Samstag, 5. Dezember 2015

Island-Projekt 1

Nachdem ich hier fast 5 Monate keinen Post mehr veröffentlicht habe, soll es aber nun hier weitergehen.
Es hat sich eine Menge ereignet in der Zwischenzeit, nicht alle Nachrichten waren positiv, deshalb konnten auch nicht alle Pläne verwirklicht werden, aber inzwischen hat sich vieles eingespielt und es steht schon Neues in der Planung.
Zur Zeit habe ich mir private Projekte vorgenommen, vor allem weil ich jetzt erstmal für einen Monat in Island bin und erst Silvester wieder zurückkomme. Die Zeit hier in Julias Guesthouse nutze ich um Garn zu spinnen, ich habe mein Reisespinnrad, ein Sonata von Kromski mitgebracht und ein Kilo Islandkammzug.
Ich hatte zuerst vor mir hier ein Vlies zu kaufen und selbst zu kämmen - ich habe diese wunderbaren Wollkämme von Wingham Woolwork - aber es ist auch so schon sehr zeitaufwändig.


Mein Projekt: ein isländisches Kleidungsstück (wahrscheinlich eine Tunika), wie es vielleicht um die Landnahmezeit, 8.-9. Jhdt, ausgesehen haben könnte.

Das ist ein nicht so ganz einfaches Unternehmen, die Fund- und Quellenlage ist mickrig und ich werde viele Kompromisse, schon allein bei der Herstellung des erforderlichen Materials, eingehen müssen. Zudem hat Island zur Landnahmezeit keine homogene Bevölkerung, gentechnische Untersuchung und die Funde von Metallgegenständen sprechen eine eindeutige Sprache - die Siedler kamen von Norwegen/Schweden, aber auch aus dem Osten, den britischen Inseln und auch aus Mitteleuropa. Es wird ein spannendes Unterfangen.

Teil 2



Dienstag, 28. Juli 2015




Da die letzten Monate für mich sehr anstrengend und fordernd waren, gibt es jetzt hier erstmal eine längere Ruhepause.
Aufträge nehme ich erst für den April nächsten Jahres wieder an, können aber jetzt schon angemeldet werden, aber der Garnversand wird weiterlaufen, bis die Vorräte erschöpft sind.

Freitag, 26. Juni 2015

Spinnrichtungmuster - 2. Teil

Nach dem Färbemisserfolg der ersten Stränge geht es dann in die 2. Runde.
Weil das Garn sehr delikat ist und sich wie eine Diva benimmt, komme ich nach dem Stränge haspeln ersteinmal auf die Idee, ein Probemuster mit dem Garn aus dem ersten Versuch zu weben. Es gibt genug Reste um solch ein Muster umzusetzen.
Geschärt (auf eine Länge von etwa 2 m gebracht) werden 150 Fäden für eine angenommene Webbreite von etwa 10 cm +/- für einen 2/2 Köper. Nach jeweils 1 cm wird das S-gedrehte Garn gegen das Z-gedrehte ausgetauscht und umgekehrt.

Schon beim Schären habe ich viele Fadenbrüche an den Stellen, die wie beim Handspinnen ein wenig ausgedünnt sind. Das Garn kommt einem sehr dünnen, von Hand gesponnenen Garn doch sehr nahe!
Um den (Über)Drall aus dem Garn zu nehmen, der sich ja nach dem Färben wieder extrem gezeigt hatte, sprühe ich die geschärte Kette mit Wasser ein und lasse sie auf dem Schärbaum trocknen, das fixiert die Drehung wieder etwas im Garn.
Einzug geradedurchauf 4Schäfte



Ich bin mir nicht ganz sicher wegen des Setts, also der Anzahl von Kettfäden pro cm. Zuerst habe ich mit 17 Fäden ins 85/10- Blatt (17 Fäden pro cm)  eingezogen.
Das stellt sich als ein wenig eng heraus, also schneide ich den Anfang ab und ziehe noch einmal erneut in ein 75/10 Blatt ein, also 15 Fäden pro cm.
Auch beim Einzug in die Litzen und beim Blattstechen reißen wieder etliche Fäden und ich habe große Bedenken beim Anweben.





