Bei den Überlegungen zu einer eisenzeitlichen Bekleidung kommt irgendwann die Frage auf: Was trugen die damals an den Füßen?
Das wirft etliche Fragen auf, denn wir haben nur ganz wenige Funde und noch weniger Abbildungen.
In unserem Verein haben wir uns zwischenzeitlich mit genadelten Socken geholfen, aber leider gibt es zwar in der Stein- und Bronzezeit einige Funde und später wieder in der Spätantike bei den Römern,
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David Jackson [CC-BY-SA-2.0-uk (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/uk/deed.en)], via Wikimedia Commons |
aber leider halt (bis jetzt) nichts für die vorrömische Eisenzeit.
Einen netten Fundkatalog zur Nadelbindung gibt es übrigens
hier. Und hier gibt es eine wunderbare Nacharbeitung von Christina:
http://wh1350.at/handwerk/wollverarbeitung/anleitung-nadelbinden-koptische-socken/
Wenn man tief genug gräbt, stößt man irgendwann auf zwei Fußbekleidungen, die zumindest den eisenzeitlichen Bereich mal einrahmen und auch von der Region her annähernd in das keltische Gebiet passen, sowie einen indirekten aus den eher germanischen, nördlichen Gebieten.
Indirekt darum, weil es sich dabei nicht um seperate Strümpfe sondern um intergrierte Füßlinge der berühmten Thorsberghose handelt.
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By Photographed by User:Bullenwächter [GFDL (www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons |
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Bei der weiteren Recherche stößt der Interessierte dann auf zwei Fundorte in Südtirol und Frankreich- Bei dem einen handelt es sich um die Kleiderfunden vom Rieserferner; ein Hüttenwart sammelte in der Nähe des Gletschers 1992 einen
Socken aus gewebtem Stoff auf und zwei Jahre später zwei Beinkleider:
Textilien vom Rieserferner, datiert auf das 8. - 6. Jhdt. v.u.Z.
Bei dem anderen handelt es sich um mehrere Kleidungsstücke einer gallo-römischen Frau aus Les-Martres-de-Veyre, unter anderem zwei Strümpfe und ein Paar Socken, bei der Datierung sind sich die Wissenschaftler anscheinend nicht einig. Da ich keine CommonMediaBilder gefunden habe, hier nur der Link zu sehr schönen Aufnahmen von
Professor Michael Fuller.
Edit: Dank der freundlichen Erlaubnis von Professor Fuller darf ich die Bilder hier direkt verlinken:
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These photos are used by permission of
Prof. Michael Fuller, St. Louis Community College
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Bei unserem Bastel- und Werkelnachmittag heute unter Anleitung von Daniel van den Woldenberg (
Zeitenhandel) versuchten wir Strümpfe in Anlehnung an diese Funde zu rekonstruieren.
Daniel ist normalerweise im Spätmittelalter unterwegs und kennt sich daher gut mit dem Nähen von Strümpfen aus, auch wenn diese im Schnitt von unseren Funden abweichen.
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These photos are used by permission of
Prof. Michael Fuller, St. Louis Community College
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Wir haben zuerst die Bilder der Funde betrachtet, und versucht einen Überblick über Machart und Trageweise zu schaffen. Genähte Strümpfe wurden stets mit Bändern getragen, die das Rutschen verhindern sollen, bekannt vor allem durch die recht aufwändig gestalteten
Wadenbindegarnituren aus dem Frühmittelalter.
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These photos are used by permission of
Prof. Michael Fuller, St. Louis Community College
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Natürlich hatten sich bei den o.a. Funden keine Reste solcher Bänder erhalten, aber zwei Löcher auf der Rückseite des Strumpfes veranlasste uns zu einigen Spekulationen. am oberen Rand befinden sich außerdem Fransen, die eine dekorative Funktion gehabt haben könnten. Denkbar wäre ein Umschlag an der oberen Kante über ein Halteband, dessen gedrehte Enden durch die beiden gesäumten Löcher nach außen geführt und dort zusammengebunden werden konnten.
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Versuch einer Demonstration der
Trageweise mit Halteband unter den dekorativen Fransen. |
Der Schnitt des Strumpfes ist eigentlich relativ simpel, da noch nicht so beinbetont, sondern eher weit. Er besteht aus einem Vorderfußteil und einer Beinröhre. Der Vorderfußteil hat eine Mittelnaht unter der Sohle. Daniel konnte uns versichern, dass diese Naht beim Tragen einfilzt und deshalb nicht unangenehm aufträgt beim Laufen. Für die Beinröhre ist der Wadenumfang an der dicksten Stelle ausschlaggebend.
Zuerst wurden die Schnittteile auf den Probestoff aufgelegt und unter großzügiger Nahtzugabe ausgeschnitten. Der Vorderfußteil sollte als erstes in Form gebracht, sprich mit einer Reihnaht der Fußform angepasst werden. Dann wurde die genaue Passform direkt am Fuß mit Stecknadeln festgelegt und anschließend endgültig genäht, und zwar bei der Spitze beginnend. Die Verbindungsnähte sind übrigens hier keine Kappnähte, da diese tatsächlich unter der Fußsohle zu dick auftragen würden, sondern mit der Naht, die man hier in dem folgenden .pdf auf der Seite 62 findet:
Rösel-Mautendorfer, Helga (2011)Genähtes aus dem Hallstätter Salzberg
Leider sind die fleißigen Näherinnen nicht bis zum Ende unseres Nachmittags fertig geworden, so dass ich das endgültige Ergebnis hier erst später vorstellen kann!
Danke auf jeden Fall an Daniel!!! Er hat wunderbar erklärt und uns gut weitergeholfen.
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Beinröhre |
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Nahtzugabe |
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Vorderfußteil |
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Reihnaht mit der ungefähren Passform |
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Genaue Passform am Fuß abstecken |
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Passt! |