Freitag, 31. Mai 2013

Überraschung

Vor meiner Schule stehen zwei rotlaubige Ahornbäume. Deren Laub wollte ich immer schon einmal ausprobieren zum Färben. also kam ich mit einem Arm voll Blättern wieder nach Hause, kochte sie aus und warf dann, weils grad zur Hand war und schon gebeizt, 50 g Seidengarn hinein.
Hier ist das - auch für mich - überraschende Ergebnis:

Sonntag, 26. Mai 2013

Brauche ich für meine Darstellung unbedingt einen handgewebten Stoff?

Die Frage stellte sich mir, nachdem mir ein Beitrag im Netz aufgefallen ist, wo sich jemand etliche Meter ungefärbten Stoff in Leinwandbindung hat anfertigen lassen für eine römische Toga.
Diese Arbeit ist für den Weber dabei einfach, eintönig und langweilig und stellt keine besonderen Ansprüche, deshalb drücke ich mich immer um solche Arbeiten und empfehle dem Interessenten dann lieber einen maschinengewebten Stoff.
Wenn die Arbeit ordentlich gemacht ist, sollte man hinterher keine oder nur sehr geringe Unterschiede zu einem maschinengewebten Stoff feststellen können. Deshalb finde ich die preisgünstigere Wahl hier durchaus angemessen. Der Preisunterschied dürfte so bei etwa 30 - 50 € pro m betragen!
Ich folge deshalb nicht den Vorschlägen von Ida Demant in ihrem Vortrag anlässlich des 11. Syposiums der NESAT.
Sie erstellt für eine gute Nachbildung von Textilien mehrere Kriterien, die sie nach Anforderungsprofil noch untergliedert. Ich gehe hier nur auf die Variante B: 'Die gute allgemeine Darstellung prähistorischer Kleidung' ein. Darin fordert sie "handgewebte Stoffe und natürliche Färbemittel sowie handgenähte Säume" (Ida Demant, NESAT XI, Esslingen 2011 - vorläufige abstracts).
Eineseits geht sie mir zu weit, andererseits nicht weit genug.

Beispiel: natürliche Färbemittel sollten den Möglichkeiten der damaligen Zeit entsprechen. Bestimmte Pflanzen z. Bsp. das Rotholz wurden erst ab einer gewissen Zeit (erste mögliche Nutzung ab dem 10 Jhdt) gebraucht, dem sollte in der Färbung der Kleidung entsprochen werden. Natürlich müssen auch da Kompromisse eingegangen werden. Ich benutze Indigo anstelle von Waid , weil die Farbstoffe fast identisch sind, bei Cochenille anstelle von Kermes bin ich schon etwas vorsichtiger, denn EIN! Farbstoff ist identisch, aber die anderen Komponenten der Läuse spielen hier eine sehr farbbeinflussende Rolle.

Aber zurück zum handgewebten Stoff. Auch der heutige Handweber greift auf maschinengesponnene Garne zurück, das Ziel alles aus handgefertigtem Ausgangsmaterial herzustellen ist sehr schön, sprengt dann aber jede Bezahlbarkeit. Deshalb ist mir ein maschinengewebter Stoff unter Verwendung eines Einfachgarns evtl. sogar lieber als ein handgewebter aus einem gezwirnten, wenn die Fundstellung ebenfalls nur Einfachgarne aufweist.

Warum bzw. wann dann also handgewebt? Jedesmal, wenn ein Stoff mit einzigartigen Merkmalen verlangt ist, sollte man zum handgewebten greifen. Also wenn zum Beispiel eine bestimmte Art von Musterung oder Farbzusammenstellung im Ursprung vorliegt oder eine bestimmte Faser verlangt ist oder eine besondere Breite, die heutzutage auf maschinellem Weg nicht mehr erzeugt wird.

Die Individualität bestimmt meinen Griff zum handgewebten Textil. Selbst ich trage in meiner Darstellung maschinengewebte Stoffe (die dann von mir pflanzengefärbt werden), wenn das Endprodukt sich nicht wesentlich von einem handgewebten unterscheiden würde.
maschinengewebt
handgewebt

Donnerstag, 23. Mai 2013

Feddersen Wierde II

Die Arbeit geht voran. Das Garn für den Schuss ist jetzt ebenfalls gefärbt und wartet darauf, als Schuss verwendet zu werden.
Ich habe mit Wau gefärbt, denn es gibt einige Untersuchungen der Farbstoffe in vorgeschichtlichen Textilien, das Luteolin wurde z. Bsp. in Textilien von Hallstatt oder in den eisenzeitlichen Funden im Norden nachgewiesen. Sehr gern würde ich die Blaufärbung auch mit Waid machen, aber Waidpulver ist sehr teuer im Vergleich zum wesentlich ergiebigeren Indigo. Deshalb verwende ich zum Blaufärben Indigo mit modernen Chemikalien. Ich habe auch eine Dauerküpe angesetzt, die außer Soda keinerlei anderen künstlichen
Zusatzstoffe benötigt, aber der ist es im Moment ein wenig zu kalt.