Diesmal zeigt sich gleich nach dem Anweben, dass der Sett perfekt war. Und - das Garn verhält sich (bis jetzt) mustergültig.

Das Gewebebild ist eine sehr positive Überraschung: das Spinnrichtungsmuster zeigt sich gleich nach dem ersten cm!!!! Sehr schön und das gibt mir nach den vielen Probleme jetzt doch eine große Freude und die Gewissheit, dass sich der Aufwand lohnt.

Ohne Blitz

Mit Blitz
Mir fällt übrigens auf dass das S-gedrehte Garn dunkler bei der Tageslichtaufnahme wirkt als das Z-gedrehte, obwohl beide aus der gleichen Faser auf der gleichen Maschine hergestellt wurden und im gleichen Färbebad gelegen haben. Vielleicht kann mir das mal ein Physiker näher erklären.


















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Sonntag, 31. Mai 2015

Spinnrichtungsmuster - 1. Planung

Nachdem es hier lange ruhig war, möchte ich in den nächsten Tagen doch mal wieder einen Herstellungsprozess dokumentieren.

 

Es geht um einen Stoff für eine Tunika in Anlehnung an einen Fund aus der Eisenzeit.

Bildzitat nach http://dejure.org/gesetze/UrhG/51.html
aus Grömer u.a., Textiles from Hallstatt, Budapest 2013


Der Fund ist aus den Bergwerken bei Hallstatt und zeigt jetzt noch nach über 2500 Jahren deutlich den Effekt einer Spinnrichtungsmusterung:














Ausgehend von den Kundenwünschen soll die Reproduktion dieses Stoffes dicht am Original, aber keine exakte Kopie sein.
Die Idee zur Umsetzung sieht so aus:
Bindung: Köper  mit einem Rand in Rips - in der Fundlage vielfach nachgewiesen
Garn: Einfachgarn in z- und s-Drehung,   Spinnrichtungswechsel der Fäden alle 2 cm
Fadendichte:  etwa 12 - 15 F/cm in Kette und Schuss  - der o.a. Fund allerdings gehört mit 30 Fäden/cm in der Kette und 20 F/cm im Schuss zu den extrem feinen Geweben, der Durchschnitt liegt bei etwa 10 - 15 Fäden beim Köper (siehe Textiles from Hallstatt S. 64)
Farbe: blau - Indigotin als Farbstoff ist in mehreren Funden nachgewiesen (siehe Textiles from Hallstatt, S. 142 ff)


Soweit die Planung - die Umsetzung sieht dann folgendermaßen aus.

Der erste Schritt ist die Auswahl eines geeigneten Garns. Ein industriell hergestelltes Garn kommt nicht in Frage, da es nur äußerst selten ein Garn in zwei Spinnrichtungen gibt. Ich werde also zu einem Garn greifen, dass ich vor zwei Jahren aus hiesiger Schafwolle vom Jacobschaf in einer Spinnerei extra habe anfertigen lassen und das bis jetzt noch nie erprobt wurde. Für die Garnproduktion habe ich eine Dicke gewählte, die eine Fadendichte von 12 - 15 Fäden abdecken kann. Ebenso habe ich zwei Spinnrichtungen sowie zwei Drehstärken, im folgenden Twist genannt, angegeben.


Das Garn ist ein wenig unregelmäßig und kommt damit handgesponnenem Garn sehr ähnlich.
Z = z-gesponnen
S = s-gesponnen
st = starker Twist, hier etwa 5 bis 6 Drehungen des Garns auf 1 cm
lt = leichter Twist, hier etwa 3 bis 4 Drehungen des Garns auf 1 cm.

