Dienstag, 25. Juni 2013

Überlegungen Teil III

Beispiele für die Peplos-Tracht gibt es übrigens auch weiter im Norden, vor allem bei römisch beeinflussten Frauen wie der Frau von Juellinge. Auf dem verlinkten Bild kann man sehr schon die Fibeln in Schulterlage sehen: Woman from Juellinge Quelle: http://benedante.blogspot.de
Ganz interessant ist der Fund von Loenne Hede, ebenfalls aus dem 1. Jhdt. nach Ch. Dort trägt die Dame eine Bluse! mit Fibeln und einen Rock: Woman from Loenne Hede


Wenn aber in den Gräbern keine, nur eine oder ganz viele Fibeln gefunden wurden, was mach ich dann?
Der Rückschluss Fibeln = Peplos, keine Fibeln = Rock-Blusen-Kombi ist mir zu kurzfristig gedacht, deshalb habe ich auch die nur 50% Wahrscheinlichkeit angegeben.
Wieder schauen wir über die Grenzen in den Norden, diesmal  300 Jahre früher und wir finden zum Beispiel die Huldremosetracht, bestehend aus Rock und Schal als Bluse drapiert, außerdem ein Cape aus Fell. Diese Tracht scheint schon viel länger bestanden zu haben, denn in Borum-Eshoj finden sich sowohl Bluse wie Rock schon um 1300 v. Chr.
Aber wenn wir nach Süden schauen, gibt es weitere interessante Bekleidungsformen bei Frauen.
Persönlich interessieren mich die Etrusker natürlich besonders, weil in unserem örtlichen Gräberfeld eine Menge etruskisches Importgut gefunden wurde. Es gibt ein wunderbares freies .pdf über die etruskische Kleidung, das ich hier an dieser Stelle gern weitergebe: Etruskische Kleidung.
Der Artikel ist schon älter, sollte mit Vorsicht gelesen werden, gibt aber durchaus einen ersten Einblick in die etruskische Kleidung.
Vor allem die älteren Grabmalereien zeigen bei den Frauen Kleider/Tuniken wie diese hier:
Quelle: malerei-meisterwerke.de



Diese Kleider werden in einigen Publikationen Chiton genannt, bei der genauen Betrachtung der Wandmalereien halte ich das aber für nicht richtig, denn diese Kleider sehen alle figurbetont genäht aus!
Diese Mode ändert sich erst später mit dem zunehmend römischen Einfluss und auch hier tauchen dann Peploi auf, die auf den Schulten geschlossen sind.








Zurück zu Überlegungen II

Donnerstag, 20. Juni 2013

Überlegungen Teil II

In den Sekundärquellen wird man auch wenig fündig, es gibt einfach zu wenige detailgetreue, nicht stilisierte Abbildungen und Beschreibungen finden sich fast nur bei den 'Eroberern'. Da gibt es natürlich die berühmte Stelle bei Diodor,

Diodorus Siculus
(V, 30, 1-2): "Sie tragen auffallende Kleidung, gefärbte Hemden die mit vielen verschiedenen Farben genäht sind, und Hosen, welche sie in ihrer Sprache 'braccae' nennen. Auch trafen sie gestreifte Mäntel, die mir einer Spange an der Schulter befestigt sind, für den Winter dicke und im Sommer leichte, und die unterteilt sind mit dicht aneinandergefügten Karos in verschiedenen Farbtönen."

aber auch Hinweise bei Livius, Cicero, Strabon und anderen griechischen oder römischen Autoren (nachzulesen unter anderem in: Das Bild der Kelten bis in die augustäische Zeit von Bernhard Kremer, Stuttgart, 1994)

Gerade Diodor wird oft selbstverständlich in die Bekleidungsidee von Darstellern übertragen, sprich: allenthalben sieht man karierte Kleidung und  Hosen bei den Männern und das durch alle Perioden, die zur keltischen Kernzeit ja immerhin 800 Jahre umfassen. Wer sich ein wenig differenzierter mit der Materie auseinandersetzt und vor allem einschlägige Literatur zu Rate zieht, wird sich recht schnell von dieser typisierten Darstellung lösen wollen.

Aber wie soll man denn jetzt mit einer Ausstattung beginnen? Wo findet man Ansatzpunkte, die eine vertretbare Deutung zulassen?

Was auf jeden Fall vorhanden ist, sind die Grabbeigaben, aus denen sich gewisse Rückschlüsse auf die Tragweise von Bekleidung ziehen lassen, im Folgenden erstmal für Frauenkleidung.
Besonders interessant sind dabei paarige Fibeln, die bei Erdbestattungen oft in Schulterlage gefunden wurden. Sie gehören nach den restlichen Beigaben nach zu urteilen, in Frauengräber, obwohl diese schematische Einteilung: hier Schwert = Mann, dort Spindel = Frau durchaus einer Überarbeitung bedarf (siehe Bilder auf Köpfen - Bilder in Köpfen, Jutta Leskovar in: Science oder Fiction - Geschlechterrollen in archäologischen Lebensbildern, Münster 2007).
Aber nehmen wir einmal die Zuordnung zum weiblichen Geschlecht als gegeben an: die Fibeln hatten nicht nur einen schmückenden Wert, sondern auch einen funktionalen. Mit den Fibeln wurde ein Bekleidungsstück auf den Schultern geschlossen.
Nauheimer Fibel




















Bei einem Exkurs in benachbarte Länder kann man feststellen, dass es durchaus Abbildungen von einer solchen Fibeltracht gibt, allgemein als Peplos bekannt.  Finde ich also Abbildungen von Fibeln in Schulterlage zu meiner gewünschten Zeit, kann ich schon mit 50% Wahrscheinlichkeit (andere setzen die Wahrscheinlichkeit höher an) davon ausgehen, dass ein Peplos getragen wurde, zumal wenn sich in den Gräbern der direkten Umgebung mehr solcher Fibelpaare finden lassen.

