Sonntag, 31. März 2013

Endlich wieder zurück

Nach einer Tour vom Südosten Europas (Bulgarien) bis in den Norden (Schottland), nur unterbrochen durch einen kurzen Zwischenaufenthalt zu Hause sind wir jetzt wieder zurück.
Kleidungstechnisch gibt es von diesen Reisen, da der Hintergrund ein anderer war nicht soviel zu berichten außer einem:
I like (lichen) Scotland!
Wir hatten eine Tour durch die Glens und Lochs mit Whiskytasting gebucht und konnten tatsächlich zwischen durch auch mal die Füße bewegen zu kleineren Wanderungen. Und dabei gabs für mich was Erstaunliches zu entdecken: die Bäume im Hochland sind voll mit Flechten!


Die lagen zum großen Teil auch auf dem Boden und es fand sich trotz Sucherei leider keine Tasche zu Sammeln. Also stopfte ich erstmal meine Jackentaschen voll und später kam ich dann noch zu einem kleinen Plastiktütchen.
In Edinburgh habe ich mir dann noch etwas Garn gekauft und werde jetzt Färbeversuche mit der Usnea barbata auf original Schottlandwolle machen.

Flechten wurden früher häufig zum Färben verwendet, vor allem Rocella tinctoria galt als Ersatz für echtes Purpur. Diese Flechte wächst vor allem auf den Inseln im atlantischen Ozean wir den Kanaren, Azoren, Madeira etc. Eine gute Freundin auf Island hat schon Versuche damit gemacht und eine fantastische Purpurfarbe erhalten.


Da die Flechte in nördlichen Breiten kaum wächst, es dort aber andere orceinproduzierende Flechten gibt, kam ein findiger Schotte im 18. Jahdt. auf die Idee, einen sozusagen standardiesrten Farbextrakt herzustellen: das Cudbear. Die industrielle Fertigung führte stellenweise zur Ausrottung der entsprechenden Flechten, weil Flechten sehr langsam nachwachsende Pflanzen sind.

Exkurs: Falscher Purpur
Neben der Flechtenfärberei wurde schon in der Antike mehrfach versucht, den echten Purpur aus Schnecken nachzuahmen, da der sehr teuer war. Neben den Flechten gab es auch eine Überfärbung von waidgefärbter Wolle mit Krapp, die "ägyptischer Purpur" genannt wurde oder noch sehr viel raffinierter wurde der Eindruck von Purpur durch eine optische Täuschung erweckt: Beim Weben benutzte man beide Farben nebeneinander: waidblau als Kette und krapprot als Schuss oder umgekehrt. Sehr anschaulich hat meine Freundin Silvia das in ihrem Blog demonstriert. Diese Technik ist übrigens schon beim Mantel des Fürsten von Hochdorf (J. Banck-Burgess - Hochdorf IV, Stuttgart 1999) nachgewiesen.




Für weiter Interessierte hier noch ein Link: Färben in der Antike

9 Kommentare:

  1. Ich weiß, weshalb "lichen" wie "Leichen" ausgesprochen wird ....

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  2. Hallo Ihr Beiden,

    hab gerade erst den Blog gefunden, sehen wir uns am 20.April? Ich geh mal davon aus.

    Warum kann man diesem Blog nicht als Mitglied folgen? Wäre doch Klasse immer informiert zu werden, wenn es einen neuen Beitrag gibt.

    Liebe Grüße

    Dankward

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    1. Follow bei e-mail ist aktiviert ;-))
      Wir sehen uns!!!

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  3. Nicht ganz Hans, das ch wird wie k ausgesprochen. I like lichen... :)))

    Aber ich hätte auch nichts dagegen, als Leiche von lichens überwachsen zu werden...

    Flechten haben es mir auch angetan, ich habe mittlerweile 10 Stränge mit Ochrolechia parella gefärbt und lichtsicher verstaut, denn leider leider ist die Farbe nicht lichtecht. Ich bin grade von meinem Osterspaziergang heimgekommen, die Ausbeute ist ein Birkenrindengefäss voll mit Ochrolechia. Mühsame Kratzerei das, aber die Farbe ist wunderbar violett.

    Färbungen mit Xanthoria dagegen sind mir nicht so gelungen. Das anfangs hübsche Rosa ist zu einem fleckigen Blassblau photooxidiert. Vielleicht wird die Färbung gleichmässiger, wenn man die feuchten Stränge auf einer Glasplatte trocknen lässt, damit das Licht gleichmässig zutritt.

    Die Rocella tinctoria strahlt mich grell-purpurn aus dem Fermentierglas an und wartet darauf, dass endlich mein Lendrum hier ankommt und ich das Garn für mein Kopftuch spinnen kann. Oder eigentlich könnte ich ja auch die Wolle vor der Verspinnen färben.


    Sonnige Ostergrüsse in die Runde sendet
    Iðunn

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    1. Leg die Wollstränge auf einer Alufolie in die Sonne, das geht recht gut. Auf die Ochrolechia-Färbung bin ich auch gespannt, bringst du Pröbchen mit?

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    2. Jepp, bring ich mit. Ist schon im Mitnehmkasten. Zu Silvias Färbung fiel mir nur ein: "Die waren ja auch nicht blöd damals." :)

      LG Iðunn

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  4. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  5. Der Vorteil des gefakten, gewobenen Purpur ist, das man keine Doppelfärbung braucht, und somit nur die Hälfte des Farbstoffs und der Arbeit. Ausserdem ergibt es diesen wunderbaren chargierenden Effekt den ich noch von meinem Discoblüschen der 80ger Jahre kenne. :o)

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  6. Einem Blog folgen kann man, indem man die Adresse ins Blogger-Dashboard, "Leseliste","Hinzufügen" reinkopiert.
    Hab auch lange gebraucht bevor ich das gemerkt habe.

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