Ich habe noch nicht mit dem Garn gearbeitet, deshalb ist eine erneute Prüfung der Dichte per cm = dpc nötig (wird normalerweise unter den Webern mit Wraps per inch = wpi engegeben, aber da ich fast ausschließlich mit dem metrischen System arbeite, messe ich natürlich in cm).
Die Messung ergibt 17-18 Fäden, da beim Weben aber zwischen den Fäden noch Platz sein muss, gehe ich runter auf 14 F/cm.

Exkurs:
Als nächster Schritt wird gefärbt und da passiert mir ein Fehler, der eigentlich nicht passieren sollte, mit dem ich dann aber leben muss. 
Beim Färben mit Indigo muss man in der Küpe den Sauerstoff  reduzieren und die Küpe basisch einstellen - warum, weshalb führt hier allerdings zu weit. Nun gut, es gibt ein wunderbares Rezept, das ganz einfach mit handelsüblichem Entfärber funktioniert. Nach dem habe ich gearbeitet, dabei aber, weils schnell gehen musste, nicht darauf geachtet, dass der Entfärber komplett in Wasser gelöst war. Das Garn hat so stellenweise auf dem nicht gelösten Entfärber gelegen und kam dabei zu sehr mit dem Soda im Entfärber in Berührung. Folge: die Wollstruktur wird von der Base stark angegriffen und stellenweise zerstört. Die Faser wird gummiartig und löst sich dann ganz auf. Ich merkte es, nachdem ich die Stränge nach dem Färben wickeln wollte, der Faden riss - ständig und an immer den selben Stellen. Ich durfte vier Stränge komplett entsorgen :-(

An den weißen Stellen im Garn ist die Faserstruktur zerstört, dort reißt es, sobald es dem kleinsten Zug ausgesetzt ist.
Außerdem sieht man hier sehr gut, dass das Garn etwas überdreht ist, es kräuselt sich.
In der Spinnerei wird der Drall mit Dampf fixiert, aber bei der Berührung mit Wasser, hier beim Färben, kehrt er zu Teil zurück. Nach dem Weben muss der Stoff wahrscheinlich noch mal gestreckt werden, damit der Drall wieder weiter reduziert wird.



Wird fortgesetzt.

Montag, 20. April 2015

Frühmittelalterliche Bindungen - Rippenköper

Vor 10 Tagen waren wir zum ersten Mal in Lauresham in Lorsch. Dort ist eine wunderbare Anlage entstanden, mit sehr viel Fachwissen ausgeführt und hervorragend informativ gestaltet.
Es gibt dort auch ein Webhaus und der Besuch dort war mir Grund, mich noch einmal mit den Stoffen des Frühen Mittelalters zu bneschäftigen, hier besonders mit den Rippenköpern.


Die Rippenköper sind eine Besonderheit der Übergangszeit von Antike zum Frühmittelalter und vor allem in der Südhälfte Deutschlands gefunden. Sie tauchen nur zu dieser Zeit auf und verschwinden dann wieder - eine zeitlich auf ein, zwei Jahrhunderte begrenzte Mode.
Rippenköper sind eine Vorstufe zu den zusammengesetzten Bindung, da sie aus kettbetonten und schussbetonten Partien zusammengesetzt sind. Für die Herstellung am Gewichtswebstuhl sind nur 2 Schäfte plus dem natürlichen Fach notwendig, auf dem Trittwebstuhl werden drei Schäfte benötigt.
Beim rippenköper wechselt immer eine Rippe kettsichtigem, 2-1 Köper mit einer Rippe schussichtigem1-2 Köper ab, wodurch im fertigen Stoff eine leicht dreidimensionale Struktur entsteht. der Köpergrat wechselt dabei die Richtung.
So sind viele Rippenköper gewebt, allerdings gibt es auch z. Bsp. in Niederstotzingen einen Fund, wo die Rippen mit einer Rautenstruktur zusammengesetzt wurde. (Hundt: Die Textilreste in: Paulsen: alemannsiche Adelsgräber in Niederstotzingen, Stuttgart, 1967).
Die Bindung ist so interessant, dass ich sie schon zweimal übernommen hatte, allerdings ist die Feinheit bei den Originalfunden ungleich höher.