Die weiteren Vorarbeiten laufen: Knäuelwickeln und Schären der Kette (Ablängen der Kettfäden). Beim Schären muss ich mit zwei Lesebrettchen arbeiten, weil die Kette ja zweifarbig wird.


















Damit ich nicht jeden Faden einzeln auf den Schärbaum wickeln muss, verwende ich sogenannte Lesebrettchen, die mir eine größere Anzahl von Kettfäden (hier 7) in der richtigen Reihenfolge halten.











Die gelben und grünen Streifen der Kette werden 35 bzw. 21 Fäden breit, insgesamt werden es 1400 Fäden. Damit ich nicht durcheinander komme, habe ich mir einen Zettel aufgehängt, auf dem ich abstreiche, was schon auf dem Baum ist.







Bei solchen Arbeiten frage ich mich immer, ob und zu welchen Hilfsmitteln und Merkbrücken die Frauen vor 2000 Jahren gegriffen haben. Direkt zuzuordnen ist im Fundgut nichts, auch weil man bei einigen Gegenständen noch nichts über deren Funktion sagen kann und weil vieles auch einfach verlorengegangen ist oder sich nicht gehalten hat. Vielleicht können in Zukunft solche Dinge noch besser erschlossen werden.






Feddersen Wierde I





Montag, 20. Mai 2013

Feddersen Wierde

Das nächste Projekt wird ein Stoff aus der Feddersen Wierde.
Für die, die da so gar nicht wissen, was das ist, gibt es hier eine ganz gute Zusammenfassung auf Wikipedia.
Der Auftraggeber möchte gern einen Stoff nach einem Fund in der Länge von 3 m und einer Breite von 1 m, Spitzköper, Fadendichte 14 f/cm, in grün und gelb aus einfädigem Wollgarn.
Leider bin ich durch den doch gesundheitlich sehr anstrengenden Winter ziemlich hinter meinem Zeitplan, so dass ich das Projekt jetzt erst angehen konnte. Und so habe ich jetzt erst festgestellt, dass das mir zur Verfügung gestellte Wollgarn sich nicht für die Verarbeitung am Handwebstuhl eignet. Schon beim Strängewickeln zum Färben rissen mir die Fäden nur so unter meinen Händen und nach dem Färben ist es ganz schlimm. Außerdem ist das Garn nicht ausbalanciert, sprich stark überdreht, so dass sich der Stoff bei gleichem Schuss- und Kettgarn wahrscheinlich etwas verziehen wird. Nicht umsonst waren historische Gewebe oft mit Garnen in unterschiedlichen Spinnrichtungen hergestellt.
Guter Rat ist also teuer, denn es stellt sich als ausgesprochen schwierig dar heutzutage eine Spinnerei zu finden in DEUTSCHLAND. Wenn man im Net danach sucht, wird man selten fündig, und bei der Kontktaufnahme mit Vertrieben bekommt man schon häufig gar keine Antwort. Die meisten Wollgarne werden inzwischen in 3. Welt-Ländern produziert und Suchmaschinen leiten häufig auf Seiten in Indien und sehr viel China. Und da ich keine 1000 kg als Kleinstmenge bestellen kann, ist ja eigentlich auch dieser Weg verschlossen. Nach vielen Monaten Suchen habe ich dann irgendwie doch noch einen Verkäufer aufgetan, der mir Wollgarn in der gewünschten Stärke, allerdings gezwirnt, schickte. Und der konnte mir jetzt auch bei der Suche nach Einfachgarn weiterhelfen!!! Das Kettgarn ist schon gefärbt, als Schussgarn wollte ich das vorhandene verwenden. Aber beim Spulen reißt der Faden so häufig, dass auch dafür jetzt das neue Garn zum Einsatz kommen wird. Heute wird es noch gespult, morgen gebeizt und gefärbt.
Danach wird die Kette geschärt, aufgebäumt und danach beginnt die löangwierige Arbeit des Litzen- und Blattstechens.
Ihr werdet über die Fortschritte informiert.

