Bei meinem letzten Besuch in Island habe ich von verschiedenen Leuten
schwarzes Islandvlies bekommen. Wieder zu Hause habe ich angefangen, das
Tog (die langen Deckhaare/Grannenhaare) vom Þel (der feinen weichen
Unterwolle) zu trennen. Das wird traditionell in Island so gemacht, das
þel wird zu feinem weichen Garn versponnen, Tog wird für beanspruchtete
Kleidung oder Teile davon gebraucht oder als Nähfaden.
Hier ist ein Teil des Vlieses und man kann die unterschiedlichen Haare schon an ihrer Länge erkennen.
Das Tog (übrigens ein ethymologischer Zusammenhang mit unserem ziehen, zog, gezogen ist durchaus erkennbar) hängt meistens an den Spitzen etwas zusammen, so dass man es leicht fassen kann und herausziehen.
Hier kann man schön die getrennten Fasern sehen, links das Tog und rechts die Unterwolle, die ich für spätere Projekte aufhebe, weil ich sie diesmal nicht brauche.
Ich werde pro Reihe etwa 16 Büschel brauchen und wollte mal wissen, wieviel Zeit ich dafür benötige. Fertig zum Weben brauche ich für die 16 Locken etwa 19 min. Ich werde zum Schluss zählen wie viele Reihen der Webpelz hat.
Wir möchten hier textile Reproduktionen und Interpretationen vorstellen, die auf Grund von Recherche und eigenen Überlegungen entstanden sind. Dabei liegt der Fokus eindeutig auf der Eisenzeit bis hin zum Frühmittelalter, wenn auch das ein oder andere Stück aus späteren Epochen eingestellt werden soll. Außerdem gibt es auch hin und wieder einen Bericht über das Drumherum, die Recherche und Probleme bei der Umsetzung. Autoren: Hans und Marled Mader
Freitag, 24. März 2017
Freitag, 10. März 2017
Röggvarfeldur reloaded
Vor ziemlich genau 4 Jahren (Eins, zwei, drei im Sauseschritt läuft die Zeit, wir laufen mit) habe ich hier schon einmal den Versuch, einen Röggvar- oder auch Vararfeldur genannten Webpelz herzustellen, in einer kleinen Beitragsserie beschrieben, hier findet ihr die Beiträge. Jedenfalls einen Teil davon, denn Blogger hat mir bei der Überarbeitung Beiträge gefressen, sie sind nicht mehr zu finden.
Deshalb haltet euch bitte an das Inhaltsverzeichnis hier, die Verlinkungen unten auf den Seiten führen leider zum Teil ins Nichts.
http://textileflaeche.blogspot.is/p/inhaltsverzeichnis.html
Es ging eine Bestellung ein mit der Bitte nach einem Röggvarfeldur: So schwarz wie möglich. Als größeres Projekt für meinen Aufenthalt hier kommt mir das grad gelegen und ich möchte meine Erkenntnisse von vor vier Jahren mit einfließen lassen.
Natürlich gibt es auch neue Veröffentlichungen und Erkenntnisse, die im Laufe der Entwicklung hier mit aufgeführt werden, zum Beispiel sind mir in der Zwischenzeit viele Funde von Webpelzen aufgefallen. Einen davon, nämlich den Webpelz von Schleswig der wahrscheinlich als Zierelement am Kragen eine Jacke angebracht war, hat Silvia Bestgen auf ihrem Blog beschrieben
https://zeitensprung.blogspot.is/2016/02/webpelz-aus-schleswig-teil-1.html
natürlich gibt es auch andere Nachwebungen, meist auf Gewichtswebstühlen wie
hier
oder hier.
In den nächsten Tagen werde ich hier den Prozess schildern und meine Überlegungen dazu.
Deshalb haltet euch bitte an das Inhaltsverzeichnis hier, die Verlinkungen unten auf den Seiten führen leider zum Teil ins Nichts.
http://textileflaeche.blogspot.is/p/inhaltsverzeichnis.html
Es ging eine Bestellung ein mit der Bitte nach einem Röggvarfeldur: So schwarz wie möglich. Als größeres Projekt für meinen Aufenthalt hier kommt mir das grad gelegen und ich möchte meine Erkenntnisse von vor vier Jahren mit einfließen lassen.