Bei meinem neuesten Versuch mit Einfachgarn ind Färberresede und Färberresede/Eisen sowie Krapp für die Rautenstreifen habe ich 10 F/cm veranschlagt, die Originale liegen mit durchweg mehr als 20 Fäden pro cm im sehr feinen Bereich. Wenn ich einmal ein geeignetes Einfachgarn bekomme, werde ich es auch einmal in dieser Feinheit probieren.


Mittwoch, 15. April 2015

Kleine Handreichung für den Reenactor 2. Teil

Heute: Garne zum Brettchenweben

Vorweg: Ich bin keine Brettchenweberin. Ich beherrsche die Grundlagen, kann auch ein Doubleface, aber das wars dann schon. Ich bewundere alle die, die sich 1. stundenlang hinsetzen und ein Muster auskniffeln, so dass es webbar wird, sei es nach einer historischen Vorlage, sein es nach freiem Entwurf und 2. dann Stunde um Stunde zentimeterweise ihr Projekt abweben. Denen und auch den anfängern, die sich in die wunderbare Welt der Brettchen begeben, sei dieser Artikel gewidmet.



Die meisten, die sich mit erlebbarer Geschichte beschäftigen, sind schon einmal über das Brettchenweben gestolpert. Ich will hier keine Einführung geben, sondern verweise für die kurz Übersicht auf WIKIPEDIA, und für die, die mehr wissen wollen, auf die wunderbare und sehr korrekte Seite von AISLING, jedem nur ans Herz zu legen.

Inzwischen gibt es auch bei Facebook und in diversen Foren Abteilungen fürs Brettchenweben und dort werden auch die Werke von Könnern, Fortgeschrittenen und Anfängern vorgestellt. Bei Ebay und Dawanda gibt es Brettchenborten zum Kauf und manch eine verdient mit den schönen Borten inzwischen ihr/sein Geld.
Was mich da immer wundert, dass sowohl bei Laien wie aber auch Professionellen oft mit Akribie eine Borte aus einem bestimmten Zeitraum exakt nachgewebt wird, oft allerdings mit Garn, bei dem weder Dicke noch Faser stimmt. Ich persönliche finde das schade, und deshalb möchte ich hier etwas näher darauf eingehen.
Zwirn
Mehrfachzwirn wurde nicht verwendet
Historische Funde von Brettchenborten zeigen immer (?, subjektive Erfahrung beim Durchstöbern verschiedener Fundberichte und Aussagen von versierten Brettchenwebern) ein gezwirntes Garn, im Gegensatz zu den Stoffen, die meist aus Einfachgarnen bestanden. Zwirn bedeutet hier ein Garn aus zwei Einzelfäden gegenläufig zur ursprünglichen Spinnrichtung zusammengedreht.


Bei historischen Funden wird oft ein sehr feines Garn verwendet, eine bekannte Borte aus Hallstatt hatte z. Bsp. 64 Fäden auf 1,3 cm, das sind 16 Brettchen (1), beim Ärmeltuch des Bischofs von Augsburg sind es 134 Brettchen auf 6,5 cm (2), auch bei der wunderbar broschierten Birkaborte Nr. B2 aus Grab 735 finden sich 36 Brettchen auf einer Breite von 1,7 cm.

Die gefundenen Garne waren aus Wolle oder Seide, Leinen konnte nur selten in Brettchengeweben nachgewiesen werden. Das liegt vielleicht auch daran, dass Leinen schlecht mit Pflanzenfarben zu färben war im Gegensatz zu den tierischen Fasern.
Natürlich macht auch ein Band aus Sockenwolle mit Polyanteil was her und für eine moderne Verwendung wäscht sich Baumwolle einfach besser, aber ich persönlich finde schon, dass ein optischer Unterschied zwischen den Materialien besteht.
Industriell gefäbtes Garn kann übrigens manchmal von Vorteil sein, da es gegenüber manchen Pflanzenfarben lichtechter ist.

