Sonntag, 27. April 2014

Lichtechtheit

Wollskala oder auch Lichtechtheit bezeichnet die Fähigkeit einer Wollfarbe, so wenig wie möglich bei direkter Sonneneinstrahlung zu verbleichen.
Das gilt natürlich auch für Pflanzenfarben und wenn man sich mit der Pflanzenfärberei beschäftigt, stößt man unweigerlich auf Aussagen wie: "...die sind doch gar nicht lichtecht!"

Es fällt schon auf, dass einige Pflanzenfarben, darunter auch die schönsten und leuchtkräftigsten, nach einiger Zeit verblassen. Dieser Prozess ist erst unmerklich und viele Darsteller geschichtlicher Epochen bemerken erst nicht, dass die Pflanzenfarbe ausbleicht. Erst bei einem Vergleich mit geschützten Stellen wie bei Nähten kann man die Unterschiede sehen.
Allerdings gibt es auch Pflanzenfarben, die auch nach Jahren noch frisch und kräftig aussehen. Wenn man aber nicht ein Vergleichsstück im Dunkeln aufbewahrt hat, ist ein direkter Vergleich nicht möglich.
Dem wollte ich mal ein wenig nachforschen, wenn auch nicht unter Laborbedingungen oder experimentellen Voraussetzungen.
Dazu habe ich pflanzengefärbte Seide um ein Stück Pappe gewickelt, eine Hälfte lichtdicht abgeklebt, beschriftet und die Kärtchen direkt an einer südwestlichen Fensterscheibe befestigt. Was nach insgesamt knapp drei Monaten dabei herausgekommen ist, könnt ihr hier sehen, die Probereihe werde ich mit anderen Farben weiter fortsetzen.

Die Seite, die dem Licht ausgesetzt war, ist auf den Fotos immer links!





Die Tinte aus meinem Rollerball ist definitiv nicht lichtecht!

Es gibt übrigens eigentlich nur sehr wenige 'Aussagen zu der Lichtechtheit von Pflanzenfarben im Netz, hier das was ich dazu bisher gefunden habe (die Liste wird kontinuierlich ergänzt):
http://www.artemis-pflanzenfarben.de/index.php?ccPath=5

http://www.baubio.ch/de/bildung/abschlussarbeiten/Faszination_Pflanzenfarben_2007_Nr_225.pdf
Bei diesem Link geht es überwiegend um die Verwendung von Pflanzenfarbpigmenten in der Malerei.
http://pflanzenfarben2013.blogspot.de/2013/06/echtheitstest.html
https://www.planet-schule.de/sf/multimedia-simulationen-detail.php?projekt=farben_ausbleichen
Dieser Link ist recht anschaulich, unter anderm wird das Ausbleichen von Baumwolle bei Färbung mit Pflanzenfarben simuliert.

7 Kommentare:

  1. Schon erstaunlich, wie stark sich manche Farben verändern! Viele Darsteller werden das Ausbleichen hauptsächlich aufs Waschen zurückführen, dass hingegen Tageslicht alleine schon eine dermaßen starke Wirkung entfalten kann, dürfte weniger bekannt sein.
    Museen die alte Textilien ausstellen verwenden heutzutage ja meist spezielle Beleuchtungskörper, deren Licht besonders schädliche Wellenlängen nicht enthält. Die Beleuchtungsstärke soll (glaube ich) 50 Lux nicht übersteigen.

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  2. Ist es wirklich nur das Licht? Oder eher das Sonnenlicht in Verbindung mit dem Luftsauerstoff? Sauerstoff ist ja ein starkes Bleichmittel und das Sonnenlicht könnte wie ein katalysator wirken und die Bleichwirkung verstärken. An Nähte kommt ja net so viel Sauerstoff ran und auch die abgeklebten Proben waren vor Luftzutritt geschützt. Aber sehr faszinierend die Farbveränderungen, da muss ich Hiltibold zustimmen. Übrigens bleichen aber auch chemisch gefärbte Stoffe aus, was jeder weiß, der viel schwarze Klamotten hat. LG, Morgan

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    1. In diesem Falle ist es wohl nur die Strahlung, denn die abgeklebte Seite war nicht luftdicht abgeklebt. Man sieht es auch an Strängen, die im Sonnenlich gelegen haben, die oberste Lage ist ausgebleicht, die darunter nicht so stark.

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  3. Stimmt auch wieder... LG, Morgan

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  4. Ah, dankeschön, das passt super. Ich hab vor einigen Tagen mit brauner Zwiebel gefärbt und schon nach einem sonnigen Morgen mit Trocknung auf der Wäscheleine ein Ausblassen bemerkt. Jetzt bin ich natürlich auch auf der Suche nach Übersichten zur Lichtechtheit.

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  5. Faszinierend, wie stark die Tinte im Vergleich zu Cochenille oder Krapp ausbleicht. So arg schlecht sind die Pflanzenfarben gar nicht. Und sie werden nicht unschön, nur halt anders.

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  6. Dass die Aroniabeere ausbleicht, wundert mich gar nicht, da haben wirs mal wieder mit den guten alten Anthocyanen zu tun (stichwort beeren, wein, blaukraut und co). interessant wäre, ob sich die farbe besser hält, wenn man ein saures klima aufrecht erhält um den farbstoff herum.

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