Rumgesprochen hat es sich inzwischen auch, dass zumindest bis zum Hochmittelalter Leinen und Wolle die Fasern der 1. Wahl sind sowie Seide im Bereich besser situierter Personen des gewählten Darstellungszeitraums. Baumwolle kommt nur in ganz ausgesuchten Funden in verschiedenen Zeit vor, da aber auch schon ab der Antike. Die Funde sind aber so selten, dass man sie getrost außer Acht lassen kann und Baumwollstoffe, zumal die modernen, nicht in Betracht zu ziehen braucht. Nesselstoff und Hanf sowie andere tierische Fasern lasse ich hier wegen der schwierigen Beschaffungsmöglichkeit heutzutage mal außen vor.
Über die verwendeten Bindungen werde ich später einen eigenen Artikel schreiben, nur so viel dass Leinwandbindung der Ausgangspunkt in der Geschichte der Weberei ist und bis heute immer noch aktuell ist - was man von anderen Bindungen durchaus nicht immer behaupten kann.
Leinwandbindung |
Neben der Bindung gehört allerdings auch die Fadendichte zu einem bestimmenden Merkmal und die können sich gravierend voneinander unterscheiden.
Was bedeutet jetzt Fadendichte? Damit ist die Anzahl der Fäden gemeint, die in einem Stoffstück auf einen cm gezählt werden können. Die Weberin legt dazu einen Fadenzähler aufs Gewebe, der genau einen Quadratzentimeter des Gewebes im Ausschnitt wiedergibt und zählt dann die Fäden, die sich innerhalb dieses Ausschnitts befinden:
Es handelt sich hierbei um drei Wollstoffe und einen Leinenstoff (von links nach rechts) Im direkten Vergleich erkennt man schön die Unterschiede in der Fadendichte: bei Stoff 1 sind es etwa 9 Fäden, bei Stoff 2 etwa 11, bei Stoff 3 etwa 24 Fäden und bei Stoff 4 ebenso.
Dabei können Unterschiede zwischen der Anzahl der Kettfäden und der Schussfäden bestehen. Beim dritten Stoff gibt es im Schusssystem (hier im Bild die querliegenden Fäden) nur etwa 16 Fäden, man spricht dann von einer kettbetonten Leinwandbindung.
Wie sieht es aber nun in den einzelnen Epochen mit der Fadendichte aus? Das kann, wie immer, sehr unterschiedlich sein. Bei den eisenzeitlichen Hallstattgeweben z. Bsp. liegt die Fadendichte zwischen 5 F/cm und 38 F/cm,
die Einteilung wird hier (1) wie folgt vorgenommen:
grob 1 - 5 F/cm
mittelfein 6 - 10 F/cm
fein 11 - 15 F/cm
sehr fein über 15 F/cm.
Aus römischer Zeit sind Textilien bis 100 F/cm bekannt (2). Ich durfte einmal anlässlich eines Vortrags ein solches Textil bewundern, mit bloßem Auge waren keine Einzelfäden mehr zu erkennen, das Stückchen Stoff sah eher aus wie ein Blatt Papier.
Bei Tidow (u. a. in Kania (3)) sieht die Einteilung etwas anders aus:
sehr grob bis zu 5 Fäden
grob bis zu 8 Fäden
mittelfein bis zu 12 Fäden
fein bis zu 18 Fäden
sehr fein über 18 Fäden
Leider lässt sich der Einsatz bestimmter Fadendichten nicht generalisieren, weder zeitlich noch regional noch sozial, ich wage es allerdings mal vorsichtig zu behaupten, dass Stoffe mit einer Fadendichte von 10 bis 20 F/cm häufig in allen Epochen und europäischen Regionen vorkamen.
Ansonsten bleibt - wie bei so vielem - nur die eigene intesive Recherche.
(1) Carina Grömer u.a.; Prähistorische Textilkunst in Mitteleuropa: Geschichte des Handwerkes und der Kleidung vor den Römern, 2010
(2) Nicole Reifarth; Zur Ausstattung spätantiker Elitegräber aus St. Maximin in Trier: Purpur, Seide, Gold und Harze, 2013
(3) Katrin Kania; Kleidung im Mittelalter, 2010
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