgan
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