Mittwoch, 30. Januar 2013

Einband - isländisches Garn

Ich webe inzwischen sehr viel mit Einband. Hier in Deutschland ist es recht schwierig an vernünftiges Webgarn ranzukommen und wenn man dann noch den Anspruch hat, dass es den Garnen der textilen Vorbilder der Rekos entsprechen soll, wird es ganz schwierig.
Die Garne der Vorzeit entsprechen nicht so ganz dem Kuschelimage, das den modernen Schafzüchtungen wie Merino entspringt.
In den meisten Publikationen wird über zwei unterschiedliche Fasern berichtet, aus denen das verwendete Wollgarn besteht: das lange Deckhaar und die Unterwolle, manchmal wird auch noch von einer dritten Fasersorte, den Stichelhaaren gesprochen.
Moderne Schafe sind auf Faserfeinheit selektiert, die groben Deckhaare sind komplett weggezüchtet. Einen gut lesbaren und informativen Artikel gibt es darüber auf Wikipedia (nicht alles dort ist zu verwerfen).
Der heutige Mensch empfindet alte Wollsorten meist als kratzend und reagiert mit Missbehagen - die berühmte Wollallergie scheint weit verbreitet zu sein. Ich glaube, dass es sich in den meisten Fällen dabei um eine Überempfindlichkeit der Haut handelt, die durch Kunstfasern und Baumwolle "verwöhnt" ist.
Will man aber eine vernünftige Reko anfertigen, kommt man zumindestens mal am Gedanken, keine Merino, BFL, oder sonstige stark auf Feinheit selektierte Wolle zu verwenden, nicht vorbei.
Ich kaufe deshalb regelmäßig bei meinen Besuchen in Island das sogenannte Einband bei Álafoss. Isländische Wolle gibt es in vielen natürlichen Farben und es werden beide Fasersorten verarbeitet, so dass sie perfekt meinen Vorstellungen entspricht.
Natürliche Farben des Islandschafs
Ich werde in Zukunft hier immer mal wieder Stoffe aus Islandwolle vorstellen.


Montag, 28. Januar 2013

Antike Welt 1/2013 - Antike Kleidung

Das neueste Heft der "Antiken Welt" aus dem von Zabern Verlag lockte mit dem Titelbild und Heftthema: Antike Kleidung. Also wurde es gekauft, denn solchen Themen gegenüber bin ich hilflos und muss zugreifen.
Das Thema wird auf den Seiten 9 bis 44 behandelt und ist reichlich bebildert.
Es beginnt mit einem informativen Artikel von Sabine Schrenk über "Die archäologische Textilforschung an der Universität Bonn".
Dann folgt eine Betrachtung  über "Die Kleidung der Römer - Ausdruck kultureller Auseinandersetzung zwischen Rom und den Provinzen" von Annette Paetz auf den Seiten 15 bis21. Aufgrund des geringen Raumes wird die Thematik nur angerissen, gewährt jedoch einen ersten Überblick, wie sich die Römer/innen an die jeweiligen Landestrachten anpassten.
Von S. 22 bis 25 gibt Astrid Nunn einen kurzen Überblick über "Kleidung im Alten Orient"
Einen Großteil der Seiten nimmt der Artikel von Shing Müller über "Die Frauenkleidung der Tang-Dynastie" ein (S. 26 bis 32). Es liest sich interessant, aber da ich in diesem Bereich über keinerlei Wissen verfüge, sage ich nicht mehr dazu.
Am besten gefiel mir der Artikel von Nicole Reifarth und Elisabeth Völling "Spuren aus dem Reich der Farben" über Methoden der antiken Färbung von Stoffen, mit Betonung der Purpur- und Rotfärbung. Faszinierend war der Exkurs über eine neubabylonische Keilschrifttafel, welche verschiedene Rezepturen für die Färbung von Wolle enthält. Da leuchtet mein Auge und meine Wissbegier ist geweckt.
Der Rest des Heftes enthält die gewohnte Mischung von Grabungsberichten vor allem in Ägypten und Kleinasien.
Zum Reinschauen ist das Heft gut geeignet, doch für tiefer gehende Informationen leider nicht zu gebrauchen( aber vielleicht bin ich auch einfach nur zu verwöhnt).

Samstag, 26. Januar 2013

Reisewebstuhl?

Nachdem ich gestern angewebt, einige kleine Fehler behoben und schon zu mustern angefangen habe, wird die Jane heute ihre Reisetauglichkeit unter Beweis stellen - es geht zum Näh- und Werkeltag nach Schwarzenbach!
Vielleicht ist unsere Haus- und Hoffotografin Bianca so lieb und überlässt mit später einige Fotos für den Blog!

