Mittwoch, 27. November 2013

Prachtmantel

Fakten:

Material:  Schurwollgarn mit einer Lauflänge von 600 m pro 100 g

Farbe: pflanzengefärbt mit Wau (Färberresede) für gelb, mit Wau/Indigo für
          grün, Krapp für rot in der Brettchenborte

Maße: 145 cm x 230 cm

Gewicht: 1396 g

Kette:1350 Kettfäden in grün

Fadendichte: 9-10 F/cm

Bindung: Diamantköper

Kante: angewebte Brettchenborte, an den Schmalseiten jeweils mit 16
          Brettchen in rot,
          eine kurze Seite mit 32 Brettchen in gelb, grün, rot
          eine kurze Seite mit 64 Brettchen in gelb, grün, rot

Fransen: an einer kurzen Seite und den Abschlüssen der Brettchenborten,
             insgesamt 278



Hier fertig, aber noch unversäubert, d.h. lose Fäden müssen noch verstopft und Fransen gedreht werden.
















Die Entstehung

Auf der IRM hatte ich eine Anfrage für einen Prachtmantel.
Prachtmäntel sind Rechteckmäntel der Vor- und Frühgeschichte, die auf der Schulter mit einer Fibel o.ä. geschlossen wurden, nachgewiesen durch etliche Funde aus Norddeutschland, wo sie sich unter den dortigen Bodenverhältnissen erhalten konnten, wie hier beim Beispiel aus dem Vaaler Moor (Foto mit freundlicher Genehmigung von http://scotelingo.de, vielen lieben Dank)









sowie durch Abbildungen wie hier aus Carmona
cc by PhilippeC, http://www.flickr.com/photos/flissphil/51185015/

















Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_R%C3%B6mer_in_Germanien













oder hier in einer zeichnerischen Darstellung nach Motiven auf auf der MarcAurelSäule sowie schriftliche Quellen.

Original wurden solche breiten Gewebe am Gewichtswebstuhl hergestellt, man geht dabei von mindestens zwei Weberinnen aus. Eine gute Bekannte aus Luxembourg hat eine solche Reproduktion in der Planung,
Die Arbeit am Gewichtswebstuhl ist sehr zeitaufwändig, besonders wenn das Spinnen der Wolle noch mit dazu kommt, deshalb sah ich von dieser Form ab. Es war eh keine Replik eines vorhandenen Fundes vorgesehen, sondern eine Interpretation verschiedener Funde.

Die Arbeitsplanung an sich sah vor, dass das Gewebe auf einem kleineren Webstuhl als Doppelbreitgewebe hergstellt werden sollte. Nach sich häufenden Schwierigkeiten hielt dann doch ein weiterer großer Webstuhl hier Einzug mit einer Webbreite von 1,50m!
Mehr geht ohne Schnellschuss nicht, und auf den wollte und will ich definitiv verzichten, da die Stoffherstellung damit weiter mechanisiert und automatisiert wird und der Stoff sich weiter an maschinengewebten annähert. 150 cm kann ich grad so eben noch mit ausgestreckten Armen erreichen, um das Schiffchen von einer Seite auf die andere zu werfen.




 Das Garn wurde im Sommer gefärbt mit Wau, der hier gelegentlich wild in den Weinbergen an der Mosel wächst und sich auch zwischen den Fugen unserer Pflastersteine hinter dem Haus ausgebreitet hat.



Für das Blau (Überfärbung von gelbem Garn zu Grün) muss ich auf gekauftes Indigopulver zurückgreifen, da die Schnecken meinen Färberwaid in diesem Jahr fast komplett vernichtet hatten. Ich verzichtete auch auf eine Urinküpe und verwendete ganz modern und schnell Natriumdithionit.





Nachdem der Webstuhl endlich eingerichtet war, ging das eigentliche Weben relativ zügig voran, die Arbeit mit den angewebten Brettchenborten zog sich dafür in die Länge.
Am Wochenende war er dann endlich fertig.











5 Kommentare:

  1. Oh my God, dazu fællt mir jetzt gar nichts ein ausser - Wahnsinn!

    Iðunn

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  2. Tolles Teil ! Der Mantel UND der Webstuhl.

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  3. Den Mantel in natura zu bewundern hatte ich neulich gelegenheit. Da wurde grade noch Borte angewebt. Ein wahres Prachtstück und so toller schmusiger Stoff! LG Morgan

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  4. Ich kann nur sagen 'wow'
    LG Braunelle

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  5. Hallo Marled,
    erst einmal bewundernswert was du da Gewebt hast.
    Ich hätte starkes interesse an so einem Mantel, könntest du mir bitte einmal per Mail ein Angebot zukommen lassen was man dafür berappen müsste ;-)
    An k-schwab@gmx.de
    LG
    Kolja

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