Natürlich gibt es auch neue Veröffentlichungen und Erkenntnisse, die im Laufe der Entwicklung hier mit aufgeführt werden, zum Beispiel sind mir in der Zwischenzeit viele Funde von Webpelzen aufgefallen. Einen davon, nämlich den Webpelz von Schleswig der wahrscheinlich als Zierelement am Kragen eine Jacke angebracht war, hat Silvia Bestgen auf ihrem Blog beschrieben
https://zeitensprung.blogspot.is/2016/02/webpelz-aus-schleswig-teil-1.html
natürlich gibt es auch andere Nachwebungen, meist auf Gewichtswebstühlen wie
hier
oder hier.
In den nächsten Tagen werde ich hier den Prozess schildern und meine Überlegungen dazu.
Sonntag, 5. März 2017
Aufwärmarbeit
Nach dem sich hier lange nichts getan hat, möchte ich nun aber wieder die Arbeiten dokumentieren, die ich hier in meiner art residency machen möchte. Ich bin seit dem 1.3. wieder im TextilSetur in Blönduós für die nächsten vier Wochen und habe mir Webarbeit mitgebracht.
Zum Aufwärmen habe ich mit einem Textil der armen Leute von Lonne Hede angefangen.
In Dänemark in Westjütland wurde 1969 und 1995 ein Gräberfeld aus der Zeit des 1. Jahrhunderts nach Christus ausgegraben. Darin befanden sich neben anderen Grabbeigaben auch der Eichensarg einer Frau, in dem sich durch die Nässe und die Gerbsäure der Eiche Textilien erhalten haben.
Diese Textilien waren so gut erhalten, dass es schon einige Reproduktionen gab, unter anderem auch ein Projekt der Universität Kopenhagen
http://ctr.hum.ku.dk/tecc/loennehede/
Ich bin ebenfalls angefragt worden für eine Reproduktion und natürlich mach ich das gern, auch wenn da noch einiges an Recherche zu machen war.
Nun ja, kurz und gut, leider sind die Veröffentlichungen dazu rar. Es gibt etwas im 2. NESAT-Band und einen Aufsatz von Ida Demant sowie etliche Bruchstücke überall im Netz. Man gebe nur mal Lonne Hede bei Google ein und schaue sich die Bilder an.
Ich habe mir als erstes ein Textil ausgesucht, das ich so noch nicht gesehen habe. Es gehört zum Fundkompley des Grabes 2 und Ida Demant schreibt dazu:
"........Under that a red and white diamond twill appeared. It was a rectangu-lar piece which was lying folded double; it had probably been wrapped around the body originally. The size of the fabric can be roughly estimated as 40 cm wide and 100 cm long. It was vis-ible in most of the area where textiles were present so my guess is that this grave belonged to a very small person, perhaps even a child."
Ida Demant, Artikel in NESAT IX, S.86.
Übersetzung:
"........Unter diesem erschien ein roter und weißer Diamantköper. Es war ein rechteckiges Stück, das dort doppelt gefaltet lag: es war vielleicht ursprünglich um den Körper gewickelt. Die Größe des Textils konnte nur grob geschätzt werden mit 40 cm Breite und 100 cm Länge. Es war dort sichtbar, wo die Textilien lagen, ich vermute, dass im Grab eine sehr kleine Person lag, vielleichht sogar ein Kind."
Da die Reproduktion für eine erwachsene Person gedacht ist, stand ich vor dem Dilemma soweit wie möglich originalgetreu rekonstruieren oder anpassen? Ich entschied mich für eine Modifikation, schließich sollen die Textilien ja tragbar sein.
Bei der Planung ging ich also davon aus, die angegebenen Maße um die Hälfte zu vergrößern, d.h. das fertige Stück soll 60 cm breit und etwa 150 cm lang sein. Im Original war das Textil rot mit weißen Streifen, auch da entschied ich mich zu einer Veränderung und färbte noch in D für die Kette entsprechend viel Garn blau.
Die Gewebedichte war relativ grob mit 8/7 Fäden pro cm. Deshalb konnte ich für den Schuss Lettlopi verwenden, die ich hier vor Ort gekauft habe.