Allerdings höre ich immer wieder dass es schwierig ist, entsprechendes Garn zum Brettchenweben zu bekommen.
Deshalb gibt es bei uns ja inzwischen pflanzengefärbtes Woll- und Seidengarn in verschiedenen Stärken.
Hier sind die Garne einmal nebeneinander dargestellt, damit man sich eine Vorstellung über die unterschiedliche Breite des jeweiligen Garns machen kann.




Donnerstag, 26. März 2015

Lendbreen fertig

Ich möchte hier noch kurz den Ärmelstoff für die Tunika vorstellen, der endlich auch fertig geworden ist. Der Ärmelstoff war wohl ursprünglich separat angefertigt worden und erst nachträglich angefügt - ob die Tunika zuerst ärmellos war oder ob die Ärmel so verschlissen waren, dass man aus anderem Stoff neue angefertigt hat, weiß man nicht. Ich neige eher zur 2. Annahme, denn auch der Flicken auf dem Hauptstoff sagt etwas über eine lange Nutzungszeit.
Da der Ärmelstoff in einer Farbe mit sich wenig unterscheidenden Farbschattierungen in heller und dunkler angelegt war, sieht man hier die Fabverflechtung nicht bzw. kann den Diamantköper besser erkennen. Nähen wird der neue Eigentümer, ich weiß nicht ob er dem Schnitt des Originales folgen wird.
Ich habe jedenfalls vor, die Tunika noch einmal mit handgesponnenem Garn in den originalen Farben nachzuweben, vielleicht schon im kommenden Winter.



Mittwoch, 4. März 2015

Kleine Handreichungen für die Darsteller historischer Zeiten/Reenactor - 1. Teil, Fadendichten

Viele Darsteller im historischen Bereich beschäftigen sich inzwischen - über eine mehr an eigener Fantasivorstellungen angelehnte Kleidung hinaus - intensiver mit Material, das ihrer Zeitstellung angepasst ist, d.h. sie versuchen Stoffe zu finden, die in Bindung und Aussehen den textilen Funden oder schriftlichen Quellen entsprechen.
Rumgesprochen hat es sich inzwischen auch, dass zumindest bis zum Hochmittelalter Leinen und Wolle die Fasern der 1. Wahl sind sowie Seide im Bereich besser situierter Personen des gewählten Darstellungszeitraums. Baumwolle kommt nur in ganz ausgesuchten Funden in verschiedenen Zeit vor, da aber auch schon ab der Antike. Die Funde sind aber so selten, dass man sie getrost außer Acht lassen kann und Baumwollstoffe, zumal die modernen, nicht in Betracht zu ziehen braucht. Nesselstoff und Hanf sowie andere tierische Fasern lasse ich hier wegen der schwierigen Beschaffungsmöglichkeit heutzutage mal außen vor.
Über die verwendeten Bindungen werde ich später einen eigenen Artikel schreiben, nur so viel dass Leinwandbindung der Ausgangspunkt in der Geschichte der Weberei ist und bis heute immer noch aktuell ist - was man von anderen Bindungen durchaus nicht immer behaupten kann.
Leinwandbindung
Insgesamt können durch alle Zeiten auch im Bereich der Bindungen Moden beobachtet werden - was gestern noch hip war wie Rippenköper zur Merowingerzeit ist zwei Jahrhunderte später total out!


Neben der Bindung gehört allerdings auch die Fadendichte zu einem bestimmenden Merkmal und die können sich gravierend voneinander unterscheiden.

