Samstag, 14. Dezember 2013

Erste Gedankensplitter zu gefärbtem Leinen in der Darstellung

Ich muss mich immer wundern, wie viele Darsteller in buntes! Leinen gekleidet über die Märkte gehen und wie oft danach gefragt wird, wie man Leinen mit Pflanzenfarben färben kann. Und auch bei den Brettchenwebern gibt es unglaublich viele Angebote in gefärbtem Leinengarn.
Natürlich habe auch ich früher mal vesucht Leinenoutfit zu rechtfertigen (einfach, weil es im Durchschnitt viel preisgünstiger als reine Wolle ist), aber wenn man sich ein wenig mit den Hintergründen beschäftigt, rückt man sehr schnell davon ab (siehe auch hier).
Meine Recherche bezieht sich natürlich wie meistens lediglich auf den Zeitraum der Vorgeschichte bis zum Frühmittelalter. Wie Färbebücher aus dem Spätmittelalter bis hin zur frühen Neuzeit belegen, wurde zu diesen Zeit durchaus auch Leinen und später Baumwolle  in sehr aufwändigen Prozeduren gefärbt - der echte Durchbruch gelang aber erst mit der Erfindung der Anilinfarbstoffe ab etwa Mitte des 19. Jhdts.
In meinem behandelten Zeitraum gibt es im Vergleich zu Tierfasern deutlich weniger Funde von Pflanzenfasern, die zu Stoffen verarbeitet wurden; noch weniger davon sind gefärbt und mir ist kein echter Nachweis von gefärbtem Leinen neben den Küpenfärbungen mit Waid oder Purpur bekannt, wohlgemerkt aus dem mittel- bis nordeuropäischen Raum. Die Fachbücher schweigen sich auch oft merkwürdig zum Thema Farbe auf Leinen aus.
In der nächsten Zeit werde ich mal gezielter den mir zur Verfügung stehenden Büchern danach suchen, wer noch einen Tipp hat, darf ihn mir gern zukommen lassen und meine Funde hier weiter veröffentlichen.
Aber für heute einfach mal ein Foto von meinen Erkenntnissen von Pflanzenfärbung auf Leinen; ich benutze häufig zum Abbinden der Woll- oder Seidenstränge Reste von Leinengarn. Das durchläuft also exakt die gleiche Behandlung wie die tierische Faser: waschen, beizen, färben, überfärben, spülen, waschen und so sieht das Ergebnis aus:


Es ist bei dieser Krappfärbung recht deutlich zu erkennen, wie unterschiedlich die beiden Fasern den Farbstoff aufgenommen haben (links Wolle, rechts Leinen). Die Pflanzenfaser nimmt Farbstoff an, ohne Zweifel, aber das Ergebnis ist unbefriedigend.

Als erstes schaue ich in den Schweppe.

Die Beschreibungen aus dem Kapitel: Frühe außereuropäische Kulturen/Ägypten werden unter anderem Krappfärbungen auf Leinen beschrieben: "Auf einem Gürtel aus dem Grab Tut-ench-Amuns (gest. um 1350 v. Ch.9 konnte PFISTER Krapp nachweisen, .....Pfister stellte beim Abkochen mit Wasser ein stärkeres Ausbluten des Farbstoffs fest, als man es sonst bei Krappfärbungen auf Wolle, die mit Alaun gebeizt ist, feststellt."
Schweppe zitiert Pfister auch in den folgenden Kapiteln über die Völker Vorderasiens und beschreibt diverse Funde in verschiedenen Ausgrabungsstätten. Auch die verwendeten Farbstoffe werden vorgestellt, leider bleibt die Erwähnung der gefärbten Stoffe allgemein, ausdrücklich werden immer nur Wolle oder Seide, außer bei Küpenfärbungen, erwähnt!
So versuche ich unter dem Stichwort 'Leinen' eine entsprechende Information zu bekommen, sie verweist mich auf die Seite 35.
Leinen wird dort allerdings nur im Zusammenhang mit mit Färbungen in Indien und dem Fernen Osten erwähnt, da im Kontext mit der Färbung von Baumwolle. Als Farbstoffe werden Kurkuma, Bastardhanf, Henna, Krapp in Zusammenhang mit einer der Türkischrot ähnlichen aufwändigen Färbemethode, Lac-Dye (Insektenfarbstoff), Saflor u. m. aufgezählt.
(wird fortgesetzt)