Freitag, 17. Mai 2013

Chlamys - die 2.

Rechtzeitig zum Treffen der Hetairoi ist die Chlamys fertig geworden.Íðunn hatte Recht mit ihrem Kommentar über das Buch: 
Mode im Antiken Griechenland von Anastasia Pekridou – Gorecki, 
das Buch enthielt wenige für mich nützliche Informationen.
Ich hatte mich dann schlussendlich, da ich das von Sylvia empfohlene Buch auf die Schnelle nicht kriegen konnte, für einen Köper und zwar für einen ungleichseitigen entschieden.
Der 2-1 Köper ist eigentlich in der Eisenzeit etwas Besonderes und kommt durchaus nicht häufig vor. Funde gibt es unter anderem in Verrucchio und in der griechischen (sic) Kolonie von Olbia.
Die Planung für die Chlamys sah eine Gesamtlänge von 2,60 m und eine Breite von 1,10 vor, Material Wolle in Krapprot mit zwei 20 cm breiten Streifen an jeder Seite und einem Abschluss mit einem schmalen krapproten Ripsband.
In der Praxis hat es sich gezeigt, dass die Gesamtlänge ruhig etwas kürzer sein dürfte, dafür zeigte sich die Breite optimal.
Durch den 2-1 Köper gab es einen schönen Farbeffekt, weil die eine Seite dunkler als die andere ist.

Die Arbeit hat wieder einmal gezeigt, dass ich bei meiner Arbeit immer wieder Kompromisse eingehen muss, vor allem, wenn so wenig Primärfunde oder Sekundärliteratur zur Verfügung steht wie in diesem Fall.
Natürlich stütze ich meine Textilien auf eine fundierte Recherche, die sich aber durchaus nicht immer als ergiebig erweist. Schließlich habe ich mit dem Textilfund aus Olbia dann doch nicht komplett im Trüben fischen müssen, sehe mich aber durchaus mit der Möglichkeit konfrontiert, dass meine Interpretation widerlegt werden könnte.

      

Chlamys 1. Teil

Freitag, 10. Mai 2013

Anfängerfragen zu Stoffen durch die Zeiten

In Foren (zuletzt hier im Mittelalterforum) tauchen immer wieder Fragen zu einer Liste mit den verwendeten Stoffarten zu einzelnen Zeitstellungen auf. Die Frage ist natürlich müßig für den, der ins Detail gehen will, da die Spielarten bei der Stoffherstellung unendlich und von der Mode, ja ich würde auch sagen, vom Geschmack und Status des einzelnen Trägers, der Trägerin bestimmt war/ist. Von dieser Warte aus erscheint nur eine gründliche Recherche für die angestrebte Darstellung sinnvoll.
Nun gibt es aber auch Anfänger, die sich weder auf eine bestimmte Jahreszahl noch Region noch einen Stand festlegen wolle/können, sondern, durchaus oft mit bester Absicht, schnuppern wollen und die sich dann fragen, welchen Stoff kann ich denn verwenden. Im o.a. Forumsthread gab es dazu eine sehr kluge Antwort.

Das, was Lisabeth geschrieben hat, scheint banal zu sein, entspricht aber genau der Fundlage durch alle Zeiten seit der Bronzezeit.
Wenn man sich Zusammenfassungen zu textilen Überresten zu verschiedenen Perioden anschaut, dominiert meist die reine Leinwandbindung und der Köper (abgesehen von besonders kostbar ausgestatteten Gräbern). Abarten von Köper wie Rippen-, Diamant-, oder sonstige Köper sind in der Minderzahl, gar nicht zu sprechen von aufwändigeren Bindungen wie Damast, Samit oder ähnliches - aber wir gehen ja von der 08/15 Darstellung eines 08/15 Angehörigen der unteren bis mittleren Bevölkerungsschicht in Europa aus.