Es hat gut geklappt, es war wirklich keine Schwierigkeit, den Webstuhl zu- und wiederaufzuklappen und zu transportieren.

Hier gibt es eine kleine Fotoreihe:

Donnerstag, 24. Januar 2013

Ein kleines Projekt zwischendurch

Seit mein neuer Reisewebstuhl da ist, überlege ich, was ich zum Einweben darauf machen könnte. Dabei war nur ein 40er-Kamm und 400 Litzen, also muss es was 4-schäftiges werden, bis die bestellten Kämme und Litzen da sind.
Durch Zufall fiel mir mein krappgefärbtes Seidengarn in die Hand, die Farbe ist nicht so toll gelungen, weil das Krapp dieser Partie nicht sehr ergiebig ist. Aber für einen Schal wird es reichen.
Die Bindung lasse ich mir lange durch den Kopf gehen, bis ich mich für etwas Nordisches entscheide; es soll ein "swedish lace", eine schwedische Spitze sein. Es ist eine Gerstenkorn-Variation, blockweise eingesetzt, so etwa wie das hier.

Die Jane ist aufgebaut und ich probiere den eingebauten Reedekamm, der wunderbar funktioniert. Das Einziehen ist sehr mühsam, nicht, weil das Muster so schwierig wäre (der Musterrapport liegt als Ausdruck vor mir), sondern weil die Seide so dünn und fein ist - 17 Fäden auf den cm. Außerdem verhakelt sich das Garn an jeder Unebenheit auf meiner Haut, ich überlege schon dünne Handschuhe anzuziehen.
Die Hälfte schaffe ich heute Abend, der Rest muss auf morgen warten.



Edit 25.1.: Heute durfte ich alles nochmal rausziehen, nach über der Hälfte habe ich festgestellt, dass die Patrone einen Druckfehler hat :-((((
Ich war nicht begeistert. Aber vielleicht sollte man beim Patronenlesen auch durchaus mal kritisch sein und überlegen: Geht das so? Die Überlegung ist mir diesmal zu spät gekommen, beim nächsten Mal bin ich schlauer.





Mittwoch, 23. Januar 2013

Spätrömische Tunika mit eingewebten Clavi






Diese Tunika wurde für einen Schmied hergestellt. Sie besteht aus isländischem Einband (Einfachgarn aus isländischer Wolle in naturgraubraun) und die Clavi sind aus krappgefärbtem Wollgarn hiesiger Herkunft.
Bindung ist einfach Leinwandbindung, für die eingewebten Clavi musste ich was frickeln, damit sie als Rips schon klar hervortreten.

Dienstag, 22. Januar 2013

Ein keltischer Rock

Für einen Auftrag soll ich einen Rockstoff für eine keltische Darstellung weben.
Die Planung ist etwas kniffelig, denn natürlich gibt es für die Zeit v. CH. keine kompletten Funde, von denen sich eine mögliche Umsetzung ableiten ließe.
Ich bin auf verschiedene Funde kleiner bis kleinster Stoffreste sowie Sekundärliteratur angewiesen.
Für die gewünschte Zeit (LaTene A) kommen verschiedene Köper sowie Tuchbindung in Frage.
Ich entscheide mich für eine Tuchbindung, denn dabei kann ich meine Idee, die gewünschten Streifen zu mustern umsetzen.
Dabei sollen entsprechend einiger Situlenabbildung diesmal Längsstreifen entstehen.
Als Ausgangsgarn steht ein krappgefärbtes Wollgarn vom "Dönerschaf" zur Verfügung in einer recht dünnen Ausspinnung mit 28/2 Nm und für das Muster ein indigogefärbtes Einfachgarn in 6/1 Nm.

Das Muster wird in sog. Plattweberei, auch monk's belt genannt entstehen. Es gibt keine direkten Funde aus der mitteleuropäischen Eisenzeit in dieser Webart, aber die Ripsbänder aus Hallstatt sind in einer ähnlichen Technik hergestellt.






Da die Rocklänge nur 95 cm betragen soll, kann ich den Stoff quer weben. Die Einzieherei der 1170 Kettfäden zieht sich, das Weben selbst geht relativ schnell. Ich mag Stoffe mit Musterung, weil man sieht, wie das Gewebe wächst.
Der Stoff ist vom Webstuhl, war schon in der Wäsche und muss jetzt nch gemangelt werden - es sieht sehr gut aus und ich freue mich sehr über das Ergebnis.