Es gibt übrigens ein interessantes Buch aus der Reihe Reallexikon der germanischen Altertumskunde mit dem Titel: Fibel und Fibeltracht von H. Beck u.a., Berlin 2000, in dem die verschiedenen Fibeltypen chronologisch darsgestellt und in den Trechtzusammenhang gestellt werden. Interessanterweise hört das Buch nach dem Frühmittelalter auf, zumindestens ab da wurde in unseren Breiten keine Bekleidung mehr getragen, die mit Fibeln auf oder unterhalb der Schulter geschlossen wurde.



Zurück zu Teil I                                                             Vor zu Teil III

Freitag, 14. Juni 2013

Überlegungen zur Rekonstruktion eisenzeitlicher Bekleidung Mitteleuropas

Mal wieder angeregt durch eine Diskussion über Möglichkeiten, einen Peplos auf den Schultern zu schließen, bzw. die Frage, die ein Vereinsmitglied mir zum Schnitt von spätlatenezeitlichen Hosen gestellt hat, habe ich mit etliche Gedanken gemacht.
Im Bereich Mitteleuropas, wie es vereinfachend in der folgenden Grafik grün dargestellt ist, gibt es keine kompletten Kleidungsfunde (wie z. Bsp. im Norden). Auch die Sekundärdarstellung (Beschreibungen, Skulpturen, Abbildungen) sind im Gegensatz zur griechischen und römischen Welt sehr dünn gesät.
Quelle: Keltenwelt-glauberg.de




Nun ist es nicht so, dass es gar nichts gibt. Überall haben sich Reste von Stoffen, zum Teil oxidiert an Metall, in winzigen Stücken erhalten und unter den günstigen Bedingungen von Salzbergwerken z. Bsp. finden sich auch schon mal größere Stücke mit bestimmbaren Farben oder ein abgerissener Ärmel wie in Hallstatt oder im Dürrnberg.





Quelle: www.derstandard.at
Quelle: www.bergbaumuseum.de



 Weitere Info zu diesem Bild:
http://derstandard.at/1328507166231/Uralte-Stoffe-Die-Farben-der-Vergangenheit













Ein Fund wie die Strümpfe vom Riesenferner gehören schon zu den außerordentlichen Glücksfällen und blieben nur unter den besonderen Bedingungen im Gletscher über 2800 Jahre erhalten.

Quelle: oetzi.com


Weiterführende Info hierzu:
http://oetzi.com/de/kleiderfund#kleidung












Vor zu Teil II





Freitag, 7. Juni 2013

Überraschung II

Nachdem die Farbe des rotlaubigen Ahorn ja so wunderbar auf Seide aufzog, habe ich es auch mit Wolle probiert, und wiederum war die Überraschung groß!
Wie man sieht ist, das Lila etwas verblaut auf Seide, aber die Farbe ist gar nicht auf Wolle aufgezogen!


























Edit:
Der rotlaubige Ahorn ist ja eine echte Wundertüte. Eigentlich wollte ich die Färbebrühe entsorgen, aber die Farbe war noch so kräftig, dass ich einfach nochmal 2 Stränge Seide reingeworfen habe. Die färbten sich auch kalt schon wieder wunderbar lila. Ich habe das Ganze dann nochmal erhitzt und zum Entwickeln einen halben Teelöffel Pottasche reingeschmissen. Die Reaktion kam prompt: ein wunderschönes Grün. Jetzt schwimmt der Wollstrang nochmal drin, vielleicht tut sich ja was an diesem unbeschreibaren "Beige".
So schön habe ich das Grün auf Seide noch nie mit einer Eisenentwicklung hingekriegt.

Feddersen Wierde III

Aller guten(?) Dinge sind drei!
Nachdem ich frohen Mutes 1400 Fäden in die Litzen eingezogen und im Blatt verteilt hatte, fing ich an zu weben - d.h. ich wollte anfangen. Nichts ging, die Faden verhakten sich so, das sich das Fach kaum öffnen ließ. Die Fäden des neuen Garns sind nicht stark versponnen, sondern es stehen noch jede Menge Faser an der Seite raus. Also musste die Sprühstärke wieder her und es gab einen neuen Anfang, 30 cm fielen der Schere zum Opfer.
Aber auch mit viel Sprühstärke und anderen Tricks rissen mir bei jedem! Schuss mindestens 3 - 4 Fäden.
Das macht keinen Spaß und deshalb bin ich gerade dabei, mit einem dritten Garn den nächsten Versuch zu starten, die Stränge liegen grad im Färbebad!

Es ist eine wahre Schande, dass man keine Auswahl an Webgarnen mehr in Deutschland findet. Es gab früher eine Firma, die zur Zeit nur noch durch schlechten Kundendienst von sich reden macht, die eine riesige Auswahl an verschiedenen Garnen hatte, alle auf die Bedürfnisse der Handweber abgestimmt. Man bekam Muster und konnte zu Hause in Ruhe auswählen.
Im digitalen Zeitalter muss ich, wenn ich überhaupt was passendes finde, blind bestellen und hoffen, dass es passt. Das war jetzt zweimal nicht der Fall!

Erkenntnis aus den Fehlschlägen: das Kettgarn für die früheren Gewichtswebstühle musss extrem gut gedreht und als Kammgarn versponnen worden sein - anders kann ich mir eine flüssiges Weben nicht vorstellen. Ich glaube, ich muss in Fundberichten mal mehr auf Drehung pro cm achten!

Hier sieht man sehr gut, wie sich Faserknötchen im Garn bilden, die schließlich zum Faserbruch führen.


Feddersen Wierde II