Wer also einen Treverer, Merowinger, Norweger, Rheinländer des HoMis oder sonstiges darstellen möchte und sich fragt, welchen Stoff er/sie für die Erstaustattung verwenden möchte, sollte tunlichst zu Wolle und Leinen greifen, in Leinwand- oder einfachster 2/2 Köperbindung. Und auch wenn zur Römerzeit schon Baumwolle nachgewiesen sein sollte, greift man zu Wolle und Leinen. Baumwolle kommt für die einfachste!!!!! Grundausstattung erst ab dem späten 17. Jhdt. in Frage. Ebenso sollte man sich im Klaren sein, dass gestrickte, gehäkelte oder gar gewirkte (damit ist kein Bildwirken gemeint) Bekleidung für eine Darstellung bis zum späten Mittelalter auszuschließen ist. Alle synthetisch hergestellten Stoffe oder mit synthetischen Farben eingefärbte entfallen eigentlich auch, es sei denn sie entsprechen im Aussehen ihrem natürlichen Vorbild (daran scheiden sich übrigens schon die Geister).

Und selbst heute kann man für eine einfachste Darstellung eines Menschen im 21. Jhdt. Mitteleuropas bedenkenlos noch Leinen und Wolle verwenden und wird dabei nicht schief angeschaut.
Also greift zu Wolle und Leinen, die dieses Gewebebild haben:














Was viel entscheidender als die Stoffwahl ist, wäre der Schnitt der Kleidung, aber das ist ja schon ein gaaaannnz anderes Thema!!


Freitag, 3. Mai 2013

Chlamys - das neue Projekt

Als nächstes Projekt möchte ich einen Chlamys weben. Ich habe vom Auftraggeber detaillierte Zeichnungen über Größe und Farbe erhalten, aber leider keine sonstigen Informationen. Und da ich im Bereich Südosteuropas und dessen textiler Geschichte eher wenig bewandert bin (man sollte durchaus mal öfter über den Tellerrand schauen), muss ich mir die als Weberin nötigen Informationen zusammensuchen,
Da gäbe es zuerst einmal den Blick in Google, denn zu meiner Schande muss ich gestehen, dass der Begriff Chlamys nur eine sehr schwache Vorstellung bei mir hervorruft.
Kurz und gut, es ist im Prinzip nichts anderes als eine verkleinerte Version des  Rechteckmantels.
Soweit so gut, weitere Recherchen über Machart, Material, Bindung, Färbung, verläuft erstmal im Sande. Es gibt im Netz zwar etliche Darstellungen griechischer Mode und ich weiß jetzt, was ein Amphimaschaloi, ein
Himation oder das Kalumma ist, allerdings bin ich verwirrt, dass sowohl die Chlaina wie auch der Chlamys ein rechteckiges Stück Stoff, über die Schulter geworfen und mit einer Nadel gehalten, bezeichnet. Ganz nützlich bei der Suche fand ich erstmal diese Seite hier: http://www.messala.de/griechische-und-roemische-mode.htm


Kleiner Exkurs über die Ernsthaftigkeit von Infos im Netz:
Allerdings komme ich bei der folgenden Seite etwas ins Grübeln, als dort beschrieben wird, dass die Kleider weder genäht noch GEWEBT sind               
Sollte das etwa heißen, dass sie gestrickt sind? Oder gehäkelt? Oder gar in bronzezeitlicher Tradition als Einzelfäden irgendwie um den Körper geschlungen? Quelle: Geschichte der Mode                                                  
Ich erfahre auch, dass die Griechen sich in ihre Kleider einwickelten. QuelleKinderzeitmaschine
Oder dass man den Peplos auf der rechten Schulter zusammensteckte. Quelle: http://www.karlovassi.gr/2011/08/griechische-mode-von-der-antike-bis-zur-gegenwart/ Man sollte sich also bemühen, die jeweilig gefunden Info im Netz sorgfältig zu überprüfen; vor allem die ohne Quellenangaben mit eigenen Erkenntnissen und Literatur abzugleichen.

Deshalb ist mein nächster Weg der Griff ins Bücherregal. Es stehen mir einige Standardwerke für den textilen Bereich der Vorgeschichte zur Verfügung und es finden sich dort auch etliche Hinweise auf griechische Kleidung - leider auch hier nur die magere Erwähnung, dass es mit textilen Funden mau aussieht, so dass ich nicht an Hand von Fundberichten eine mögliche Stoffart, Fadendichte, Bindung rekonstruieren könnte. Mein Hilfeschrei gilt daher meinem Mann, der sich auch getreulich auf die Suche begibt und mir schließlich die Empfehlung eines guten Freundes preisgünstig (der Preisunterschied zwischen einzlenen Anbietern beträgt satte 38 ! €) bestellen kann:

Anastasia Pekridou-Gorecki
Mode im antiken Griechenland. Textile Fertigung und Kleidung 

Jetzt heißt es erstmal warten. 

Fortsetzung 2. Teil