Was bedeutet jetzt Fadendichte? Damit ist die Anzahl der Fäden gemeint, die in einem Stoffstück auf einen cm gezählt werden können. Die Weberin legt dazu einen Fadenzähler aufs Gewebe, der genau einen Quadratzentimeter des Gewebes im Ausschnitt wiedergibt und zählt dann die Fäden, die sich innerhalb dieses Ausschnitts befinden:





Es handelt sich hierbei um drei Wollstoffe und einen Leinenstoff (von links nach rechts) Im direkten Vergleich erkennt man schön die Unterschiede in der Fadendichte: bei Stoff 1 sind es etwa 9 Fäden, bei Stoff 2 etwa 11, bei Stoff 3 etwa 24 Fäden und bei Stoff 4 ebenso.


  Dabei können Unterschiede zwischen der Anzahl der Kettfäden und der Schussfäden bestehen. Beim dritten Stoff gibt es im Schusssystem (hier im Bild die querliegenden Fäden) nur etwa 16 Fäden, man spricht dann von einer kettbetonten Leinwandbindung.


Wie sieht es aber nun in den einzelnen Epochen mit der Fadendichte aus?  Das kann, wie immer, sehr unterschiedlich sein. Bei den eisenzeitlichen Hallstattgeweben z. Bsp. liegt die Fadendichte zwischen 5 F/cm und 38 F/cm,
die Einteilung wird hier (1) wie folgt vorgenommen:
grob 1 - 5 F/cm
mittelfein 6 - 10 F/cm
fein 11 - 15 F/cm
sehr fein über 15 F/cm.

Aus römischer Zeit sind Textilien bis 100 F/cm bekannt (2). Ich durfte einmal anlässlich eines Vortrags ein solches Textil bewundern, mit bloßem Auge waren keine Einzelfäden mehr zu erkennen, das Stückchen Stoff sah eher aus wie ein Blatt Papier.

Bei Tidow (u. a. in Kania (3)) sieht die Einteilung etwas anders aus:
sehr grob bis zu 5 Fäden
grob bis zu 8 Fäden
mittelfein bis zu 12 Fäden
fein bis zu 18 Fäden
sehr fein über 18 Fäden

Leider lässt sich der Einsatz bestimmter Fadendichten nicht generalisieren, weder zeitlich noch regional noch sozial, ich wage es allerdings mal vorsichtig zu behaupten, dass Stoffe mit einer Fadendichte von 10 bis 20 F/cm häufig in allen Epochen und europäischen Regionen vorkamen.
Ansonsten bleibt - wie bei so vielem - nur die eigene intesive Recherche.



(1) Carina Grömer u.a.;  Prähistorische Textilkunst in Mitteleuropa: Geschichte des Handwerkes und der Kleidung vor den Römern, 2010
(2) Nicole Reifarth; Zur Ausstattung spätantiker Elitegräber aus St. Maximin in Trier: Purpur, Seide, Gold und Harze, 2013
(3) Katrin Kania; Kleidung im Mittelalter, 2010

Samstag, 31. Januar 2015

Weaving with triangles - Vävstuga demo

Für Silvia:

Das Weben eines 2-1Köpers auf einem Rollen- und Wippenwebstuhl ist oft sehr mühsam, weil die Fachbildung nicht befriedigend ist. In Schweden wurden nur diese Dreilochbrettchen auf eine geniale Weise benutzt um eine stets gleichmäßige Fachbidlung zu gewährleisten.

Gefunden habe ich diesen genialen Film in einer Diskussion der Brettchenweber über Dreilochbrettchen.



Freitag, 16. Januar 2015

Weaving Basics: Walking the Treadles



Viele Handlungsabläufe gewöhnt man sich ja im Laufe der Zeit in einer bestimmten Art und Weise an und wenn es funktioniert, macht sich oft keine Gedanken darüber, ob das noch zu optimieren wäre.
Das Weben habe ich mir ja nur mit Büchern und durch Versuch und Irrtum beigebracht, vor vielen Jahren waren Webkurse oder sonstige Hilfe dünn gesät und an Unterstützung durchs Internet war noch lange nicht zu denken.
Gerade übers Net habe ich aber viele Anregungen erhalten, die ich dann für mich ausbauen konnte, unter anderem über die netten Filmchen von Ashford bei Youtube.