Das Besondere an diesem Stoff sind zwei Details:
1. ist der Stoff in einer Hälfte als Fischgrät gwoben, aber dann als Diamantköper, jeweils mit weißen Streifen in Halbpanama und
2. hat der Schal an allen vier Seiten Fransen, das galt es bei der Durchführung zu berücksichtigen.
Die Einrichtung eines fremden Webstuhls ist immer ein kleines Abenteuer, auch Webstühle haben ein geheimes Innenleben.
Und so war ich auch mit dem Fach nicht besonders zufrieden, aber es war so grad zu machen und der Schal war dann relativ schnell fertig.
Zum Aufwärmen habe ich mit einem Textil der armen Leute von Lonne Hede angefangen.
In Dänemark in Westjütland wurde 1969 und 1995 ein Gräberfeld aus der Zeit des 1. Jahrhunderts nach Christus ausgegraben. Darin befanden sich neben anderen Grabbeigaben auch der Eichensarg einer Frau, in dem sich durch die Nässe und die Gerbsäure der Eiche Textilien erhalten haben.
Diese Textilien waren so gut erhalten, dass es schon einige Reproduktionen gab, unter anderem auch ein Projekt der Universität Kopenhagen
http://ctr.hum.ku.dk/tecc/loennehede/
Ich bin ebenfalls angefragt worden für eine Reproduktion und natürlich mach ich das gern, auch wenn da noch einiges an Recherche zu machen war.
Nun ja, kurz und gut, leider sind die Veröffentlichungen dazu rar. Es gibt etwas im 2. NESAT-Band und einen Aufsatz von Ida Demant sowie etliche Bruchstücke überall im Netz. Man gebe nur mal Lonne Hede bei Google ein und schaue sich die Bilder an.
Ich habe mir als erstes ein Textil ausgesucht, das ich so noch nicht gesehen habe. Es gehört zum Fundkompley des Grabes 2 und Ida Demant schreibt dazu:
"........Under that a red and white diamond twill appeared. It was a rectangu-lar piece which was lying folded double; it had probably been wrapped around the body originally. The size of the fabric can be roughly estimated as 40 cm wide and 100 cm long. It was vis-ible in most of the area where textiles were present so my guess is that this grave belonged to a very small person, perhaps even a child."
Ida Demant, Artikel in NESAT IX, S.86.
Übersetzung:
"........Unter diesem erschien ein roter und weißer Diamantköper. Es war ein rechteckiges Stück, das dort doppelt gefaltet lag: es war vielleicht ursprünglich um den Körper gewickelt. Die Größe des Textils konnte nur grob geschätzt werden mit 40 cm Breite und 100 cm Länge. Es war dort sichtbar, wo die Textilien lagen, ich vermute, dass im Grab eine sehr kleine Person lag, vielleichht sogar ein Kind."
Da die Reproduktion für eine erwachsene Person gedacht ist, stand ich vor dem Dilemma soweit wie möglich originalgetreu rekonstruieren oder anpassen? Ich entschied mich für eine Modifikation, schließich sollen die Textilien ja tragbar sein.
Bei der Planung ging ich also davon aus, die angegebenen Maße um die Hälfte zu vergrößern, d.h. das fertige Stück soll 60 cm breit und etwa 150 cm lang sein. Im Original war das Textil rot mit weißen Streifen, auch da entschied ich mich zu einer Veränderung und färbte noch in D für die Kette entsprechend viel Garn blau.
Die Gewebedichte war relativ grob mit 8/7 Fäden pro cm. Deshalb konnte ich für den Schuss Lettlopi verwenden, die ich hier vor Ort gekauft habe.
Das Besondere an diesem Stoff sind zwei Details:
1. ist der Stoff in einer Hälfte als Fischgrät gwoben, aber dann als Diamantköper, jeweils mit weißen Streifen in Halbpanama und
2. hat der Schal an allen vier Seiten Fransen, das galt es bei der Durchführung zu berücksichtigen.
Die Einrichtung eines fremden Webstuhls ist immer ein kleines Abenteuer, auch Webstühle haben ein geheimes Innenleben.
Und so war ich auch mit dem Fach nicht besonders zufrieden, aber es war so grad zu machen und der Schal war dann relativ schnell fertig.
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