Über den ergonomischen Aspekt beim Weben habe ich mir ehrlich gesagt noch nie Gedanken gemacht, bis ich auf "Weaving with Jette" gestoßen bin. Sie erklärt sehr anschaulich, allerdings auf Englisch, wie man zu ergonomischen und körperfreundlichen Abläufen beim Weben kommt.
Vor allem der Film "Walking the treadles" hat mich zum Nachdenken gebracht, und ich habe es trotz großer Bedenken mal versucht. Der Bewegungsablauf der Füße hat sich ja über meine vielen Webjahre schon so automatisiert, dass ich befürchtete zu sehr durcheinander zu kommen, wie das halt bei manchem ist, das man wieder neu lernen muss.
Aber was soll ich sagen - mit drei bis vier Rapporten (Diamantköper zu 6) saß der neue Bewegungsablauf und ich musste nicht mehr nachdenken. Und es ist wirklich seeeehhhhr viel angenehmer und kommt der natürlichen Bewegung des Körper sehr entgegen (sonst hätte es auch nicht so schnell geklappt, glaube ich).
direktverlinkung mit freundlicher Genehmigung von Jette Vandermeiden
Quelle:  https://www.youtube.com/user/weavingwithjette
http://www.huroniahandweavers.org/teanaustaye.html

Donnerstag, 1. Januar 2015

Lendbreentunika 3 - eine Überraschung

Nachdem die Fäden durch die Litzen und Blatt gezogen wurden, habe ich mit dem Weben begonnen. Der erste Zentimeter war ohne Farbwechsel nur in Blau, um zu sehen, ob es irgendwo Einzugsfehler gibt. Das ist bei diesem unregelmäßigen Einzug gar nicht so leicht zu entdecken.
Die Kette, da einfädig, macht etwas Probleme, sie flust stark auf, aber ich will noch nicht zur Schlichte greifen, da ich sonst das Webbild verwässere und darauf bin ich sehr gespannt.
In V1 wird ja beschrieben, dass der Diamantköper durch das gesprenkelte Muster nur im nassen Zustand zu sehen ist und ich kann es wirklich nicht erkennen. Dafür zeigt sich schnell ein große Überraschung.

Glencheck
Obwohl die Fäden ja regelmäßig eingezogen sind - je zwei blau, zwei beige - und auch nach zwei Schüssen regelmäßig die Farbe gewechselt wird, zeigt sich eine Farbverflechtung wie beim Glencheck, nur das bei einer echten Farbverflechtung der visuelle Eindruck durch eine wechselnde Anzahl von Kett- und Schussfäden erreicht wird.










Hier entsteht dieser Eindruck durch den wechselnden Grat in der Köperbindung - sehr interessant, auch der Hinweis, dass dieser unregelmäßige Diamantköper schon einmal in den nordischen Gebieten gefunden wurde.
The irregular
pattern of the Lendbreen diamond twills is also a characteristic feature of the diamond twills
found in the weapon deposit of Illerup Aadal (M¨oller-Wiering 2011: 11). As the defeated
army whose gear ended up in Illerup Aadal allegedly derived from Norway, this is worth
further consideration. Is it possible that irregular diamond twills were a Norwegian variety
of a high quality fabric appreciated both in northern Europe and in the Roman world? (2)



Hier ein kleiner Teil des Stoffes angefeuchtet, das Diamantmuster ist nun zu sehen.





(2) S. 799 in:
Out of the Norwegian glaciers: Lendbreen—a tunic from the early first millennium AD
Marianne Vedeler1 & Lise Bender Jørgensen2
C Antiquity Publications Ltd.
ANTIQUITY 87 (2013): 788–801


Teil 4